Behandelter Abschnitt Off 19,1-8
Verse 1-8 Die Hochzeit des Lammes
Der Ausdruck „Nach diesem“ macht deutlich, dass ein neuer Abschnitt be- ginnt, der allerdings unmittelbar an den vorhergehenden anschließt. Wenn das Gericht an Babylon vollständig vollzogen ist, gibt es einen gro- ßen Widerhall im Himmel. Alle, die im Himmel sind, bilden gemeinsam ei- nen riesigen Chor und geben mit einer Stimme ihrer Freude über Gott und sein Gericht an Babylon Ausdruck. Das erste Wort, das Johannes hört, ist „Halleluja!“ Zum ersten Mal in diesem Buch und im gesamten Neuen Tes- tament hörst du dieses Wort erklingen. Es wird also sparsam verwendet. Das sollten Menschen beachten, die sich dieses Wortes bei passender und unpassender Gelegenheit bedienen.
Das Wort bedeutet „Lobt Jahwe“ und ist also eine Aufforderung, den HERRN anzubeten. Anbetung hat immer einen Grund. Wenn du etwas von dem Wesen Gottes kennenlernst, von seinen Werken und seinen Wegen, und davon beeindruckt bist, dein Herz berührt ist, dann kommst du zur Anbetung. So erging es zum Beispiel Abraham, als Gott ihm sagte, was Er mit ihm und Sara tun wollte (1Mo 17,17). Anbetung besteht nicht in erha- benen Gefühlen durch Musik mit ekstatischen Äußerungen wie Händeklat- schen und Tanzen. Das ist heidnisch.
Das Wort „Halleluja“ kommt in den Versen 1–6 viermal vor und danach nicht mehr. Im Alten Testament kommt das Wort häufiger vor, und zwar vor allem in den Psalmen. Dort wird es immer auf der Erde ausgesprochen, während es hier im Himmel gesagt wird. Das erste Mal begegnest du dem Wort in Psalm 104,35. Psalm 104 handelt prophetisch vom Tausendjähri- gen Reich. Hier in Offenbarung 19 ist die Zeit gekommen, dass das Frie- densreich errichtet wird und das „Halleluja“ daher eine Bedeutung be- kommt.
Gott wird gelobt und als der besungen, der Errettung schenkt. Es geht hier um den Beginn der endgültigen und vollständigen Errettung alles dessen, was zu erretten Er sich vorgenommen hat (1Pet 1,5). In dieser Errettung wird seine Herrlichkeit sichtbar. Diese Errettung hat Er mit der Ihm eige- nen Macht bewirkt.
Es gibt keinerlei Zweifel an der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit seiner Gerichte. Das gilt für alle Gerichte, doch diese Kennzeichen werden hier besonders im Hinblick auf das Gericht an der großen Hure besungen. Das Wort „Hure“ unterstreicht noch einmal ihre Untreue, die groß und tief war. Es gibt keinen deutlicheren Beweis seiner Wahrhaftigkeit und Ge- rechtigkeit als das Gericht an ihr, die so allgemein und auf besonders ab- scheuliche Weise gesündigt hat.
Sie hat die Erde als Ganzes, alle Menschen auf ihr, mit ihrer Hurerei ver- dorben, und sie hat besonders die Knechte Gottes zur Zielscheibe ihrer Bosheit gemacht. In allen Bereichen hat sie das Gericht verdient. Mit dem Gericht wegen ihrer Misshandlung der Knechte Gottes antwortet Gott auf die flehentliche Bitte der Märtyrer (6,10), die Ihn baten, ihr Blut zu rächen. Der Tag des Zornes Gottes ist gekommen ist (Jes 61,2).
Zum zweiten Mal wird der HERR gelobt, diesmal, weil das Gericht von Ewigkeit zu Ewigkeit währt und es nie eine Wiederholung des Wirkens der großen Hure geben wird. Der Rauch ist der Rauch der großen Hure. Das Aufsteigen des Rauches spricht davon, dass dieses Gericht eine bleibende Erinnerung bildet (vgl. Jes 34,8-10). Zu Gott aufsteigender Rauch spricht von der Genugtuung, die die Liebe und die Heiligkeit Gottes im Gericht finden. Das siehst du in den Opfern, die von Christus zu sprechen. In Bezug auf das Gericht an den Gottlosen entspricht allein die ewige Strafe der Hei- ligkeit Gottes.
Die Ältesten und die lebendigen Wesen werden hier zum letzten Mal er- wähnt (das erste Mal in Kapitel 4,4). Sie fallen vor Gott nieder, um Ihn als Richter anzubeten. So waren sie bereits vor Ihm als Schöpfer (4,10.11) und als Retter (5,14) niedergefallen. Das Gericht an Babylon ist der Anlass, ein „Amen, Halleluja“ auszurufen (Ps 106,48). Das „Amen“ ist eine Bekräfti- gung der Gerichte. Das „Halleluja“ lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf Gott als den, dem alle Ehre gebührt und der würdig ist, gelobt zu werden.
Nun kommt eine Stimme aus dem Thron. Von dem Thron sind die Gerichte alle immer ausgegangen. Mit dem Gericht der großen Hure ist ein Punkt erreicht, dass der Thron zum Lob Gottes aufrufen kann. Alles, was Gott tut, wird zum Lob seines Namens sein. In allem, was Er sagt und tut, kom- men seine herrlichen Eigenschaften zum Ausdruck. Und alles, was man an Gott sehen kann, gibt allen, die Ihm angehören, Anlass, Ihn zu preisen. Das gilt auch für seine Gerichte. Seine Gerichte beweisen seine Gerechtigkeit, eine seiner vielen herrlichen Eigenschaften.
Der Thron, Gottes Regierung, ruft „alle seine Knechte“ auf, Ihn zu preisen. Es ist eine Aufforderung an alle, die Ihm auf der Erde treu gedient haben, unabhängig davon, ob sie klein oder groß waren. Sie haben Gott aus Ehr- furcht gedient. Diese Furcht ist keine Angst vor Gott, sondern Ehrerbie- tung.
Zum dritten Mal hört Johannes eine Stimme. Es ist eine Stimme, die ihn an drei Dinge erinnert: an eine große Volksmenge, an viele Wasser und an starke Donner. Es geht nicht um ein unorganisiertes Gemisch von Geräu- schen wie beispielsweise auf einem belebten Markt mit schreienden Men- schen und hupenden Autos. In der Menge ist Harmonie. Die vielen Wasser weisen auf eine eindrucksvolle Macht hin, der niemand widerstehen kann. Die starken Donnerschläge sind die alles übertönenden Boten, die ankün- digen, dass Gott seine Königsherrschaft antritt.
Die große Volksmenge sind hier alle Himmelsbewohner, mit Ausnahme der Gemeinde, die im folgenden Vers genannt wird. Zum letzten Mal er- klingt das „Halleluja“, nun in Verbindung damit, dass Gott seine Königs- herrschaft angetreten hat. Er hat zu regieren begonnen, und diese Regie- rung übt Er durch seinen Sohn aus.
Der mächtige Chor der Stimmen mit einem vielfachen Klang fordert sich selbst auf, fröhlich zu sein und zu frohlocken und Gott Ehre zu geben. Der Grund dafür ist die Hochzeit des Lammes. Dieses denkwürdige Ereignis steht nun auf dem Programm Gottes. Nachdem die falsche Braut, die gro- ße Hure, gerichtet ist, ist die Zeit für die Hochzeit seines Sohnes gekom- men.
Noch bevor das Friedensreich öffentlich beginnt, muss zuerst die Hochzeit stattfinden. Dann kann die Braut an der Seite des Bräutigams Ihm in der Öffentlichkeit folgen, um mit Ihm zu regieren. Das ist nämlich die Absicht Gottes. Bemerkenswert ist, dass es seine Hochzeit ist. Bei jeder Hochzeit auf der Erde steht doch vor allem die Braut im Mittelpunkt. Hier ist das anders. Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf Ihn.
Die Braut wird hier „seine Frau“ genannt. Dennoch bleibt sie auch in alle Ewigkeit die Braut (21,2). Sie ist Frau und Braut (21,9). Dass sie ewig Braut ist, bedeutet, dass sie für das Herz des Herrn Jesus ewig die Herrlichkeit einer Braut behalten wird. Sie wird niemals ihr Hochzeitskleid ablegen. Damit hat sie sich geschmückt und bereitet, um seine Frau zu sein. Woraus ihr Kleid besteht, beschreibt der folgende Vers.
Das Kleid besteht aus den Gerechtigkeiten der Heiligen, das sind ihre ge- rechten Taten. Es gibt nichts Ungerechtes an diesem Kleid. Doch vielleicht wirst du sagen, dass die Heiligen doch auch ungerechte Taten verübten und nicht nur gerechte. Im Blick darauf ist nun gerade der Richterstuhl des Christus so wichtig (Röm 14,10; 2Kor 5,10). Sobald die Gemeinde aufge- nommen ist, wird dein Leben (und das Leben jedes Gläubigen) in allen Ein- zelheiten im Licht Gottes beurteilt. Du erscheinst dort in einem verherr- lichten Leib, also kann der Richterstuhl nichts mit dem ewigen Gericht zu tun haben. Der Richter ist kein anderer als dein Erretter, der sein Leben für dich gab. Wie solltest du daher noch verlorengehen können?
Das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl hat zum Ziel, dich in Überein- stimmung mit dem Urteil Gottes über dein Leben zu bringen. Du wirst dann erkennen, wie du erkannt worden bist (1Kor 13,12). Du musst wis- sen, wie der Herr dich beurteilt, bevor du andere richten oder über sie re- gieren kannst. Alles, was du im Leib getan hast, wird offenbar werden, so- gar alle Überlegungen deines Herzens (1Kor 4,5). Du wirst Ihn dadurch umso mehr lieben (vgl. Lk 7,47).
Vielleicht wirst du in dem Kleid Gerechtigkeiten sehen, die du nicht vermu- test hast. Umgekehrt werden vielleicht Dinge fehlen, von denen du dach- test, dass sie ein wichtiger Beitrag zu dem Kleid waren. Die Frage für dich und mich ist jetzt: Inwieweit trage ich zur Schönheit dieses Kleides bei? Gibt es vielleicht Taten, die durch das Feuer vergehen werden (1Kor 3,15), so dass für das Kleid nichts übrigbleibt?
Wenn wir über unsere gerechten Taten sprechen, dann ist das die Seite unserer Verantwortung. Wir tragen durch unsere Taten entweder zu dem Kleid bei oder auch nicht. Doch es gibt auch die andere Seite, und das ist die Seite der Gnade Gottes, die in uns gewirkt hat, damit wir gute Taten tun konnten. In einem Lied heißt es: „Alles, was einer der Deinen an Gu- tem bewirkte, wurde durch deine Gnade vollbracht.“ Das gibt gut wieder, was hier steht, nämlich dass das Kleid ihr „gegeben“ wurde. Das macht dir klar, dass alles, was du zu dem Kleid beigetragen hast, letztendlich doch das Werk der Gnade Gottes ist.
Wenn die Braut den Schauplatz betritt, wird ihr Glanz groß sein. Was sie trägt, ist ihr von Gott gegeben. Was sie zeigt, sind die herrlichen Eigen- schaften der Reinheit Gottes selbst (vgl. Hes 16,14). Feines Leinen ist ein kostbarer Stoff, kostbarer als das Leinen, mit dem die Engel bekleidet sind (15,6). Beachte den Unterschied zu dem Kleid der großen Hure (17,4; 18,16).