Behandelter Abschnitt Ps 63
Während Psalm 61 das Schreien des Gerechten und Psalm 62 das Vertrauen und die Ermunterung, sich auf Gott zu verlassen, darstellt, redet Psalm 63 von dem Verlangen der Seele, die noch vertrieben und fern vom Heiligtum ist (so können auch wir vom Himmel reden, denn wir haben durch den Glauben die Macht und Herrlichkeit dort gesehen), aber durch den Glauben an die Güte selbst ist das Teil der Seele selbst in der Wüste Lobgesang, und Mark und Fett werden ihr als Speise dargereicht. In dieser Beziehung ist der Psalm wunderschön: die Seele kennt Gott, und das bringt zu allen Zeiten Lobgesang in ihr hervor. Zweierlei wird besonders hervorgehoben: erstens - und das ist ein kostbares Wort - weil Gottes Güte besser ist als Leben, preisen die Lippen des Gläubigen Gott, obgleich das Leben in der Wüste Leiden mit sich bringt, und zweitens, weil Gott ihm zur Hilfe gewesen ist, will der Gerechte jubeln in dem Schatten Seiner Flügel. Vers 8 beschreibt das praktische Ergebnis: seine Seele folgt Gott unmittelbar nach, und Gottes Rechte hält ihn aufrecht. Er verlangt danach, die Macht und Herrlichkeit Gottes zu sehen, wie er sie gesehen hatte, und seine Seele wird jetzt schon wie mit Mark und Fett gesättigt, und zwar in den stillen Nachtwachen, wenn er, fern von dem Geräusch der Welt, in der Stille sich selbst überlassen ist. Die nach dem Leben des Gerechten trachten, um es zu verderben, werden hinabfahren in den Hades; aber der König wird sich in Gott freuen. Die Seinen Namen bekennen, sollen sich rühmen, aber die Falschen, die sich von Ihm abwenden, sollen beschämt werden. Wir haben hier wieder den König, und der Psalm bezieht sich auf Christum in einem höheren Sinne als auf den Überrest. Bei Ihm war es das Verlangen, die Herrlichkeit zu sehen, aus der Er herabgekommen war; für den Juden war sie in dem Tempel. Für uns, die wir die Herrlichkeit und das Heiligtum gesehen haben, in die Er eingegangen ist, ist es ein Christus, der uns durch den Glauben offenbart worden ist.
Es besteht ein Unterschied zwischen Psalm 84 und diesem Psalm: dort finden wir das Verlangen, wieder in das Heiligtum Gottes gehen zu können, hier das Verlangen nach Gott Selbst. Dort sind die Vorhöfe Jehovas, des Bundesgottes, lieblich für die Seele; hier, wo es keine Heiligtümer gibt, um hineinzugehen, ist Gott Selbst ihre Wonne27.
27 Für Christum und für den neuen Menschen ist die Welt eine Wüste ohne irgend etwas, das die Seele erfrischen könnte. Da aber die Gunst Gottes besser ist als Leben, so können wir während unseres Lebens lobsingen, unsere Seele wird wie von Mark und Fett gesättigt. Der Heilige des Überrestes befindet sich nicht im Heiligtum, aber er hat Gott in demselben gesehen; sein Verlangen ist nach Gott Selbst. Christus konnte dies buchstäblich sagen. „Er hat den Vater gesehen“, und wir haben Ihn in Ihm gesehen.↩︎