Behandelter Abschnitt Ps 15,1-5
Himmlische Bergsteiger Psalm 15
Manche Schriftausleger nehmen an, dass David diesen Psalm geschrieben habe, nachdem er die Bundeslade, die sechs Monate im Haus Obed Edoms weilte, zu sich nahm. Zu diesem Zweck hatte er auf dem Berg Zion ein Zelt errichtet, darum wurde Zion der heilige Berg genannt (Ps 2,6). David ging jubelnd und jauchzend vor der Lade her, sein ganzes Inneres war von Freude erfüllt. Michal, sein Weib, verachtete ihn. David aber sagte gelassen: Ich will noch geringer werden (2Sam 6,20).
Der Psalm führt uns in weite Fernen, in die des Millenniums, da der Herr selbst die Bundeslade darstellen und auf dem Berg Zion wohnen wird, um die Erde zu regieren (Ps 2,6; Jes 2,2-5; 12,6; Sach 2,10). Vergeistlichungen entsprechen nicht der Weissagung, dagegen dürfen wir Anwendungen machen, so z. B. auf das geistliche Haus, auf die Gemeinde, wie es in 1Pet 2,5 genannt wird. Der Psalm bietet uns zugleich reiche Belehrung über unsere innere Stellung in den Gottesdiensten. Wir wissen laut Matthäus 18,20, dass der Herr in der Mitte der Seinen ist und beten deshalb an. Nur zu unbedacht singen wir oft das schöne Lied: „Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und mit Ehrfurcht vor Ihn treten.“ Die Verse 3 bis 5 lehren uns, in welchem inneren Zustand wir Gemeinschaft mit Gott haben dürfen. Sie sollen der Spiegel sein, in dem wir uns betrachten, um dem heiligen Gott zu nahen. Das tat David, und mit ihm beten wir: Erforsche mich Gott, erfahre mein Herz, prüfe mich (Ps 139,23.24). Wer so sich selbst prüft und so die Gottesdienste besucht, erfährt bestimmt eine innere Begegnung mit Gott. David fragt:
„Jehova, wer wird in Deinem Zelte wohnen?“ Wie heilig Gott ist, hatte David nach 2Sam 6,7 selbst gesehen: Gott strafte Usia mit dem Tode, als dieser die Lade berührte. Wie soll er und andere dem Zelt nahen? Vom Heiligen Geiste erleuchtet schildert David den Charakter der Hinzunahenden und beantwortet ihre Frage in vielfacher Weise:
Unsträflicher Wandel. In Lauterkeit wandeln ist nur möglich durch vorangegangene innere Erneuerung durch den Heiligen Geist (Tit 3,5). Unser Wandel ist der sichtbare Ausdruck dessen, was wir innerlich geworden sind. Gott sagte zu Abraham: Wandle vor Mir (1. Mose 17,1). Es gilt vor Gott zu wandeln, nicht mehr vor Menschen (Röm 12,2). Wer wie Levi den Ruf Jesu „Folge Mir nach“ vernommen hat, verlässt das Alte, er folgt dem Herrn nach und dient Ihm. Das ist fortan ein Wandel im Licht (1Joh 1,7); ein Wandel im Geist (Gal 5,16); ein Wandel in Liebe (Eph 5,2); ein Wandel in guten Werken (Eph 2,10); ein Wandel in Wahrheit (3Joh 1, 4); ein würdiger Wandel (Phil 1,27); ein vorbildlicher Wandel (1Tim 4,12); ein Wandel mit Jesus (Apg 4,13).
Ein Leben der Gerechtigkeit führen. Durch den Glauben an Jesus sind wir gerecht geworden. Gerechtigkeit ist dein Kleid, das du anhast, und wie Er sollen auch wir gerecht leben (1Joh 3,7). Um dem Heiligen zu nahen, gilt es abzulegen, wie das Jakob seiner Familie befahl, als er nach Bethel zog, um anzubeten (1Mo 35,1-4).
Ganze Aufrichtigkeit. David sagt: „Du hast Lust an der Wahrheit im Verborgenen“ (Ps 51,1; Chron. 29, 17; Sam. 16, 7; Spr 30,8). Reiner Zunge ist der, der den Nächsten nicht verleumdet, der ihm nichts Arges zufügt. Wir haben hier das ganze Gesetz und sollen Gott lieben von ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst (Mt 22,37-40). Wir nehmen keine Klage gegen den Nächsten an, reden nichts Übles hinter seinem Rücken. Den Nächsten richten hat der Herr streng verboten (Mt 7,1-5). Gott lieben und den Bruder richten ist unmöglich (Jak 3,8f). Wir lieben die Brüder (1Joh 3,14; 4,7; Joh 13,34.35).
Der die Welt hasst und sich vom Gottlosen trennt (2Kor 6,14-18). Wer Gemeinschaft mit der Welt pflegt zeigt, dass er ihr angehört (1Joh 2,15-17). Der treue Nachfolger Christi trennt sich auch vom unlauteren Bruder, wie Abraham von Lot (1. Mose 13,9). Wir sind in der Welt, aber nicht mehr von ihr. Wer diese Welt liebt, in dem ist nicht die Liebe des Vaters, vielmehr neigt er zum Fürsten dieser Welt.
Der den Gottesfürchtigen ehrt, beweist praktische Bruderliebe an ihm. „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“
Der treu ist, sein Versprechen hält, selbst dann, wenn es zu seinem Nachteil wäre. Wort halten, mit Treue zu den Versprechungen stehen. David und Jonathan schlossen ein Treuegelübde selbst über den Tod hinaus, und David erfüllte es an Mephiboseth (2Sam 9,1). Das Vorbild der Treue ist der Herr. Er bleibt es, selbst wenn wir untreu sind (2Tim 2,13).
Der nicht gewinnsüchtig ist, keinen Wucher treibt, sich nicht bestechen lässt durch Geschenke. Samuel nahm keine an (l. Sam. 12, 3), vielmehr handelte er in allem ehrlich.
Der darauf folgende Lohn (V. 5). Wer das tut, der bleibet immerdar, der hat das Vorrecht, reinen Herzens zum heiligen Berge und in das Zelt einzugehen, oder wie in Hebräer 12,22 geschrieben steht: „Ihr seid gekommen zum Berge Zion droben.“