Behandelter Abschnitt Rt 2,810
Verse 8–10 | Boas spricht Ruth an
8 Und Boas sprach zu Ruth: Hörst du, meine Tochter? Geh nicht, um auf einem anderen Feld aufzulesen, und geh auch nicht von hier weg, sondern halte dich hier zu meinen Mägden. 9 Deine Augen seien auf das Feld [gerich tet], das man schneidet, und geh hinter ihnen her; habe ich nicht den Knaben geboten, dich nicht anzutasten? Und wenn du durstig bist, so geh zu den Gefäßen und trink von dem, was die Knaben schöpfen. 10 Da fiel sie auf ihr
Angesicht und beugte sich zur Erde nieder und sprach zu ihm: Warum habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, dass du mich beachtest, da ich doch eine Ausländerin bin?
Dann wendet sich Boas Ruth zu. Er tut das mit passendem Respekt vor ih rer Haltung. Er überlädt sie nicht mit einer Menge Korn und spricht auch nicht darüber, dass er der Löser ist. Seine ersten Worte sind eine Ermuti gung für sie, nicht auf ein anderes Feld zu gehen und das Feld, auf dem sie jetzt ist, auch nicht zu verlassen. Sie ist auf dem guten Feld angekommen. Dieses Feld zu verlassen würde bedeuten, dass sie sich selbst Schaden zu fügt. Was würde sie da an Segen verspielen! Für uns bedeutet das, nicht von dem Ort wegzugehen, wo der Herr Jesus mit seinem Segen ist.
Weiter spornt er sie an, sich seinen Mägden anzuschließen. Sie sind schon länger auf dem Feld. Sie wissen, wo die Ähren liegen: bei den Schnittern. Bei ihnen soll sie sich aufhalten, das ist eine gute Gesellschaft, ein guter Umgang für sie. Bildlich gesehen spricht das davon, dass der Herr Jesus andeutet, dass Gemeinschaft mit anderen Gläubigen auf seinem Feld die Art und Weise ist, wie wir uns die geistlichen Segnungen zu eigen machen können. Auf diese Weise werden wir im Glauben wachsen.
Er weist sie „auf das Feld“ hin und meint damit sein ganzes Land. Darauf sollen ihre Augen gerichtet sein. So weist der Herr Jesus auch uns darauf hin, dass ein großes Ausmaß an Segen im himmlischen Land bereitliegt. Jeder Gläubige, der Verlangen danach hat, all die geistlichen Segnungen kennenzulernen, die er „in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3) besitzt, darf diese genießen. Dieser Segen liegt bereit, damit wir ihn ein sammeln, Ähre für Ähre. Wollen wir den Segen empfangen? Dann müs sen wir da sein, wo der Herr den Segen austeilt. Andere Äcker sind auch gut, aber es sind nicht die Äcker des Boas. Es geht darum, da zu sein, wo er ist. Er ermutigt sie, weiter zu suchen. Wir müssen immer weiter suchen im Wort Gottes (Jes 34,16).
Auch zu den Knechten hat Boas etwas gesagt. Er hat ihnen verboten, Ruth anzutasten. Das Feld des Boas wird durch Reinheit gekennzeichnet. Für uns bedeutet das: Halte deine Hände bei dir. Taste nichts an, was dir nicht gehört (1Thes 4,3-8). Halte die Beziehungen sauber. Halte dich selbst rein.
In geistlicher Hinsicht können wir das so anwenden, dass diejenigen, die beauftragt sind, einen Dienst für den Herrn zu tun, nicht über die Gläu bigen herrschen dürfen. Sie dürfen die Gläubigen nicht beschweren, in dem sie ihnen Lasten auferlegen. Stattdessen hat Er seinen Dienern einen anderen Auftrag gegeben: Sie sollen ihre Hände gebrauchen, um dursti ge Seelen zu erfrischen. „Trink von dem, was die Knaben schöpfen“, das heißt, dass wir begierig hören auf gesunde Unterweisung aus dem Wort durch die Gaben, die der Herr gegeben hat. Diese Gaben sind zuerst selbst durch das Wort erquickt worden, sie haben geschöpft und können es dann weitergeben.
Ruth fällt vor Boas nieder. Sie steht unter dem Eindruck seiner Gnade. Dieser Gnadenerweis kommt für sie unerwartet. Wir bitten um Gnade, und wenn wir sie bekommen, bewirkt es Staunen und das Herz sagt zum Herrn Jesus: „Warum habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, dass du mich beachtest, da ich doch eine Ausländerin bin?“ Dann sagt der Herr, wie sehr Er es schätzt, wenn sich ein Herz nach seinem Segen ausstreckt. Er belohnt jedes Vertrauen auf seine Gnade als ob es ein Verdienst sei. Wer zu Ihm Zuflucht nimmt, wird belohnt. Dass der Herr es wie Verdienst an sieht, bedeutet nicht, dass es etwas gäbe, dessen wir uns rühmen könnten. Es ist alles die Folge seines Werkes und seiner Gnade.
Darum spricht Ruth von einer erwiesenen Gnade. Sie weiß noch nicht, was sonst noch alles kommen wird, aber ihre Haltung macht sie empfänglich für all das, was ihr noch zufallen soll. Sie soll über Bitten und Verstehen bekommen.