Zuflucht in Niedergeschlagenheit Psalm 42,6
„Mein Gott, es beugt sich nieder in mir meine Seele, darum gedenke ich Dein im Lande des Jordan und des Hermon vom Berge Mizhar.“ Es ist ungewiß zu sagen wer der Schreiber des Psalmes war, auch zu welcher Zeit oder zu welchem Anlass er geschrieben wurde. In jedem Fall von einem Mann tiefer Empfindungen und echter Frömmigkeit. David war von Gottlosen umgeben und dauernd ihrem Spott ausgesetzt. Sehr vermisste er das Heiligtum, das er so liebte (V. 4). Obwohl er meinte, Gott habe ihn vergessen, nahm er doch allein Zuflucht zu Ihm. David hatte
Tiefes herzliches Vertrauen. Er ruft: „Mein Gott.“ Inwiefern war ihm dieser Gott so persönlich? Er war es als Schöpfer. In Psalm 100 lesen wir: „Er hat uns gemacht und nicht wir selbst“ (Hiob 10,8; Ps 119,73; 139,13). Er ist der Töpfer und wir der Ton. Er ist der Schöpfer und wir Seine Geschöpfe. Er ist der Vater und wir Seine Kinder, deren Er sich annimmt, der Vater der Geister (Sach 12,1; Heb 10,9).
Mein Gott ‑ wegen Seines Wohlgefallens an Ihm (Ps 16,3). „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Trotz dieser großen Gnade lieben die meisten die Welt mehr als ihren Schöpfer (1Joh 2,15-17), ziehen Wohlstand und Ehre dem Herrn vor wie der reiche Jüngling. Andere scheuen die Schmach Christi. David aber sagt „mein Gott“ (Ps 63,1; 73,25).
Mein Gott ‑ wegen Seiner Liebe zu Ihm (Röm 5,8-10). Der Mensch ist von Natur ein Feind Gottes, was wir alle waren (Eph 2,1-7). Dennoch ist im Menschen ein gewisser Hang zu Gott. Er hat das Bewusstsein der Ewigkeit in sein Herz gelegt. „Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, hernach aber das Gericht.“
Mein Gott ‑ wegen Seiner ewigen Bestimmung. „Er hat uns erwählt vor Grundlegung der Welt“ (Eph 1,4.5). Er offenbarte sich dem einen und andern, während er noch sehr ferne war; dem Abraham, als er noch inmitten von Götzendienern wohnte (Jos 24,2) und dem Propheten Jona in Ninive.
Mein Gott ‑ wegen des hohen Kaufpreises. „ Er hat uns erkauft, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Seinem kostbaren Blut“ (1Pet 1,18-20). Wir sind auf diese Weise Seine Leibeigenen, und unser alles ist Sein (Röm 12,1). Der Herr, der uns zu Seinen Blutsverwandten machte, und einen Bund schloss, weil zureichender als der mit den Erzvätern oder mit David, ist es, den wir „mein Gott“ nennen dürfen!
Mein Gott ‑ durch das Bekenntnis zu Ihm. Allen sagen wir, wer dieser „mein Gott“ ist, dem wir allein vertrauen. Er ist es, der uns leitet und führt (Ps 32,8) und in Seiner Kraft trägt (2Kor 12,9). Er ist der Seinen Teil (Ps 16,5). Es ist überwältigend, sagen zu dürfen „mein Gott“. Trotz dieses Vorrechtes gibt es beim Gläubigen noch
Niedergeschlagenheit. „Mein Gott, betrübt ist meine Seele“, und das aus sehr verschiedenen Gründen, bei manchen aus körperlichen Schwachheiten. Leib und Seele sind eng miteinander verbunden. Oft kommt Niedergeschlagenheit aus geistiger oder leiblicher Überbeanspruchung. Solche Menschen benötigen zunächst eine lange Ausspannung. Der Gläubige aber hat weit mehr, er darf sagen, dass der Herr sein Arzt ist, der ihn durch den Glauben aufrichtet und zu heilen vermag.
Durch Abweichen vom Wege. Oft kommen sehr Gedrückte oder Schwermütige in die Seelsorge voller Selbstanklagen. Sie glauben, Gott habe sie verlassen. Die Schrift aber weist ihnen den Weg heraus aus ihren Zweifeln, so dass sie wiederum mutig im Glauben sagen dürfen: „Mein Gott“ (Heb 13,5b). Gottes Gedanke ist stets Wiederherstellung (Gal 6,1). Oft auch durch den Tod eines Nahestehenden. Jakob kam lange nicht über den Verlust seines Sohnes Joseph hinweg. Es braucht bei vielen lange Zeit bis sie mit Hiob sagen: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt.“
Durch Leiden und Verfolgung. In den modernen Folterungen, Gehirnwäsche und unaufhörlichen Seelenqualen (Ps 119,53) sagen dennoch viele: „Mein Gott.“ Ihr Glaube hat andere veranlasst sich demselben Gott hinzugeben.
Ein fester Entschluss. „Darum gedenke ich Deiner.“ Der Herr ist allein in allem unsere Zuflucht. Woandershin sollten wir gehen (Ps 139,8; Joh 6,68; Apg 17,28)? Er gibt Gesänge in der Nacht, d. h. wenn wir tief im Dunkel liegen (Hiob 35,10). Das haben Paulus und Silas unter Schmerzen und Härten im Gefängnis bewiesen (Apg 16,25). Johannes dachte auf Patmos nicht an die Härten der Gefangenschaft, sondern an das, was der Herr an ihm getan hatte (Off 1,5.6) und er schaut aus nach dem, der kommt. Paulus sagt, dass unsere Trübsal zeitlich und leicht ist, aber am Ende reiche Früchte trage (2Kor 4,17.18; Heb 12,11). „Der Glaube an die göttliche Führung“ sagt mit David: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn Du bist bei mir.“ „Kann auch ein Weib ihres Kindes vergessen, dass sie sich nicht erbarmte über den Sohn ihres Leibes, und ob sie desselben vergäße, so will ich dein nicht vergessen“ (Jes 49,15). Der Herr selbst richtet Nieder-geschlagene auf. Das sehen wir im Fall von Elia (1Kön 19; Ps 146,8). Und als Johannes der Täufer in Zweifel, ob Jesus der verheißene Messias sei, niedergeschlagen im Gefängnis lag, richtete ihn der Herr mit der Schrift auf (Mt 11,2-5). Darum blicke nur auf Jesus, in jeder Lage, und du wirst stets wie der Psalmist sagen können: „Mein Gott.“