Behandelter Abschnitt Ps 41,6-14
Eine bittere Klage Psalm 41,6-14
David muss über seine Feinde klagen wegen ihrer bösen Absichten, ihm den Tod zu wünschen. «Alle die mich hassen raunen miteinander wider mich» (Vers 7). „Auch mein Freund, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen.“ David gibt uns hier einen Einblick in seine schweren Enttäuschungen, die ihm fast das Herz brachen. Seine intimsten Freunde haben ihn nicht nur verlassen, sondern verraten. David nennt keine Namen. Offenbar waren es etliche. Zuvor saßen sie als Schmarotzer an seinem Tisch. David bekam zu spüren, dass nicht alle wie Jonathan waren, der ihm alles auslieferte. Sie behielten Schwert und Bogen zurück, die sie nun gegen David brauchten (1Sam 18,1-5). David dachte gewiss besonders an Ahitophel, den wir in Psalm 55 noch näher kennen lernen werden. Er war bei David im geheimen Rat und teilte ihm das Intimste mit. Er erwies ihm die besondere Ehre, wie später Mephiboseth, beständig an Davids Tisch zu sitzen (2Sam 9,10), doch er erwies sich als Verräter.
Ein beachtenswerter Vergleich ist zwischen den Feinden Davids und denen des Herrn. Bei, David war Ahitophel der Schlimmste, bei dem Herrn aber war es Judas. Auch er saß wie Davids Freunde drei Jahre an Jesu Tisch, genoss großes Vertrauen; denn der Herr bestimmte ihn zum Kassenverwalter. Ja mehr: Jesus rüstete ihn mit besonderen Vollmachten aus. Er trieb Teufel aus, nur nicht den aus sich (Matthäus 26,23). Und wie verhielten sich die Tausende, die Jesus speiste und heilte? Heute wollen sie ihn zum König proklamieren; morgen rufen sie: «Kreuzige Ihn». Andere schrien: „Gelobt sei der da kommt.“ Nun aber verließen sie Ihn alle. Wie antwortete David seinen Feinden? Er betete für sie (Ps 35,13). Dasselbe tat der Herr auch, als Er in bitterem Schmerz am Kreuz bat: „Vater, vergib ihnen.“
Davids Handeln. Er erwies sich auch hier als der Mann nach dem Herzen Gottes. In Psalm 66,12 klagt er: „Du lässest Menschen über unser Haupt reiten; wir sind ins Feuer und Wasser gekommen.“ Aber beachte beim Schluss die Gebetserhörung: „Du hast mich herausgeführt mit überströmender Freude.“ David vertraute wie Joseph, dass Gott alles gut mache (1. Mose 50,20). Dieselben Erfahrungen machten die Apostel und seither viele Diener Gottes. Wer aber wie David geduldig warten kann, schließt mit Lobgesang. Unser Herr sang ihn sogar vor den schwersten Leiden (Mt 26,30).
Eine bittere Enttäuschung erlebte der Herr nicht nur damals, sondern mit den Seinen bis heute. Viele sitzen an Jesu Tisch und sind Verräter. Sie singen Anbetungslieder, brechen das Brot, gehen aber nicht zuvor hin um sich mit dem Bruder zu versöhnen, sondern sie hassen weiter. Sie prüfen sich nicht wie das die Schrift befiehlt: „Ein jeglicher richte sich selbst und nicht die andern“. Sie sind Feinde Jesu und gehen wie Judas verloren. Das Abendmahl rettet keinen Menschen.
Eine schöne Gewohnheit ist bei der Mehrheit sogenannter Christen das Abendmahl. Ohne dasselbe könnte auch ich nicht sein, weil ich gerne Jesu Sehnen erfülle (Lk 22,15) und mit meinen Brüdern den Tod des Herrn verkündige. Am Sonntag ist der Christ scheinbar an Jesu Tisch. Sieht man aber am Montag, dass wir mit Jesus waren (Apg 4,13)? Oder verleugnet man Ihn am nächsten Tag? Man darf Ihn nicht bekennen. Paulus sagt: „Nicht lebe ich, Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Wir leben dem, dessen Tod wir verkündigen.
Das Mittel kindlichen Vertrauens. Das drückt David in seinen Gebeten aus. „Du aber Jehova, sei mir gnädig. Richte mich auf, damit ich meinen Widersachern Böses mit Gutem vergelte.“ Das tat David wie wenige von uns durch Fasten und Beten für sie, als sie krank waren (Ps 35,13). David legt alles in die Hände seines Gottes. Er wusste, dass Gott alles zu einem herrlichen Ausgang führen werde. Wohl dem, der nicht selbst handelt, sondern warten kann, bis Gott eingreift.
David hat selbst geschrieben, dass er in Gottes Gunst stehe. In Psalm 16,3 sagt er: „An den Heiligen, die auf Erden sind, hat Gott Seine Lust.“ David wusste, dass er zu denen gehört. Ferner sagt er: „Daran erkenne ich, dass Du Gefallen an mir hast, dass mein Feind nicht über mir jauchzt.“ Gott griff ein, ersparte ihm diese Demütigung und demütigte seine Feinde. Er machte sie zuschanden; David aber brachte Er zurück auf seinen Thron, wo ihn wieder ganz Israel ehrte. Recht sonnig sind die letzten Verse! Die Gegner flüstern sich noch gegenseitig zu, bald ihr Ziel erreicht zu haben. David aber ruhte geborgen in Gottes Händen.
Der schöne Schlussvers. David endet wie oft zuvor mit einem Lobgesang: „Gepriesen sei Jehova der Gott Israels, der an Seinem Volk so Großes getan hat und ihm so große Verheißungen gegeben hat.“ Er ist der ewige Gott, wie Mose gesagt hat, und Seine Jahre nehmen kein Ende. Er ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Heb 13,8). David erfreute sich dieser Tatsache, darum konnte er geduldig warten bis Gott selbst eingriff.
Harre meine Seele, harre des Herrn;
alles Ihm befehle, hilft Er doch so gern.
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not
wird Er dich beschirmen, der treue Gott.