Behandelter Abschnitt Lk 9,12-17
Verse 12-17 Die Speisung der Fünftausend
12 Der Tag aber begann sich zu neigen; die Zwölf aber traten herzu und sprachen zu ihm: Entlass die Volksmenge, dass sie in die Dörfer ringsum und aufs Land gehen und einkehren und Nahrung finden; denn hier sind wir an einem öden Ort. 13 Er sprach aber zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie aber sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir etwa hingehen und für dieses ganze Volk etwas zum Essen kaufen. 14 Denn es waren etwa fünftausend Männer. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich in Gruppen zu je etwa fünfzig lagern. 15 Und sie taten so und ließen alle sich lagern.
16 Er nahm aber die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und segnete sie; und er brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie sie der Volksmenge vorlegten. 17 Und sie aßen und wurden alle gesättigt; und es wurde aufgehoben, was ihnen an Brocken übrig geblieben war, zwölf Handkörbe voll.
Der Herr ist bis zum späten Nachmittag beschäftigt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Abend anbricht. Die Zwölf bemerken das und denken, der Herr habe die Zeit vergessen. Sie machen Ihn darauf aufmerksam und schlagen Ihm vor, die Volksmenge zu entlassen. Ihre Begründung klingt sehr überzeugend, denn sie wollen der Menge Gelegenheit geben, rechtzeitig für Unterkunft und Verpflegung zu sorgen. Sie sehen ja, dass da in der unmittelbaren Umgebung nichts zu finden ist. Zugleich ist ihr Vorschlag nicht durchdacht. Wie kann eine Volksmenge von allein fünftausend Männern kurzfristig irgendwo Unterkunft und Verpflegung finden?
Die Probleme, die die Jünger sehen, hat der Herr nicht. Er will sie eine neue Lektion lehren. Er beauftragt sie, der Volksmenge zu essen zu geben. Das halten die Jünger jedoch für einen unmöglichen Auftrag. Wie kann Er das verlangen? Sie verfügen lediglich über fünf Brote und zwei Fische.
Das Problem der Jünger ist, dass sie die Schwierigkeit im Licht ihrer eigenen Fähigkeiten und Hilfsquellen beurteilen, statt das Problem von Ihm aus zu sehen. Die einzige Möglichkeit besteht für sie darin, dass sie selbst gehen und „für dieses ganze Volk“ etwas zu essen kaufen. Aber der Herr erwartet keine praktischen Vorschläge zur Erfüllung eines Auftrags, den Er erteilt. Sie haben bei ihrer Aussendung erfahren, dass Er, wenn Er einen Auftrag gibt, ihnen auch alles Nötige gibt, damit sie diesen Auftrag ausführen können. Das haben sie offensichtlich vergessen. Auch wir vergessen oft, was Er uns schon von sich gezeigt hat.
Die Gruppe ist groß. Die Jünger sagten: „Entlass sie.“ Der Her sagt: „Lasst sie sich … lagern.“ Damit alles geordnet abläuft, gibt Er seinen Jüngern den Auftrag, die große Gruppe in „Essgruppen“ aufzuteilen, ungefähr fünfzig Personen pro „Essgruppe“. Diese Fünfzig haben auf besondere Weise eine gemeinsame Mahlzeit.
Das können wir mit örtlichen Gemeinden vergleichen. Alle Gläubigen dieser örtlichen Gemeinde sind Teil der großen, weltweiten Gemeinde, aber am Ort erleben sie auf besondere Weise Gemeinschaft. Sie bilden eine „Essgruppe“, die der Herr mittels seiner Diener zusammengebracht hat, damit sie an seinem Tisch mit Ihm und untereinander Gemeinschaft haben.
Die Jünger tun, was der Herr gesagt hat, und sorgen dafür, dass alle sich setzen und zur Ruhe kommen. Diese Haltung der Ruhe ist die rechte Haltung, um Segen von Ihm zu empfangen.
Der Herr nimmt die fünf Brote und die zwei Fische. Bevor Er sie vermehrt, blickt Er auf zum Himmel. Dadurch bringt Er sein Handeln für alle sichtbar mit Gott in Verbindung. Es war die Sünde Adams, dass er nahm und aß, ohne zum Himmel aufzublicken. Der Herr segnet die Nahrung, Er spricht gut davon, Er anerkennt sie als Gabe Gottes. Auch das tat Adam nicht, das konnte er auch nicht.
Danach bricht Er die Brote. Wenn etwas zerbrochen wird, kann es allein schon dadurch vervielfacht werden. Wenn wir etwas zerbrechen, hat es für uns häufig seinen Wert verloren. Wenn Gott etwas bricht oder wenn wir vor Gott etwas brechen, wird der Wert größer. Am größten und herrlichsten sehen wir das bei der Einsetzung des Abendmahls. Dort lesen wir, wie der Herr Jesus Brot nahm und es brach und sagte: „Dies ist mein Leib“ (Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; 1Kor 11,24). Was ist aus seinem Leib, der im Tod gebrochen wurde, doch für eine riesige Menge, die Gemeinde, hervorgekommen. Was für eine Vermehrung!
Das Ergebnis seiner Vermehrung ist nicht nur, dass alle essen können, sondern auch, dass alle gesättigt werden und sogar zwölf Handkörbe mit Brocken übrig sind. Wenn der Herr sorgt, tut Er das nicht halb und auch nicht nur ganz, sondern im Überfluss. Er sorgt nicht nur für den Augenblick, sondern auch für die Zukunft. Mit diesem Wunder hat Er ihnen einen besonderen Beweis seiner Macht und Gegenwart Gottes in ihrer Mitte gegeben. Nach Psalm 132,15 hat Er als der HERR (JAHWE) die Armen seines Volkes mit Brot gesättigt.