Behandelter Abschnitt 1Mo 25,1-6
1Mo 25,1-6 - Abrahams zweite Ehe
Nach dem Tode Saras lebte Abraham noch 38 Jahre. In dieser Zeitspanne vollzog sich die Heirat seines Sohnes Isaak, worüber die Schrift in Kap. 24 ausführlich berichtet. Das war gewissermaßen die letzte große Aufgabe, vor die Abraham sich gestellt sah, und wie er sie in höchstem Verantwortungsgefühl vor Seinem Gott löste, haben wir betrachtet. Nun, da menschlich gesprochen seine Lebensaufgabe erfüllt war und alles an Isaak übergegangen war, wird er sich, wie wir heute sagen, aufs Altenteil zurückgezogen haben. Isaak leitete die große Wirtschaft, unterstützt von Elieser, der ihm sicherlich ein sehr bewährter, unentbehrlicher Helfer und Freund war.
Abrahams Ehe mit Ketura. Durch den Tod Saras war für ihn das Heim leer geworden. Daß sich Abraham einsam fühlte, können wir wohl verstehen, und so können wir es auch begreifen, daß er sich nach Ersatz sehnte. Die Trauer über den Verlust der Sara ging zwar sehr tief, aber es gibt selten eine Wunde, die nicht doch mit der Zeit heilt. Er, der an ein geordnetes Hauswesen gewöhnt war, mußte nun ein solches schwer vermissen, und so wird er sich vor Gott entschlossen haben, wieder zu heiraten. War seine zweite Ehe ein Fehler? Gewiß nicht, sonst würde die Schrift das gesagt haben. Die Wiederverheiratung älterer Leute wird oft von bösen Zungen stark gerügt, oft leider nur aus Erbschaftsgründen. Die Schrift verbietet also das Heiraten älterer Leute keineswegs, im Gegenteil, sie sagt: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ Eine solche Gehilfin hat gerade das Alter oft sehr nötig. So heiratete Abraham die Ketura. Unterlassen wir es, Ehen, die im Alter geschlossen werden, zu kritisieren. Die Schrift sagt gegen die Abrahams auch nichts.
Ketura muß wesentlich jünger als Abraham gewesen sein, denn sie schenkte Abraham noch sechs Söhne. Abraham selbst war 140 Jahre alt, als er zum zweiten Male heiratete. Die neue Kraft, die er mit der Verheißung Isaaks erhielt, mußte noch der Erfüllung der Verheißung dienen. Nationen sollten aus seinem Leibe kommen; das geschah offenbar in den Kindern des Ostens (Ri 6). Abraham sollte „ein Vater vieler Völker werden“, so lautete die Verheißung (Kap. 17,4). Gott hat sich also auch zu dieser zweiten Ehe bekannt und sie gesegnet. Hier lag ja keine Versündigung vor wie im Falle Hagar, in dem Sara die Hauptverantwortung trug.
Abrahams Weisheit. Isaak war nach Gottes Ratschluß der Erbe der Verheißung. Abraham tat bei Lebzeiten, was viele zu tun unterlassen, er bestellte sein Haus, d. h., er machte sein Testament. Wie viel Streit wäre oft vermieden worden, wenn Erbhinterlasser auch in dieser Hinsicht nach der Schrift gehandelt hätten. Schon der Rebekka wurde bei der Brautwerbung gesagt, daß Abraham alles seinem Sohne Isaak gegeben habe (Kap. 24,36). Abraham wollte einen Streit unter seinen Kindern nach seinem Tode vermeiden, und so bestellte er sein Haus. wie dies später z. B. dem König Hiskia befohlen wurde. Der Sohn der Magd, Ismael, hatte längst das Haus verlassen. Dasselbe taten nun auf Weisung Abrahams die sechs Söhne der Ketura. Abraham gab ihnen Geschenke, wohl in Geld, damit sie sich im ferneren Osten niederlassen konnten.
Was Abrahams Innenleben angeht, so hatte er sein Haus bereits vor achtzig Jahren bestellt, nämlich damals, als er den Befehl Gottes erhielt. auszuziehen. Wir wissen, daß jenem nicht leichten Auszuge viele gesegnete Jahrzehnte folgen durften.
Leser, hast du dein Haus bestellt? Ich frage hier nicht zunächst, ob du dein Testament gemacht hast, ich denke vielmehr an das Testament, von dem der Herr sagt: .,Dies ist mein Blut, das de, neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28). Wäre es nicht furchtbar, wenn es hieße: „Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern“, und du hättest dein Haus nicht bestellt? Dein Haus muß genauso bestellt werden wie bei Abraham, nämlich auf der Grundlage wahren Glaubensgehorsams.