Behandelter Abschnitt Off 18,11-24
Verse 11-24 Der Reichtum der Stadt Babylon vernichtet
Die Wirtschaftswelt ist von Babylon derart abhängig geworden, dass mit ihrem Untergang der ganze Wohlstand verschwindet. Auf der ganzen Erde haben Kaufleute Geschäfte mit ihr getätigt. Unter den Kaufleuten der Erde können wir die führenden Leute der internationalen Konzerne verstehen. Sie verdanken ihren Reichtum u. a. den Geschäften mit dem Vatikan.
Der Vatikan hat seinen unglaublichen Reichtum durch ein außergewöhn- lich umfangreiches Warensortiment erhalten. Nun folgt eine Aufzählung von 28 Arten von Waren, die man grob in sieben Marktsegmente untertei- len kann:
Bodenschätze als Basis für alle Wertpapiere = Investmentmarkt
Feine Bekleidungsstoffe = Textilbranche
Wertvolle Gegenstände aus Holz, Metall und Stein = Wohnungsmarkt
Gewürze und Räucherwerk = Markt der Luxusgüter
Getränke und Nahrungsmittel = Lebensmittelmarkt
Transportmittel = Transportmarkt
Menschliche Körper und Seelen = Arbeitsmarkt
In dieser Aufzählung bilden Leiber und Menschenseelen den Schluss. Das ist typisch für den Wert, den Menschen in den Augen Roms hatten. Sie wurden geringer geachtet als alle vorher genannten Waren. Beim Handel mit Leibern können wir an Sklavenhandel denken und beim Handeln mit Seelen an den Ablass.
Von Rom selbst ist nichts mehr geblieben, aber auch von allem, was sie besaß, ist nichts übrig. Alles, wonach ihre Seele verlangte, ist von ihr gewi- chen. Sie hat keinen Zugriff mehr darauf, sie hat nichts mehr in der Hand, alles ist ihr genommen. Auch alles, woran sich ihre Augen erfreuten, ist weg; sie sieht es nicht mehr. Jede Bemühung ‒ wenn die denn möglich wäre ‒, das wiederzufinden, wird vergeblich sein. Alles ist verdunstet, ver- flogen, nicht mehr einzusammeln. Alles, wonach sie verlangte und woran sie sich erfreute, ist ihr genommen. Sie hat alles verloren, und das endgül- tig. So geht es mit allem Reichtum eines Menschen, der ihn für das eigene Vergnügen und für die eigene Ehre gebraucht. Wir können an Privatjets denken, an Luxusjachten, große Villen und teure Autos.
Bei den „Kaufleuten“ können wir an Direktoren und Aufsichtsräte multina- tionaler Konzerne denken, die das Monopol „dieser Dinge“ besaßen. Die Reaktion dieser Leute ist wie die der Könige (V. 9). Auch ihre Trauer ist rein egoistisch (V. 10). Das Gericht an Babylon bewirkt Furcht. Sie wagen es nicht, sich ihr zu nähern, denn sie begreifen, dass es sich nicht um eine Na- turkatastrophe handelt, sondern um ein Eingreifen Gottes.
Die Kaufleute sprechen ein doppeltes „Wehe“ aus, weil sie mit so etwas überhaupt nicht gerechnet hatten. Sie war ja „die große Stadt“. Sie konn- ten sich nicht vorstellen, dass ihr etwas geschehen würde. Babylon über- lebte doch jeden wirtschaftlichen Rückgang. Ihre Vorräte schienen uner- schöpflich zu sein. Die Stadt war nicht nur groß und mächtig, sie war auch sehenswert. Ihre ganze Erscheinung war bezaubernd. Und nun lag alles in Asche. Plötzlich ist alles verschwunden, der Reichtum hat Flügel bekom- men (Spr 23,4.5). Nun haben die, die davon profitierten, das Nachsehen.
Sie staunen darüber, dass alles so plötzlich erfolgt ist. Es gab keine Zeit, ei- nen Hilfeplan zu erstellen. Anders als bei dem Gericht an der Hure, das sich in mehreren Phasen (17,16) vollzog, vollzieht sich das Gericht an der
Stadt auf einmal. Dass die große Stadt zerstört ist, finden die Kaufleute zwar schlimm, doch wohl nur wegen des Verlustes des so großen Reich- tums.
Es gibt noch andere Gruppen, die von dem Untergang der Stadt betroffen sind. Nicht nur die Kaufleute, sondern auch alle Transportunternehmen, die Güter der Stadt beförderten, sehen ihren Gewinn schwinden. Die Fol- gen des Gerichtes Gottes über die Stadt werden bis an die Enden der Erde gespürt werden.
Trotz der Tatsache, dass diese Händler die Folgen des Gerichtes sehen, ru- fen sie unverhohlen ihre Bewunderung für die Stadt aus (vgl. Hes 27,32). Was diese Stadt ihnen einbrachte, ist mit keiner einzigen anderen Stadt zu vergleichen. Häfen wie Rotterdam und New York stehen im Schatten des wirtschaftlichen Machtzentrums Vatikan.
Ihre Verzweiflung drücken sie nach der alten Gewohnheit aus, Staub auf ihre Häupter zu werfen (Hiob 2,12; Klgl 2,10; Hes 27,30). Die symbolische Bedeutung von Staub ist der Tod. Und das ist tatsächlich das Einzige, was ihnen bleibt. Die Wehklage beschränkt sich auf den Verlust an Gewinn und Reichtum. Sie sprechen von „ihrer Kostbarkeit“, was bedeutet, dass diese Stadt die kostbarsten Dinge besaß, die es in der Welt nur gibt. Auch sie staunen über das äußerst schnelle und radikale Gericht, das die Stadt ge- troffen hat.
An der Klage erkennt man die große Macht dieses entarteten christlichen Systems in der heutigen Welt. Könige (V. 9), Kaufleute (V. 11) und Seeleute (V. 17) aus aller Welt haben Beziehungen zu ihr.
Es wird nicht gesagt, wer in diesem Vers spricht. Es ist möglich, dass Chris- tus selbst zur Freude aufruft. Gegenüber der Klage über die Zerstörung der Stadt durch die, die von ihr profitierten, steht die Freude derer, die unter ihr gelitten haben. Sie sehen, dass Gott richtig so gehandelt hat. Das Aus- üben der Gerichtsbarkeit ist Gottes Sache, nicht die unsere (Röm 12,19). Die Gerechtigkeit Gottes wird einmal für alle die Heiligen sichtbar werden, die auf der Erde unter Unrecht gelitten haben (17,6). Das geschieht hier.
Die Propheten sind die Propheten des Neuen Testaments. Apostel und Propheten sind es, die die Grundlage der Gemeinde gelegt haben (Eph 2,20). Alle, die durch die Belehrung der Schrift als Gemeinde aufgebaut sind und sich auf der Erde als Fremdlinge verhalten haben, haben sich dadurch den Zorn Roms zugezogen. Sie haben bei ihrem Streben nach Reichtum nicht mitgemacht und also auch nichts dazu beigetragen. Des- halb ist Rom gegen sie vorgegangen.
Zum dritten Mal liest du von einem „starken Engel“. Das erste Mal war in Kapitel 5,2 in Verbindung mit dem Buch mit den sieben Siegeln. Da ging es um das Gericht am Römischen Reich. Das zweite Mal war in Kapitel 10,1 in Verbindung mit dem Büchlein. Da ging es um das Gericht an Israel. Bei die- sem dritten Mal geht es um das endgültige Gericht an dem großen Baby- lon (Jer 51,58.61-64).
Babylon wird mit einem großen Mühlstein verglichen. Das erinnert an die Warnung des Herrn an jemanden, der einem Kind zu einem Fallstrick in seinem Glauben wird. Der Herr sagt, dass es für so jemanden nützlich wä- re, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde (Mt 18,6). Babylon war für viele ein Fallstrick im Glauben, indem sie all denen Mord androhte, die sich ihrem Einfluss durch den Glauben an den Herrn Jesus entziehen wollten. Ihre betrügerischen
Praktiken sind durch dieses Gericht, das mit Gewalt ausgeführt wird, end- gültig vorbei.
Mit dem Untergang der Stadt sind alle kulturellen und wirtschaftlichen Elemente, die den Aufenthalt in der Stadt so angenehm machten, für im- mer verschwunden. Am Ort des Vergnügens und des Lärms ist Totenstille entstanden, die niemals unterbrochen werden wird. Niemals mehr wird es dort ein Lebenszeichen geben, niemals mehr wird ein solches System der Bosheit entstehen. Die Musik ist zum Schweigen gebracht. Einst wurde die Musik durch einen Nachkommen Kains in die Welt gebracht, um das Leben in der Welt ohne Gott angenehm zu machen (1Mo 4,21). Die Musik ist zu einem Industriezweig geworden, zur Entertainment-Industrie, wo das gro- ße Geld verdient wird.
Die Künstler oder Handwerker haben den Glanz Roms erhöht und es zu ei- nem prächtigen und anziehenden System zu machen. Das Geräusch der Mühle ist das Geräusch von Handmühlen, mit denen Korn zum Brotbacken gemahlen wurde. Doch auch dieses Geräusch wird nie und nimmermehr gehört werden. Es wird also keinerlei häusliche Tätigkeiten mehr geben.
Diese Folgen des Gerichtes an Babylon sind auch die Folgen des Gerichtes, das das untreue Jerusalem treffen wird (Jer 25,10.11).
Neben der Totenstille herrscht da auch pechschwarze Dunkelheit. Niemals mehr wird dort das Licht scheinen, denn Babylon ist für immer in Dunkel- heit gehüllt. Auch von Ehen, die sie schloss, und der damit verbundenen Freude wird keine Rede mehr sein. Sie hat die Ehe immer falsch darge- stellt, nämlich als Verbindung, die sie selbst mit Christus hatte. Diesem Schein und der damit verbundenen falschen Freude wird ein Ende ge- macht.
Die Kaufleute werden hier deine Kaufleute genannt. Sie hatte sich mit Bankdirektoren eingelassen, mit denen, die die Finanzmärkte beherrsch- ten und so die Wirtschaft lenkten, und darauf ihren verführerischen Ein- fluss ausgeübt. Sie hat in und über die Welt geherrscht, die dadurch ge- kennzeichnet ist, dass sie Christus verwarf und in Rebellion gegen Ihn lebt. Um ihren Einfluss zu vergrößern, hat sie sogar Okkultismus angewandt und Dämonen befragt.
Dieser Vers nennt noch einmal die eindeutige Ursache ihres Gerichtes. In dem Gericht, das sie trifft, wird ihre Geschichte für alle sichtbar werden. Alles, was sie an Verbrechen begangen hat, wird dann in ihr gefunden werden und an die Oberfläche gebracht und offengelegt werden. Bis zu dem Augenblick hat sie während all der Jahrhunderte unter einer christli- chen Maske ihre mörderischen Praktiken ausgeübt. Dann wird offenbar werden, wie viel Blut sie vergossen hat, das Blut all derer, die von ihr um- gebracht wurden.