Behandelter Abschnitt Ps 42,1-11
Ein Lied der Kinder Korahs Psalm 42
Mit Psalm 42 beginnt das zweite Buch der Psalmen. Es beginnt mit einem Lobgesang der Kinder Korahs. Sie zählten zu den Leviten, die ganz verschiedene Aufgaben am Hause des Herrn hatten. Die der Kinder Korahs war der Gesang. Ihre Loblieder begleiteten die Gottesdienste. Das ist ein Vorrecht, aber ist es dabei geblieben? Nein, sie wachten nicht, und ihr Elend war unbeschreiblich (4. Mose 16). An uns alle ergeht die Mahnung: „ Wachet!“ Gott sucht nicht zunächst lieblichen Gesang, hohe Erkenntnis, Gaben und Ämter, vielmehr sollen wir Ihn lieben von ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst. Alles andere gleicht einem geschminkten Leichnam, der vor Gott stinkt. Gott sucht ungeteilte Herzen (2Chr 16,9).
Die Herkunft des Psalms ist ungewiss, aber er scheint in der Zeit entstanden zu sein, da sich David im Exil befand.
Sein tiefer Schmerz. Er war ferne von Zion und litt unter der Schmach der Feinde und dem Fehlen der Teilnahme an den Gottesdiensten und Lobgesängen Israels. In Zion stand unter einem Zelt die Bundeslade. Hier offenbarte sich Gott (2. Mose 25,8). Er vergleicht sein Sehnen mit dem Lechzen eines Hirsches nach frischem Wasser. Sein Sehnen war also nicht nach seinem Palast oder nach der Familie, sondern nach Gott und seinem Volk, um mit ihm vor Gott in Zion erscheinen zu dürfen. Sein Verlangen war ähnlich dem in Psalm 84, nach den Altären Gottes. Sein Durst ist nicht mit jenem in 2. Samuel 23,15, nach der Quelle von Bethlehem zu vergleichen, sondern ein heißes Verlangen nach seinem Gott (Ps 63,1). Über alles entbehrte David die Heiligtümer Gottes. Was sagen sie uns? Im Sinai‑Feldzug Israels 1967 gegen die Araber starben viele vor Durst. Halbtote kamen nach einem Trunk Wasser wieder zum Leben (1. Mose 21,15-19).
Davids zweiter Schrei. Er schrie zu Gott wegen seiner Feinde, die spottend und lästernd fragten: „Wo ist nun dein Gott?“ Sein Schmerz über ihre Schmähungen war so groß, dass er Tag und Nacht weinte. Weit größeren Schmerz musste der Herr am Kreuz erdulden ohne zu klagen (Lk 23,35). David, denke daran, was du in Psalm 23,4 geschrieben hast! Auch Männer nach dem Herzen Gottes können. in Angst geraten. David ermunterte andere, und hier liegt er selbst am Boden (Ps 51,15). Wir verlassen uns nicht immer auf die Verheißungen Gottes, wie das Jakob in der Not tat: „Herr, Du hast gesagt!“ Wer ebenso redet, dem geht neu die Sonne auf wie dem Jakob (1. Mose 32,30.31), ja mehr, er geht als Sieger hervor. David fragt, wann er das Angesicht Gottes sehen werde. Dieselbe Sehnsucht sprach Mose aus (2. Mose 33,19). Erneut den Herrn sehen bedeutet froh sein. Das erfuhren die Jünger (Joh 20,20), sie wurden erheitert (Ps 34,6.7) und umgestaltet (2Kor 3,18).
Ein weises Vornehmen. David will seine Seele ausschütten. Er tat es unter vielen Tränen (V. 3). Alle Sorgen vor Gott ausschütten ist der Ausweg aus jedem Schmerz. David denkt mit Schluchzen an jene Zeit, da er mit dem Volke Gottes freudig nach Zion hinaufzog. Hier aber war seine Seele betrübt. David lag wie eine Scherbe zerbrochen am Boden, aber solcher gedenkt Gott und erhört sie (Jes 57,15; 66,2). Wie sich Gott der Niedergeschlagenen annimmt und ihnen zurechthilft sehen wir in 1. Könige 19 bei Elia. Denken wir an Psalmen wie 22 und 69, die den Herrn betreffen. „Ich bin müde von meinem Geschrei, entzündet ist meine Kehle, meine Augen schwinden“ (Ps 42,3). „Mein Herz bebt“ (Ps 38,10). All diese Worte deuten auf Jesus hin. Alle Seine Leiden waren die Antwort auf Seine Liebe und Wohltaten. Er konnte mit Jeremia fragen: „Ist wohl ein Schmerz wie mein Schmerz“ (Klgl 1,12)? Wer nicht den Herrn in den Psalmen sucht, geht des kostbaren Kerns verlustig. Jesus ist ihre Erfüllung.
Die göttliche Antwort auf Davids Flehen (V. 8‑10). „Jahve hat mein Klagelied erhört, darum weichet, ihr Übeltäter.“ Davids Gebete sind angenommen. Er machte viele Gebetserlebnisse, besonders in seinen schweren Verfolgungen durch Saul und Absalom. Wir sehen die Erhörungen der Schreie unseres Herrn, der in den Tagen Seines Fleisches heftig flehte, und die Schrift sagt, dass Er erhört wurde (Heb 5,7). Worin bestand Seine Erhörung? Sie kam am dritten Tage, da Gott Ihn auferweckte aus dem Tode und zu Seiner Rechten erhob.
Das Schicksal der Feinde. Die Feinde wurden bestürzt. Sie mussten sich beugen, als der König wieder in Jerusalem einzog. Das wird unendlich größer sein, wenn unser Herr in Herrlichkeit dereinst in Jerusalem einziehen wird. Oft wurden die Feinde beschämt, als sie den Herrn zu Fall bringen wollten und selbst in die Grube fielen. Weder der schwere Stein vor dem Grabe, noch die starken Wachen halfen ihnen. Petrus darf vor der großen Volksmenge bezeugen: „Den hat Gott auferweckt aus den Toten, des sind wir alle Zeugen.“ Die Grabhüter erschraken und flohen, als Jesus aus den Toten auferstand. Da nützte weder Bestechung noch Lüge (Mt 28,12). Jesu Auferstehung wurde vor mehr als 500 Brüdern bewiesen.
Glaubensvoll ist der Schluss. Harre auf Gott, denn ich werde Ihm noch danken, dass Er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist. Da hört alle Unruhe auf.