Behandelter Abschnitt Ps 41,1-5
Unser reicher Vergelter - Psalm 41
Dieser Psalm beendet das erste Buch der Psalmen, die bekanntlich in fünf Bücher eingeteilt sind. Der erste dieses Buches beginnt mit dem wohltuenden Wort „glückselig“, so auch der letzte. Der 41. schließt wiederum mit demselben Wort. David ist der Schreiber des Psalmes und wurde wahrscheinlich während der Revolution Absaloms geschrieben. Sein einstiger Freund Ahitophel wurde Führer und Berater Absaloms, ein Typus des Judas (Joh 13,18). Auch Petrus nimmt auf ihn Bezug (Apg 1,16). Ahitophel und Judas endeten in Selbstmord (2Sam 17,23; Mt 27,5).
„Glückselig“, der acht hat auf den Armen. Bei diesen sind nicht nur die materiell Armen gemeint, sondern die Schwachen, die Elenden, die Niedergedrückten und Verachteten, ihretwegen kam Jesus in die Welt (Lk 4,18). Sich der Ärmsten annehmen gehört zum höchsten Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lk 10,30-42).
Der Herr wurde arm aus Liebe zu uns (2Kor 8,9). Er starb für unsere Sünden. Auch wir sollten bereit sein, das Leben für die Brüder zu lassen (1Joh 3,16). Wer sich der Armen annimmt, erfüllt seine Pflicht. Denken wir vor allem an Jesu Worte in Matthäus 25,41, die Er betreffs der Armen ausgesprochen hat: „Das habt ihr mir getan.“
Fünf Segnungen sind dem verheißen, welcher der Armen gedenkt:
1. „Der Herr wird ihn retten am Tage des Übels.“ Solche Tage währen oft lange; denken wir an die des Joseph, Davids und Hiobs. Die meisten Gläubigen kennen solche Tage, und weil sie sich der Armen annahmen, gedenkt der Herr ihrer Nöte. Der Herr bleibt den Seinen nichts schuldig.
2. „Der Herr wird ihn bewahren.“ Hier erinnerte sich David an viele Bewahrungen. Jahve war sein Schild. Noch heute vermag der Herr Seine Engel zum Schutz der Seinen zu senden (Heb 1,14; 2Kön 6,17). Er steht ihnen bei, wenn Satan sie schädigen möchte (Hiob 1,8). Daniel wurde zur Rettung Israels der Engelfürst Michael gesandt (Dan 10).
3. „Der Herr wird ihn segnen.“ „Er wird glücklich sein auf Erden.“ Das ist eine oftmalige Beobachtung. Wer für den Herrn da ist, darf erfahren, dass Er für ihn sorgt (Röm 8,31).
4. Der Herr will sie befreien. Er überlässt sie nicht der Gier der Feinde. Das hat David oft erfahren. Die Feinde wünschten ihm Böses, sogar den Tod; aber der Herr rettete ihn nicht nur, sondern sandte neue Helfer (1Chr 12,16-18).
5. Der Herr gedenkt ihrer in Krankheit und Not. Er wandelt das Lager der Kranken in tiefen Frieden und in Freude.
Davids Klage und sein Gebet zum Erbarmer (V. 4‑12). David hatte mit ganzem Recht Anspruch auf obige Segnungen, vor allem auf die Verheißung „Ich will ihn befreien“. Doch er klagte über die Bosheit seiner Feinde. Sie fragen: wann wird er sterben? Sie wünschen ihm den Tod. Dem Nächsten den Tod wünschen ist Mord. Viele haben das an David versucht. Sie wollten sein Gedächtnis austilgen, aber sie gruben sich ihr eigenes Grab.
Ihre Falschheit. Besuchten ihn einige Männer, so war es um ihn auszuforschen, um etwas Greifbares gegen ihn zu finden, wie das oft der Herr erlebte (Mt 16,1; 19,3; 22,18). Unter Schmeichelei stellten sie Ihm Fallen. Auch David wusste, dass die Schmeichler nicht zu seinem Wohl kamen. Auch wenn sie vom Frieden redeten, war ihre Absicht Boshaftigkeit.
Ihre Allianz. „Alle zusammen raunen gegen mich.“ Man kann ihr Handeln vergleichen mit dem am Herrn, gegen den sich auch alle zusammenrotteten, um ihn umzubringen. Gemeinsam schrieen sie: „Kreuzige Ihn“. Sie haben auch gegen David einen Todesstreich beschlossen und sagten: „Bald liegt er am Boden und steht nicht mehr auf.“ Sie hegten einen satanischen Plan gegen ihn.
Davids besonderer Schmerz war der, dass sich einstige gute Freunde zu seinen Feinden gesellten, solche, in die er sein Vertrauen gesetzt hatte. Die an seinem Tisch aßen verfolgten Ihn nun. Ein Freund ist einer, der nicht nur gelegentlich Gast ist, sondern im Palast weilt.
Wahre Freundschaft und echte Liebe sind rar. Unser Herr wendet einen Teil dieses Psalmes auf sich selbst an (Joh 13,18), daher ist es ein messianischer Psalm. Der Herr sagt, die Schrift müsse erfüllt werden. So konnte Jesus Judas niemals als einen intimen Freund betrachten, da Er wusste, dass er Ihn verraten werde (Joh 6,64).
Das Gebet Davids. Er bittet, dass sich der verheißene Segen an ihm erfülle. Er fleht um Gnade. Die Bitte schließt Unwürdigkeit ein, und solche erhört der Herr (Jes 57,15). Er neigt sich herab zu den Niedrigen (Ps 138,6; 146,8).
David bittet um Wiederherstellung. „Heile meine Seele.“ Er sieht seine Not als göttliche Zucht an. Sünde ist die Ursache allen Unheils. David sieht in der Unterwerfung der Feinde die Gunst Gottes. Es ist ein großer Trost zu wissen, was David sagt: „Du hältst mich aufrecht.“ Unser Vertrauen in Gott setzen führt stets zum Siege und zu neuem Erleben.
Beachte den Schluss: er gleicht einem Lobgesang. David weiß, dass der Gott Israels in Ewigkeit derselbe ist. Segnungen sind dem zugesichert, der Ihm völlig vertraut (2Kor 1,20). David sagt:
„Amen, ja, Amen; es ist wie Du verheißen hast.“