Behandelter Abschnitt Ps 48,1-14
Zion, die Freude aller Länder Psalm 48
Das ist wiederum ein reich messianischer Psalm. Er würde mangelhaft wirken, wenn man ihn nur auf den Sieg Josaphats über den König von Syrien anwenden würde. Gewiss hat man ihn mit Freuden gesungen, denn der Sieg war ein Wunder Gottes über einen mächtigen Gegner (2Kön 19,35). Der Psalm deutet auf einen weit größeren Sieg hin, auf den über Gog und Magog (Hes 38 und 39). Die beiden mächtigen Könige, man nimmt an, Russland und dessen Heere seien gemeint, werden auf den Bergen Israels ein schreckliches Ende finden. Wann? Nachdem Satan nochmals aus dem Abgrund freigelassen und gegen Israel streiten wird.
Jerusalem, die Stadt Gottes, wird hier besungen. Das Lied ist ein Lobpreis auf den König Zions mit dem Heiligtum in ihrer Mitte. Die Gemeinde darf sich Größerem rühmen, da sie der Tempel Gottes ist (1Kor 3,17), und das einzelne Glied ein Tempel des Heiligen Geistes genannt wird (1Kor 6,19).
Jerusalem wird man nennen „Stadt der Gerechtigkeit“. Nach Hesekiel 48,35 soll Jerusalem „Jahve daselbst“ heißen. Man lese hierzu Sacharia 14; Jesaja 2,2. Der Herr wird Jerusalem zur ewigen Freude machen (Jes 63,13) und von da wird das Gesetz ausgehen. In Zukunft wird Jerusalem noch einmal belagert werden. Die Hälfte der Stadt wird von den Feinden eingenommen, und ihre Bewohner gehen in die Gefangenschaft. Jede Hoffnung auf Rettung ist dahin, aber auf ihr beständiges Schreien zu Gott erscheint plötzlich der Retter. Er schlägt Seine Feinde so gründlich, dass sich keiner erhebt, und Jahve rettet Sein Volk Israel.
Hier möchte ich noch vom eigentlichen Sinn des Psalmes, der Israel betrifft abweichen. Ähnlich wie der Herr zu Israel sagte „sie sollen mir ein Heiligtum bauen“ worinnen Er wohne (2. Mose 25,8), und zu der Gemeinde rede, Sie ist überall da Sein Heiligtum, wo sich zwei oder drei in Seinem Namen versammeln (Mt 18,20). Hier darf der Gläubige mit Jakob ausrufen: „Wie heilig ist diese Stätte, hier ist nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels“ (1. Mose 28). Da stimmt jeder in die Worte Jakobs ein: „Dieser Gott soll mein Gott sein.“ Er ist der Gegenstand des Lobpreises. Apostelgeschichte 2,42-47 soll als Muster in der praktischen Verwirklichung unserer Gottesdienste sein.
Jerusalem wird in besonderer Weise besungen. Das ist begreiflich, denn es wird die Hauptstadt der ganzen Erde sein, also nicht Washington oder Moskau. Jerusalem wird Brennpunkt der ganzen Welt sein. Aber was ist mit der Gemeinde des Herrn? Wo ist ihr Brennpunkt? Im Himmel! „Unser Bürgertum ist im Himmel“ (Phil 3,20). Unser Jerusalem ist die Mutter aller Gläubigen, droben im Vaterhaus (Gal 4,26). Erich Sauer schreibt über das Jerusalem droben folgendes:
Ihre Grundlage, die Namen der zwölf Apostel, stehen auf den Fundamenten (Off 21,14).
Die Kontrolle. Nur wer im Lebensbuch des Lammes steht, darf durch ihre Tore eingehen (Off 21,14).
Der Lebensquell fließt vom Throne Gottes und des Lammes und erfreut und erquickt alles (Off 22,1).
Das Licht der Stadt. Das Lamm ist seine Leuchte. Welche Fülle der Reflexe der Jaspis geben wird ist unermesslich (Off 23).
Der Geliebte. Die Stadt ist bereitet wie eine Braut für ihren Bräutigam (Off 21,9; 2Kor 11,2; Eph 5,31.32).
Der Tempel. Der Allmächtige und das Lamm bilden den Tempel. Der König ist auf dem Thron Gottes und des Lammes. „Seine Knechte werden Ihm dienen Tag und Nacht (Off 22,1).
Die Gemeinde des Herrn ist für immer gesichert. Oft und oft versuchten die Feinde sie zu überwältigen wie das an Israel geschehen ist. Das gelang am Anfang weder dem heidnischen Rom noch der Kirche Roms, die es während Jahrhunderten versuchten, ihnen aber nie gelang. „Die Pforten der Hölle vermögen sie nicht zu überwältigen“ (Mt 16,18). Der Herr ist für sie, wer vermag wider sie sein (Röm 8,31)?
Der Gott, der so Großes an Israel getan hat, ist unser Gott. Weit mehr, wir dürfen auf größere Wunder als Israel zurückblicken. Es sind die zwei Eckpfeiler, das Kreuz mit Jesu Tod für uns und Seine Auferstehung. Wer Ausschau hält, dessen Rühmen ist weit größer als das Israels. Israel erhielt eine irdische Heimat; wir aber gehen droben in das Vaterhaus ein, wo wir Ihn ununterbrochen sehen werden (Heb 12,22).
In Vers 13 redet der Psalmist von den Mauern und Palästen. Von da erschollen die Posaunen. Erschallt auch durch uns die Evangeliumsposaune wie von den Thessalonichern (1Thes 1,8)? Sind wir Wächter auf den Mauern und führen Jesu Befehle aus, Buße und Vergebung der Sünde zu verkündigen (Lk 24,47)?
Aufforderung zur Kinderevangelisation. Erzählt es dem kommenden Geschlecht (V. 14), dass Jesus die Kinder liebt (Mk 10,13-16). Das ist eine Aufgabe für Eltern und Großeltern, früh ihre Kleinen durch Wort und Wandel Jesu zuzuführen.
Lieblich ist der letzte Vers. „Dieser Gott ist unser Gott. Er wird uns leiten immer und ewiglich.“ Diese Zusicherung hat uns Jesus bei der Himmelfahrt gegeben (Mt 28,20). Er führt uns durch das Tal der Todesschatten. Der Tod ist die Schwelle hinüber in das Vaterhaus, dem Jerusalem droben, zu unserer Mutter. Mit dem Geist und der Braut rufen wir: „Komme bald Herr Jesu.“ Wir sehnen uns bei Dir zu sein, in Deiner heiligen Nähe.
Singet Gott Psalmen Psalm 48
Der Schreiber des Psalmes ist unbekannt. Er wurde gesungen nach dem großen Sieg, den Gott Hiskia über Sanherib gab, als Gott allein für ihn kämpfte (2Kön 19,35). Es wird angenommen, dass der Psalm nach dem Sieg auf dem Schlachtfeld gesungen wurde (2Chr 20,26.28) und dass die Truppen singend in Jerusalem einzogen.
Ein Lob dem Herrn und der Stadt Jerusalem! Es ist die Stadt des großen Königs, dessen Name überall gepriesen wird. Hier offenbarte der Herr Seine Größe. Eben hatte Er sie über die Assyrer bewiesen, da nur ein kleiner Überrest des großen Heeres heimkehrte. Seine Größe und Herrlichkeit wurde vor allem im Tempel offenbar (Jes.). Der Herr hatte Jerusalem erwählt zu Seiner Wohnung (2. Mose 25,8). Und heute weilt Er inmitten der Seinen (Mt 18,20). Hier bekehren sich Sünder. Besonders wird der Berg Zion besungen, weil der große König daselbst wohnt.
Die Gemeinde Jesu stellt nichts Sichtbares dar; sie ist der unsichtbare Tempel (Eph 2,18.20). Die Herrlichkeit dieses Tempels ist die Gegenwart Gottes. An den Heiligen hat Er Sein Wohlgefallen (Ps 16,3). Hier ist also keine äußere Herrlichkeit zu sehen, nur glühende Herzen und Seelen für Jesus.
Die versammelten Feinde. Viele Könige vereinten sich gegen Josaphat. Ähnliches geschieht gegen die Gemeinde. Selbst Theologen sagen, es gibt keinen Gott oder Er sei tot (Ps 14). Sie sind Toren, ja mehr, Betrüger, Irreführer. Wie kamen die Feinde Israels: Sie überfielen das Volk plötzlich, raubten und plünderten. Heute kommen sie mit der Frage der Schlange: „Sollte Gott gesagt haben?“ Gegenwärtig verwischt die Ökumene Gottes Gedanken über die Gemeinde und betrügt viele wahrhaftig Gläubige (2Kor 6,14). Es ist der Lügengeist Satans, der durch sie redet (1Kön 13,18f).
Das Ende der Feinde. Gott zerbricht ihre Macht (2Chr 20,26.27). Sanherib musste es bitter erfahren. Der Gläubige aber sagt triumphierend: «Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein» (Röm 8,31)? Die Feinde müssen zugeben, daß Gott in der Mitte Israels ist und die Rosse der Feinde lähmt (Ps 48,6-8).
Sela. Stehe still und siehe, was Gott für und an den Seinen tut, wie Er für sie streitet, dass ihnen niemand schaden kann. Er behütet sie wie Seinen Augapfel. Lernen wir unsere Siege und Bewahrungen nicht unserer Kraft oder Weisheit zuzuschreiben, sondern allein unserem treuen Gott, der mit uns ist.
Eine Gedenkfeier (V. 9). „Gott, wir gedenken Deiner Güte.“ Über die Güte Gottes sinnen ist das beste Nachdenken; da fließt das Herz über von Lob, was im Liede zum Ausdruck kommt.
Der Ort der Gedenkfeier. Sie fand in den Vorhöfen des Tempels statt; die Priester erschienen im heiligen Schmuck und beteten Jahve im Heiligtum an. Nach Vers 11 rühmen sie den heiligen Namen Gottes. «Herr, Du hast den Sieg geschenkt.» Wie Dein Name, so ist auch Dein Ruhm auf der ganzen Erde. Es ist der Name über alle Namen der von Gottes Volk in aller Welt besungen und gepredigt wird. Mit Dank stimmen wir in das schöne Lied ein: „O wie süß klingt Jesu Name; o wie heilt Er allen Schmerz, und wie bringt Er Fried und Freude jedem kindlich gläubigen Herz. O wie süß es klingt, wenn ein Herz von Jesu singt.“ In diesem Namen erheben wir das Panier. In diesem Namen versammeln wir uns, feiern wir das sinnreiche Gedächtnismahl und verkündigen Seinen Tod. Dem, der so große Dinge an uns getan hat, wie sie David rühmt, gebührt auch unser Lobgesang.
Erstaunte Könige. Alle Könige staunten und kamen nach Jerusalem, wohl wie wir heute sagen würden, mit Gratulationen wegen des großen Sieges über Sanherib, den auch sie fürchteten. Sie waren alle dankbar für den Sieg, den Gott Israel gegeben hatte. O dass auch in der Gemeinde wieder Dinge zum Ruhme des Namens des Herrn geschehen möchten, wie ehemals, da man im Tempel staunte über das Wunder, das durch Petrus am Lahmen vor der schönen Tür geschah (Apg 3,10). In Vers 13 redet der Psalmist von den herrlichen Palästen, den Mauern und Türmen. In den Türmen der Mauern befanden sich die Wächter, hielten. Von den Türmen die Ausschau auf herannahende Feinde wurden Botschaften an das Volk ausgerufen und Befehle erteilt. Heute dürfen wir Wächter auf Zinns Mauern sein. Das waren die gläubigen Thessalonicher, von denen der Apostel schreibt dass von ihnen aus die Evangeliumsposaune erschollen sei in näherer und weiterer Umgebung (1Thes 1,8). Hier ist auch der
Kinderevangelisation gedacht: Erzählet dem zukünftigen Geschlecht. Eine besondere Aufgabe für Eltern und Großeltern, die den Kindern erzählen, was der Herr für sie getan hat, wie Er sie herzte und liebte (Mk 10,13-16). Führt die Kinder zu Jesus!
Der letzte Vers ist köstlich; er ist eine gewisse Wiederholung des Vorhergesagten. Er ist unser Gott und wird uns lieben immer und ewiglich. Auch im Tal der Todesschatten ist Er bei den Seinen. Er hat verheißen sie nicht zu verlassen noch zu versäumen. Über das, was Gott an Israel getan hat, mussten auch die Feinde staunen. So soll es bei dir und mir sein! Alle sollen wie David in Psalm 40,3.4 sagt, sehen können, was Gott an den einst verlorenen Menschen getan hat. Sie sollen das neue Lied, das sie singen, hören.