Behandelter Abschnitt Ps 3,1-8
Bei dem Herrn ist Hilfe Psalm 3
In diesem, wie in den nächsten Psalmen redet David von harten Prüfungen, die oft das Los der Gläubigen waren. David steht vor uns, als der von seinem Volk verworfene König. Er ist gleichzeitig ein Hinweis auf Christus, der auch Sohn Davids genannt wird und von Israel verworfen worden ist (Joh 1,11). Beachtenswert ist des Psalmisten Stellung in seiner Not; sie soll uns in Prüfungen zur Nachahmung dienen.
Davids Not. In seinem Falle war sie die Folge seiner Sünde, wie uns in z. Samuel 11 berichtet wird. Nun kam über David, was Nathan im Auftrage Gottes geweissagt hatte (2Sam 12,10-12). Die hier genannte Not entstand in seinem eigenen Hause durch seinen Sohn Absalom. David sah, wie sich seine Untertanen von ihm wandten und Absalom huldigten. In Vers 6 zählt er Zehntausende. Er sah, wie ihn seine einst Getreuen verließen. Ahitophel, sein Ratgeber, gesellte sich zu Absalom, dem er einen vernichtenden Rat gegen David gab, den aber Gott vereitelte (2Sam 17,1). Simei fluchte David und bewarf ihn mit Steinen (2Sam 16,5.6). Wieder andere verspotteten den König, als er barfuss über den Bach Kidron ging, den auch der Sohn Davids beschritt, als Er in den Garten Gethsemane ging. Er erduldete ohne zu klagen mehr als David, Spott, Hohn, Speichel, Faustschläge und das Kreuz. Hier hören wir das erste Mal das Wort Sela. Es kommt 77mal in den Psalmen vor. Wir fragen, was es bedeutet. Manche meinen, es habe einen musikalischen Sinn, andere, dass es sich um eine Pause handle. Wieder andere sagen, Sela bedeute: Denke darüber nach, Gott hat geredet, höre auf Ihn, es wird zu deinem Wohle gereichen. Letzteren schließen wir uns an. David hatte noch keine direkte Erhörung, aber er war dennoch in tiefem Seelenfrieden.
Sein Vertrauen. Er war von seinen Sünden wieder hergestellt und betete wie ein Kind zum Vater. Ihm ward große Gnade zuteil, er nahm in seiner schweren Lage Zuflucht zu seinem Gott. Es ist eine große Gnade, wenn das Gewissen schweigt (Heb 10,22b) und man freimütig zu Gott beten kann (Ps 32,6). Wer durch Jesu Blut ins reine mit Gott gekommen ist, darf zum Thron der Gnade hintreten. David sagt dreierlei:
1. Du bist mein Schild. Am Schild prallen alle feurigen Pfeile des Bösen ab (Eph 6,16). Es können große Heere kommen, ihn umlagern, aber er ist geborgen hinter dem Schilde seines Gottes; da trifft ihn kein Geschoss (V. 6; Ps 27,3).
2. Gott ist in aller Not sein Ruhm. Er ist seine Herrlichkeit und Ehre. Von Seiten der Menschen sah er nur Unehre und Verhöhnung, aber er fühlte die Nähe Gottes, wie die drei Männer im Feuerofen (Dan 3). David drückte sein Vertrauen in den aus, der ihm verheißen hatte, ein beständiges Haus zu bauen; er wusste: was ER zusagt, das hält Er gewiss.
3. Seine Freude. Der Herr hebt mein Haupt empor, das mir andere nehmen möchten. Er weiß, dass der Herr die Seinen aus dem Staube emporhebt und blickt zuversichtlich auf den Tag, da Gott ihn nach der Burg Zion zurückbringen werde, und das, während er noch in tiefem Elend war. Solches Vertrauen ehrt Gott.
Davids Erfahrungen. Sie sind nach Vers 5 und 6 reiche Gebetserhörungen. Er legte sich nieder, wie früher in seinem Palast und schlief sanft, wie später Petrus in Apostelgeschichte 12, während über ihm das Schwert des Herodes hing. David flehte, und Gott befreite ihn. Und hier hören wir wiederum ein Sela: denke darüber nach, wie dein Gott sich deiner angenommen hat, und du darfst rühmen: „Der Herr stützt mich.“
Davids Zuversicht ist in seinem Gott. Zehntausende mögen ihn umgeben, aber warum hätte er sich fürchten sollen, da der Herr sein Schild war. David konnte im Sturm ruhen, wie Jesus im Schiff. Und wir fürchten oft einen einzigen, wie Jakob den Esau (lMo 32). David weiß, dass ihn der Engel Gottes umgibt (Ps 34,8). Wer im Glauben den Herrn sieht, ist wie Josua mutig vor vielen Feinden (Jos 5,13-15). Ein schönes Bild großer Zuversicht finden wir in 2. Könige 6,15 bis 17. Gehasi sah nur die vielen Feinde, die ihn umgaben, und war verzagt; Elisa aber sah die Heerlager Gottes und ruhte in Frieden.
Davids Lobgesang. Er sieht das Eingreifen seines treuen Gottes. Er sieht wie der mächtige Gott die Gegner auf die Backen schlägt und ihre Zähne zerschmettert, mit denen sie gegen ihn knirschten. David gab allein Gott die Ehre, der alles wohl macht. Er erlebte Römer 8,31: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein.“ Davids Feinde wurden beschämt. Ein Simei beugte sich tief vor dem, den er gelästert und mit Steinen beworfen hatte (2Sam 19,19). Gott hatte für David gestritten wie einst für Israel (2Mo 14,14) und heute für uns alle.
Davids Fürbitte (V. 8). Dein Segen komme über Dein Volk. Er segnet die, so ihm fluchen (Mt 5,44) wie ein Hiob für seine Freunde betete (Hiob 42), oder wie Stephanus für seine Peiniger (Apg 7,59). Wunderbar ist das Gebet Davids, das er in Psalm 35,13 sprach: „Ich aber, als ich krank war, kleidete mich in Sacktuch; ich kasteite meine Seele mit Fasten, und meine Gebete kehrten in meinen Busen zurück.“ Beten wir auch so innig für die welche uns hassen? Oder tragen wir ihnen ihre Vergehen nach? Beachte was Jesus in Matthäus 5,44 sagt: „Liebet eure Feinde segnet die euch fluchen.“ Wer so beten kann, gleicht David, der Mann nach dem Herzen Gottes.