Behandelter Abschnitt Apg 23,23-30
Verse 23-30 Der Brief des Lysias an Felix
23 Und als er zwei von den Hauptleuten herzugerufen hatte, sprach er: Macht zweihundert Soldaten bereit, damit sie bis Cäsarea ziehen, und siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger, von der dritten Stunde der Nacht an. 24 Und sie sollten Tiere bereithalten, um Paulus darauf zu setzen und sicher zu Felix, dem Statthalter, hinzubringen. 25 Und er schrieb einen Brief folgenden Inhalts:
26 Klaudius Lysias dem vortrefflichsten Statthalter Felix seinen Gruß! 27 Diesen Mann, der von den Juden ergriffen wurde und nahe daran war, von ihnen umgebracht zu werden, habe ich ihnen, mit der Truppe einschreitend, entrissen, da ich erfahren habe, dass er ein Römer ist. 28 Und da ich den Grund wissen wollte, weshalb sie ihn anklagten, führte ich ihn in ihr Synedrium hinab. 29 Da fand ich, dass er wegen Streitfragen ihres Gesetzes angeklagt war, dass aber keine Anklage gegen ihn vorlag, die des Todes oder der Fesseln wert wäre. 30 Da mir aber ein Anschlag angezeigt wurde, der [von den Juden] gegen den Mann geschehen solle, habe ich ihn sofort zu dir gesandt und auch den Klägern befohlen, vor dir zu sagen, was gegen ihn vorliegt. [Lebe wohl!]
Der Oberste lässt kein Gras über die Sache wachsen. Er gibt Anweisungen für den Transport des Paulus. Die Stunde der Abreise wird festgelegt auf die dritte Stunde der Nacht, das ist neun Uhr abends. Die Größe der Begleitung hatte nichts zu tun mit der Sicherheit von Paulus als Christ, sondern als Römer. Der Oberste würde schlecht abschneiden, wenn während seiner Amtszeit ein Römer getötet würde.
Der Oberste nimmt die Sache sehr ernst, denn er weiß, wie fanatisch religiöse Menschen sind. Deswegen schickt er nicht weniger als eine Truppe von 470 Mann mit, um Paulus zu beschützen. Er stellt Paulus sogar ein Reittier zur Verfügung, so dass er nicht laufen muss. Seine Absicht war, Paulus nach Cäsarea zu bringen, wo der Statthalter Felix wohnte. Die Sache ist ihm, wie er meint, über den Kopf gewachsen, und Felix sollte nun als sein Vorgesetzter und Verantwortlicher für die Rechtsordnung in Judäa sein Urteil dazu fällen.
Um die Übergabe des Gefangenen zu erläutern, schreibt der Oberste einen Brief an Felix, dessen Inhalt Lukas uns mitteilt. Wir wissen nicht, wie Lukas an den Inhalt dieses Briefes gekommen ist. So hatte auch der Oberste keine Ahnung, dass das, was er nur für Felix bestimmt hatte, heute alle in der Bibel lesen können. Das heißt nicht, dass sein Brief inspiriert war, sondern dass Lukas inspiriert wurde, diesen Brief in das Wort Gottes aufzunehmen. Es gibt ja auch Aussagen von Ungläubigen und sogar vom Teufel in der Bibel. Ungläubige oder der Teufel sind nicht inspiriert, sondern der Bibelschreiber, der diese Worte niedergeschrieben hat.
Aus der Einleitung des Briefes erfahren wir den Namen der Person, die uns nun schon öfter begegnet ist und bisher immer der „Oberste“ genannt wurde. Der Oberste heißt also Klaudius Lysias, später „Lysias, der Oberste“ genannt.
In seinem Brief erläutert Lysias den Grund dafür, warum er Paulus zum Statthalter bringt. Dabei stellt er die Fakten so dar, wie sie für ihn selbst günstig sind, auch wenn er hier und da der Wahrheit Gewalt antut. So hatte er Paulus überhaupt nicht den Juden entrissen, weil er gehört hatte, dass er ein Römer war. Diese Information hatte er erst erhalten, als er ihn geißeln lassen wollte. Er stellte es besser dar, als es tatsächlich war. Doch weiter gibt er einen korrekten Bericht der Ereignisse.
Darüber hinaus ist es bemerkenswert, dass in diesem offiziellen, amtlichen Schreiben festgestellt wird, dass Paulus nichts getan hat, was des Todes oder der Gefangenschaft wert wäre. Erneut wird von einem Heiden die Unschuld des Paulus bezeugt. Aus dem Brief geht weiterhin hervor, dass er den Anklägern die Überstellung von Paulus nach Cäsarea mitgeteilt hat und dass sie sich dorthin begeben können, um ihre Anklage gegen Paulus vorzubringen.