Behandelter Abschnitt Ps 43,1-5
Acht Bitten des Psalmisten Psalm 43
Die Psalm 42 und 43 bilden ein Ganzes. Psalm 43 enthält viele Wiederholungen und Bitten. Er erfleht sie in dunklen Tagen. Wir wollen aus ihnen Nutzen ziehen, damit wir zu beten wissen in schweren Zeiten. David bekleidete in Israel den höchsten Posten. Er war von Gott zum König und Hirten über Israel gesalbt und der Mann nach Seinem Herzen. Er war der Beste ‑ Geliebte, aber ebenso der meist Gehasste. Paulus schreibt in z. Timotheus 3, 12: „Alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden.“ Menschlich gesprochen hatte es David besser als Hirte, denn als König in seinem Schloss. Er war ein Freund der Natur. Des Nachts beobachtete er Mond und Sterne in ihrem Lauf und rühmte den Schöpfer. Frühmorgens beobachtete er den Aufgang der Sonne, die wie eine Braut ihr Gemach verlässt, um den Gang um die Erde zu durchschreiten (Ps 19,1-6). Beachten wir kurz seine Bitten. Worum bat David?
1. Um Recht: „Schaffe mir Recht.“ Es wurde ihm viel Unrecht zugerechnet, von dem er selbst nichts wusste. Man denke an das Schwere, das ihm Absalom antat, als er ihm die Herzen des Volkes stahl; an die Schmähungen Simeis, der ihm fluchte und ihn mit Steinen bewarf, ihn Bluthund nannte. Wie erwiderte David solche Schmähungen? Er betete (Ps 35,13)! David handelte wie später der Herr, der alles dem Vater überließ (1Pet 2,23).
2. Um Rettung vor seinen Feinden, die zahlreich waren. Der größere Teil des Volkes hatte sich von ihm abgewandt und folgte Absalom. Männer seiner nächsten Umgebung wie Ahitophel verließen ihn nicht nur, sondern wurden Ratgeber und Führer Absaloms. Man lese nur Psalm 55,12-14; da bekommt man einen Eindruck wie des Davids Herz brach. In solchen Lagen kann nur einer retten: Gott! David wurde erhört.
3. Um Kraft. „Du bist meine Stärke!“ Die erhalten alle, die Seiner harren. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ (Jes 40,29). Der Herr hat sie uns verheißen: „Ihr werdet Kraft empfangen“ (Apg 1,8). Kraft hat ihm Gott geschenkt; denn viele Feinde hat er besiegt. David bekam auch viel innere Kraft. Er sagt, dass er mit seinem Gott über eine Mauer springen könne, er vermochte große Hindernisse im Glauben zu überwinden.
4. Um Erbarmen. Warum hast Du mich verstoßen? Er vergaß wie heute noch viele mit ihm das Wort, das fünf Mal in der Schrift vorkommt: „Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen“ (1. Mose 28,15; 5. Mose 31,6; Jos 1,3; 1Chr 28,20; Jes 41,1; Heb 13,6).
5. Um Licht. „Sende Dein Licht.“ David saß in tiefem Dunkel; aber derselbe Herr, der sagt: „Ich will dich nicht verlassen“, sagt „Ich bin das Licht der Welt.“ Gott gibt Licht in dunkelste Finsternis. Das hat unser Herr am Kreuz erfahren (Lk 22,43), Jona im Bauch des Fisches, Paulus auf seiner Romreise (Apg 27).
6. Um Freude. Er fragt: „Warum gehe ich trauernd umher?“ Er vergaß, was er in Psalm 16,9.11 geschrieben hat: „Freude die Fülle und Lieblichkeiten sind zu Deiner Rechten immerdar.“ Er hörte auf die Stimme der Feinde und auf ihre Schmähungen. Nun aber griff er wiederum zur Harfe und sang: „Ich werde Dir noch danken“, wie einst Joseph, der in der Feindseligkeit seiner Brüder Gottes Absichten sah (1. Mose 50,20). „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“ inmitten von Feindschaft (Neh 8,10). Die Freude bricht oft unter den schwersten Umständen hervor wie bei Paulus und Silas im Gefängnis (Apg 16,25). Der Herr gibt vollkommene Freude (Joh 15,11; Phil 4,4). Wer Jesum sieht wie die Jünger nach Ostern, ist froh. „Da waren die Jünger froh, als sie den Herrn sahen“ (Joh 20,20).
7. Um Klarheit. „Sende Deine Wahrheit.“ Mache offenbar, dass all das, was die Feinde über mich an Schmähungen und Lügen aussagen, zuschanden werde. Stelle die Lügner bloß, und bringe die Wahrheit ans Licht. All den vielen Bitten um Rettung, Bewahrung, Licht und Wahrheit folgt noch seine größte Bitte.
8. Um Gottes Nähe. „Bringe mich zu Deinem heiligen Berge nach Zion.“ Dort standen die Bundeslade und die Altäre. Dort zu sein war seines Herzens einzige Sehnsucht. Er nennt Gott seine Jubelfreude. Ihn will er loben mit der Harfe. Er nennt den Herrn seinen persönlichen Gott, „mein Gott“. David sehnt sich nach dem Altar wie in Psalm 84. Er weiß, was dort geschehen ist, dass das Blut des Lammes auch für ihn geflossen und seine Sünde gesühnt ist. Der eherne Altar war dem Israeliten das, was uns das Kreuz ist. Hier hören wir kein „was beugst du dich nieder meine Seele“. Hier ist sie nicht mehr unruhig, sondern ist zur Ruhe gekommen. Da ist das Dürsten der Seele gestillt. Damals sah der Psalmist was wir heute in 1. Petrus 2,24 sehen: „Welcher unsere Sünde selbst hinaufgetragen hat“ und darum gerecht vor Gott steht (Röm 5,1).
Der schöne Schluss. „Dich werde ich preisen mit der Laute.“ Für die Rettung und Bewahrung vor den bösen Absichten der Feinde, für das Licht und die Wahrheit. Alle Bangigkeit hört auf. Wie in Psalm 103 fließt der Dank für alle Seine Wohltaten. Der letzte Satz lautet: „Der das Heil meines Angesichts und mein Gott ist.“ Gott sehen erheitert das Angesicht (Ps 34,5). Jakob sah im Dunkel der Nacht das Angesicht Gottes und sprach: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen“ (1. Mose 32,30). Das Angesicht Gottes sehen bedeutet Umgestaltung; und das erlebte Jakob. Das sollst du und soll ich erleben (2Kor 3,18).