Behandelter Abschnitt 2Tim 2,12b-19
Verse 12b-19 Sich Gott als bewährt darstellen und ungöttliches Geschwätz vermeiden
Nach einigen positiven „Wenn“, verbunden mit einer entsprechenden Verheißung, folgen nun einige negative „Wenn“, verbunden mit einer entsprechenden Folge. Ihn „verleugnen“ bedeutet, wider besseres Wissen bestreiten, Ihn zu kennen. Das ge- schieht, wenn Menschen, die bekennen, eine Beziehung zum Herrn Jesus zu haben, gegenüber anderen Menschen diese Beziehung leugnen.
Ein deutliches Beispiel dafür haben wir in der Verleugnung des Petrus (Mt 26,69-74). Von Petrus wissen wir ganz sicher, dass er ein Gläubiger war, denn er bekannte diese Sünde, und der Herr vergab ihm. Diese Sünde kann also jeder Gläubige bege- hen. Wenn das geschieht, muss der Herr diesen Gläubigen verleugnen, so wie Er auch Petrus verleugnen musste. Von dem Augenblick an, als Petrus den Herrn Jesus verleugnete, hat der Herr zu seinem Vater gesagt, dass Er Petrus nicht kenne. Das heißt nicht, dass Er Petrus nicht im Auge behielt und ihn zur Buße führte (Lk 22,61). Doch bis zum Augenblick der Buße verneinte der Herr vor seinem Vater, Petrus zu kennen. Diese Verleugnung durch den Herrn beinhaltet auch, dass Petrus Segen und Lohn verlor, die er bekommen hätte, wenn er den Herrn nicht verleugnet hätte. Den Herrn zu verleugnen, hat also Folgen, sowohl für heute als auch für die Zukunft.
Auch Menschen, die nur mit ihrem Mund bekennen, dass sie den Herrn kennen, Ihn mit „Herr, Herr“ anreden (Mt 7,21), kommen in Situationen, in denen sie den Herrn verleugnen. Der Herr wird auch sie verleugnen, doch die Folgen sind dann weitaus schwerwiegender. Der Herr wird sie ewig verleugnen (Mt 10,33; 7,22.23).
Während man beim Verleugnen davon sprechen kann, dass sowohl Menschen als auch der Herr selbst (wenn auch in einem anderen Sinn) verleugnen, geht das bei Untreue nicht. Wir Menschen können untreu sein, aber der Herr kann nicht untreu sein. Er kann Menschen verleugnen, die Ihn verleugnen, aber Er kann sich selbst nicht verleugnen. Er kann sich selbst nicht untreu werden. Er kann nicht im Wider- spruch zu seinem Wesen als Heiliger und Gerechter handeln. Wenn wir untreu sind, kann Er nicht mit uns gehen. Wenn wir untreu sind, wird Er uns in seiner Treue mit entsprechenden Maßnahmen begegnen, um uns wieder auf den Weg des Gehorsams Ihm gegenüber zurückzubringen. Das können schmerzliche Maßnahmen sein. In je- dem Fall sind es Maßnahmen, die uns demütigen, weil Gott uns zur Einsicht und zum Bekenntnis bringen will. Dann kann Er uns in der gleichen Treue sich selbst ge- genüber wieder segnen, denn das ist es, was Er mit uns im Auge hat.
*****
Was Paulus in den vorhergehenden Versen gesagt hat, sollte Timotheus den Gläubi- gen in Erinnerung bringen. Diese besonderen Gesichtspunkte der Wahrheit sollte er seinen Hörern einprägen, und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Weiter sollte er die Gläubigen ernstlich ermahnen, gut auf ihre Worte zu achten. Er sollte seine Warnung durch den Hinweis bekräftigen, dass sie alle ihre Worte nicht nur voreinander, sondern auch vor Gottes Angesicht aussprachen.
Das Bewusstsein, dass Gott Zeuge all dessen ist, was wir sagen, wird uns in unserem Reden vorsichtig sein lassen. Dann werden wir nicht schnell dazu verleitet werden, Wortstreit zu führen. Worte sind sehr wichtig für eine klare Auslegung der Wahr- heit. Wenn allerdings um Worte, die jemand gesagt hat, Streit entsteht, wird das Er- gebnis „zum Verderben der Zuhörer“ sein. Der Zweck jedes Dienstes ist es, dass er für die Zuhörer zum Nutzen und Gewinn ist, nicht aber, dass er ihnen Schaden zu- fügt oder sogar ihr Glaubensleben zerstört.
Damit du selbst standhaft bleibst und dich beispielsweise nicht in einen Wortstreit mit hineinziehen lässt, musst du dich befleißigen, „dich selbst Gott bewährt darzu- stellen“. Es geht darum, dass Gott dich als jemanden betrachten kann, der Ihm trotz anhaltender Prüfung doch treu geblieben ist. Das fällt dir nicht in den Schoß, son- dern erfordert von dir sorgfältigen und disziplinierten Einsatz.
Wenn für dich wichtig ist, was der Herr über dich denkt, bist du ein „Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat“. Mit „Arbeiter“ wird hier nicht eine besondere Stellung angedeutet. Es geht um Menschen, die bereit sind, sich einzusetzen, und sich viel Mühe geben, um den Gläubigen zu dienen. Wenn du dich auch dafür einsetzen willst, hast du keinen Grund, dich zu schämen, denn deine Arbeit wird dann nicht vergeblich und wertlos sein.
Mit dem Wort der Wahrheit ist die Gesamtheit dessen gemeint, was Gott in seinem Wort offenbart hat. Es recht zu teilen, bedeutet, bei der Auslegung der Wahrheit den richtigen Kurs durch die Schrift hindurch zu verfolgen, so dass die Wahrheit ausge- glichen ausgelegt wird. Das mit „recht teilt“ übersetzte Wort wird zum Beispiel von Architekten gebraucht, wenn es um die Planung eines Gebäudes geht. Alles wird da- bei an seinen rechten Platz gestellt, wobei die Böden im richtigen Verhältnis zu den Mauern stehen müssen.
Das zeigt, wie wichtig es ist, jeden Teil des Wortes im richtigen Zusammenhang dar- zustellen und ihm seinen richtigen Platz zu geben. Dann gibt es keine Überbetonung der einen Wahrheit auf Kosten einer anderen Wahrheit. Vielmehr wird die Harmonie zwischen den verschiedenen Teilen der Wahrheit aufgezeigt. Wenn Gesetz und Gnade miteinander verquickt werden oder wenn jüdische Gebräuche in den christli- chen Gottesdienst eingeführt werden, wird die Wahrheit nicht recht geteilt.
Wenn du so mit dem Wort Gottes umgehst, wirst du keine Mühe haben, ungöttliches Geschwätz zu erkennen und dich ihm zu entziehen. Es wird von dir nicht erwartet, dass du versuchst, sie auf andere Gedanken zu bringen. Das wäre Energiever- schwendung, und du würdest dich damit dem verderblichen Geschwätz aussetzen. Es ist nicht auszuschließen, dass du davon beeinflusst wirst. Diese Menschen kom- men nicht zur Einsicht, sondern treiben es im Gegenteil immer bunter. Sie sind nicht zum Halten zu bringen. „Ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs.“ Der Ausdruck „um sich fressen“ bedeu- tet wörtlich „Weide finden“ (vgl. Joh 10,9). „Ihr Wort“ ist nicht nur ihre Lehre als Irr- lehre, sondern in ihrem ganzen Reden zeigt sich ihr verkehrtes Denken. Was sie sa- gen, wirkt wie Sauerteig: Es verdirbt alles, womit es in Berührung kommt. So greift das Virus ihrer bösen Worte um sich und breitet sich unaufhaltsam aus. Deshalb die Aufforderung, sich dem zu entziehen und sich nicht damit einzulassen.
Wieder nennt Paulus zwei Namen. In Kapitel 1,15 hatte er die Namen von zwei Men- schen genannt, die sich von ihm abgewandt hatten. Bei den Namen, die er jetzt nennt, geht es um Menschen, die von der Wahrheit abgeirrt waren. Ihre Irrlehre be- stand in der Behauptung, dass die Auferstehung der Gläubigen bereits stattgefunden habe. Sie leugneten also nicht die Auferstehung, sondern erklärten, dass sie bereits geschehen und somit kein zukünftiges Ereignis mehr sei. Das würde bedeuten, dass du bereits vollkommen bist, dass du nicht mehr sündigen kannst und dass du die Welt für dich beanspruchen kannst.
Zudem bedeutet es auch, dass es bei deinem Tod aus und vorbei ist. Denn die Aufer- stehung hat ja schon stattgefunden! Um nicht irgendeiner Irrlehre zum Opfer zu fal- len, musst du das Wort Gottes lesen und kennen. Du solltest dich nicht mit Men- schen einlassen, die Dinge predigen, die das Werk des Herrn Jesus und dessen Er- gebnisse beschädigen, indem sie eigene Argumente damit verbinden. Sie lassen sich vom Teufel gebrauchen, der stets darauf aus ist, das Wort Gottes zu verdrehen und es so seiner wahren Bedeutung zu berauben. Es sind Menschen, die den Glauben un- befestigter Seelen zerstören, die selbst die Bibel nicht betend lesen, um dadurch in Gemeinschaft mit Gott zu leben.
Diese Diener des Teufels, die sich unter den Christen befinden, sind nicht immer di- rekt zu erkennen. Manchmal fragst du dich: Habe ich es nun mit einem Kind Gottes zu tun oder nicht? Vieles von dem, was gesagt wird, klingt so vertraut, so biblisch, dass du geneigt bist, es als eine Bereicherung für dein Glaubensleben anzunehmen. Oft klingt es auch sehr schön. Und doch gibt es auch Äußerungen oder Lehren, die dir das Gefühl geben, dass dabei etwas nicht stimmt, oder von denen du sagen musst, dass sie nicht mit der Bibel übereinstimmen. Du stellst eine gewisse Vermi- schung fest. Du hörst schöne Dinge, aber du hörst auch fremde und sogar verkehrte Dinge. Dieses Durcheinander ist in die Christenheit eingedrungen, weil die Christen nicht wachsam geblieben sind. Das bot dem Teufel Gelegenheit, verkehrte Elemente einzuführen (Mt 13,24.25.37-39).
Wie sollst du nun damit umgehen? Du willst niemand zu Unrecht beschuldigen, willst dich aber vor allem nicht einer Irrlehre aussetzen. Du möchtest von anderen lernen, möchtest in dem anderen dann aber doch ein echtes Kind Gottes erkennen können, das in der Lehre des Wortes Gottes gesund ist. Du willst Gemeinschaft mit Gläubigen haben, willst aber keine Gemeinschaft mit Bösem haben. Die Gemein- schaft mit dem Herrn geht dir über alles, und deshalb willst du dich davor hüten, Lehren anzunehmen, die dich vom Herrn entfernen.
Auf alle diese Überlegungen reagiert Paulus mit einem „Doch“ und weist damit auf das hin, was uns in Zeiten der Verwirrung Halt geben kann. „Der feste Grund Gottes steht“ nämlich sicher da und trägt ein Siegel. Dieses Siegel ist eine Zusicherung in doppelter Hinsicht. Der eine Aspekt dieser Sicherheit ist die Seite Gottes, das, was Er sieht. Wenn es für dich auch manchmal schwierig oder fast unmöglich ist, festzustel- len, ob jemand nun auch wirklich ein Kind Gottes ist oder nicht – für den Herrn ist das kein Problem. Er weiß genau, wer Ihm angehört. Es ist ausgeschlossen, dass Er verunsichert werden könnte. Er weiß genau, wer neues Leben hat, weil Er es selbst gegeben hat.
Der andere Aspekt dieser Sicherheit betrifft die Seite des Menschen, das, was du siehst. Du kannst das Leben eines anderen beurteilen (ebenso wie andere dein Leben beurteilen können). Du siehst, ob jemand, der den Namen des Herrn nennt, der sich also zu Ihm bekennt, das auch in seinem Leben zeigt. Bei denen, die neues Leben ha- ben, wirst du feststellen, dass sie nichts zu tun haben wollen mit allem, was den Herrn Jesus oder sein Werk in einer verkehrten Weise darstellt, und dass sie dem Wort Gottes gern alle Autorität über ihr Leben geben wollen.