Der Herr Jesus in Psalm 16
In den Psalmen ist es nicht immer leicht zu erkennen, von wem der Schreiber redet, ob von sich selbst oder als Prophet von einem anderen. Dass hier David vom Herrn redet, geht schon aus den Zitaten im Neuen Testament hervor (Apg 2,31-35; 13,35-37; Heb 2,13). Wir sehen hier den Herrn als den Gott Gehorsamen und Ergebenen, wie Er als Mensch im stillen Vertrauen in allem von Gott abhängig war und als Fremdling durch diese Welt ging. Wir wollen Vers für Vers betrachten.
Sein Glaube. „Bewahre mich Gott, denn ich traue auf Dich.“ Er war an Gott gebunden, tat nur was dem Vater wohlgefiel. Am Kreuz bestätigten noch Seine Feinde: „Er hat Gott vertraut“(Mt 27,43). Wohl erwies Er sich mächtig durch Zeichen und Wunder (Apg 2,22), die allen beweisen mussten, dass Er der Messias sei, aber Er tat keines für sich selbst. Er speiste Tausende durch ein Wunder; Er selbst aber hungerte und hat nie von Seiner Macht für sich selbst Gebrauch gemacht. In der Versuchung in Matthäus 4 wusste Satan genau, dass Jesus aus Steinen Brot machen könnte, aber des Herrn Speise war der Wille des Vaters. Er ging stets den Weg des Gehorsams, der Abhängigkeit (Heb 5,8). Dies soll auch der Weg Seiner Nachfolger sein.
Der Lebensweg Psalm 16
Vorgehend sahen wir, daß David ein Lied über den Herrn sang. Also mit dem Herrn und nicht mit David haben wir es zu tun. Wie überall in der Schrift gilt das Wort des Herrn in Johannes 5,39, dass sie von Ihm zeugt. Wo wir auch im Alten Testament lesen finden wir den Herrn, Sein Leben, Sein Wirken, Sein Sterben, Seine Auferstehung. In Seiner Unterredung mit den Emmausjüngern bediente Er sich vieler Schriftstellen, die ihnen bis dahin verborgen waren (Lk 24,25-27.32). Unser Abschnitt soll eine praktische Anwendung über den Ausdruck „Weg des Lebens“ sein. Wir fragen uns wohin dieser Weg führt? Wir stellen uns eine Reise in ein fremdes Land vor wie Israel, als es den Jordan überschreiten sollte. Josua sagte zu ihnen: Ihr seid diesen Weg nicht gegangen, aber ihr werdet sicher in das herrliche Land Kanaan gelangen, wenn ihr nur der Bundeslade folgt (Jos 3). David sagt zunächst, dass er für diese unbekannte Reise einen Führer benötige. Ohne Führer sind wir haltlos und laufen Gefahr, in den ewigen Abgrund hinunterzugleiten.
Wer ist der Reiseführer? David sagt „Du“. Der Herr war sein Führer, darum war auch der Ausgang so herrlich. Wir brauchen Führer. Ein Führer hat Erfahrungen, er ist des Weges gewiss, ist stark, weise, sieht die Schwierigkeiten voraus und warnt vor Gefahren. In Psalm 23 sagt David: „Du führest mich auf rechter Straße.“ Das Besondere unseres Führers ist, dass Er beides, Führer und Weg ist (Joh 14,6). Da alle Menschen irrenden Schafen gleichen, müssen sie sich zuerst den Führer wählen (Jes 53,6), sonst bleiben sie in der Irre und enden im Tode. Unser Führer sagt: „Ich will dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst“ (Ps 32,8). Er führt sicher durch das dunkle Tal. Ein schönes Beispiel haben wir beim Auszug Israels aus Ägypten. Mitten in der Nacht verließ es das Land der Knechtschaft und Finsternis. Aber als es heraustrat sah es eine riesige Feuersäule, die ihm den Weg wies (2. Mose 13,21).
Der Reisende. „Du führest mich.“ Ich bin der Reisende, der sich der frohen Reisegesellschaft angeschlossen hat. Viele verlassen nie ihre Scholle. Auf dem Lebensweg aber sind alle Reisende aus dieser Zeit in die Ewigkeit. In der Schrift haben wir allerlei Reisende; viele, die die Reise ohne Führer antraten. Gleich der erste war Kain. Er ging weg vom Angesicht Gottes in ein fernes Land. Vor seinem Weg warnt die Schrift (Jud 11). Da ist ferner der Wanderer „Verlorener Sohn“. Seine Erwartungen blieben unerfüllt, und bald saß er im Elend, bis er den Weg zurückfand (Lk 15). Ähnlich erging es jenem Wanderer nach Jericho. Seine schweren Erfahrungen auf seinem Hinweg sind uns bekannt, aber auch sein Ausweg (Lk 10,30).
Wie ganz anders ist der Weg derer, die dem rechten Führer folgen. Sie gehen nicht den Weg hinab, sondern der Führer sagt ihnen: Sehet, wir gehen hinauf. Ein Beispiel sehen wir bei den Emmausjüngern, wie sie so glücklich dahingingen (Lk 24).
Die Reiseroute trägt den schönen Namen: „Weg des Lebens.“ Die Schrift lehrt zwei Wege, den des Lebens und den des Verderbens. Auf einem der beiden befinden sich alle Menschen. Jener der hinabführt, den wir in einigen Beispielen mit dem schweren Ausgang sehen, und den derer, die hinaufziehen, vom ersten Pilger Abel an bis heute. Der Weg hinauf ist oft steil und dornig, aber der Ausgang ist unbeschreiblich schön. In Matthäus 7 beschreibt der Herr beide Wege:
1. Weit und breit ist der Weg. Er beginnt vielversprechend wie bei Paulus im Schönhafen (Apg 27,8) und endet im Schiffbruch, weil man nicht auf die Stimme des Apostels hörte. Auf dem breiten Wege hören wir viel schallendes Gelächter, oft bis an den Rand des Todes (Dan 5), und endet schnell im Verderben.
2. Eng und schmal ist der Lebensweg. Er führt oft über rauhe Felsen und Klüfte. Bunjan sah zwei Löwen am Weg und fürchtete sich. Wie komme ich unangetastet durch (lies Heb 12,3)? Es ist und bleibt der neue und der lebendige Weg (Heb 10,19.20). Manchmal heißt eine Station Mara, Bitterkeit (2. Mose 15,23).
Das Reiseziel. Staune, es heißt: „Zu deiner Rechten immerdar zu dem Ort, da unser Reiseführer weilt“ (Heb 1,3 Off 3,21). Wir pilgern nach Zion, der Stadt der goldenen Gassen, dem Jerusalem droben. Wie David sind wir unseres herrlichen Endes sicher. Wir stehen in voller Gewissheit des Glaubens (Heb 10,22; Kol 2,2).
Zu Seiner Rechten ist ein Ort höchster Ehre (Heb 1,3; Lk 20,23), ein Ort reichsten Lobgesanges und Glückseligkeit (Off 5,11), ein Ort tiefster Dankbarkeit, alle beten an (Off 5,8), ein Ort auf festem Boden, sie stehen vor dem Thron (Off 7,15), ein Ort frei von Leiden und Gefahren (Off 7,16), ein Ort, da keine Träne mehr fließt (Off 7,17). Jesum sehen wird der Höhepunkt aller Freude sein (1Joh 3,2), aber noch mehr wird dort Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne, mit allen Heiligen und den Miriaden von Engeln sein.
Denken wir noch an die Dauer dieser Gemeinschaft und Freuden. Die Schrift sagt „immerdar“. Mit Paulus sagen wir: „Ich achte alles für Kot, auf daß ich Christus gewinne“ (Phil 3,8).
aus „Ährenlese“