Behandelter Abschnitt Mk 7,6-13
Verse 6-13 Das Urteil des Herrn über das Halten der Überlieferung
6 Er aber [antwortete und] sprach zu ihnen: Treffend hat Jesaja über euch Heuchler geweissagt, wie geschrieben steht: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. 7 Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.“ 8 Das Gebot Gottes habt ihr aufgegeben, und die Überlieferung der Menschen haltet ihr: [Waschungen der Krüge und Becher, und vieles andere dergleichen tut ihr.] 9 Und er sprach zu ihnen: Geschickt hebt ihr das Gebot Gottes auf, um eure Überlieferung zu halten. 10 Denn Mose hat gesagt: „Ehre deinen Vater und deine Mutter!“, und: „Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes sterben.“ 11 Ihr aber sagt: Wenn ein Mensch zum Vater oder zur Mutter spricht: Korban (das ist eine Gabe) sei das, was irgend dir von mir zunutze kommen könnte. 12 Und so lasst ihr ihn nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun, 13 indem ihr das Wort Gottes ungültig macht durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt; und vieles dergleichen tut ihr.
In seiner Antwort geht der Herr nicht den Ursprung der Überlieferungen ein; ebenso wenig zeigt Er ihre Nutzlosigkeit auf. Er weist direkt auf den moralischen Einfluss der Überlieferungen auf den Gehorsam Gott gegenüber hin. Dazu zitiert Er das Wort Gottes durch Jesaja. Wegen der Unaufrichtigkeit ihres Strebens nennt Er sie Heuchler. Es geht den Pharisäern und den Schriftgelehrten um die Ehre von Menschen und um ein Gefühl der Selbstzufriedenheit. Äußerlich streben sie nach Perfektion, doch ihre Herzen sind dabei weit von Gott entfernt und kalt.
Gott sucht Wahrheit im Innern (Ps 51,6) und möchte in Geist und Wahrheit angebetet werden (Joh 4,24). Heuchler tun Dinge nur wegen des Äußeren, ohne dass das Herz dabei beteiligt ist. Wir sind Heuchler, wenn wir uns fromm verhalten, während unser Herz nicht auf den Herrn, sondern auf Menschen und auf uns selbst ausgerichtet ist. Das Gericht Gottes wird Menschen mit dieser Haltung und Gesinnung treffen.
Wenn Lehren von Menschen die Grundlage für die Verehrung Gottes werden, bleibt diese Verehrung hohl und ohne Ergebnis. Sie ist völlig nutzlos für Ihn, wie sehr der Mensch sie auch genießen mag und damit zufrieden ist. Wer das aufgibt, was von Gott kommt, fällt in die Hände von Menschen. Menschen, die die Überlieferungen halten statt den Geboten Gottes zu gehorchen, erleben eine dramatische Veränderung in den mitmenschlichen Beziehungen. Tradition bewirkt nicht nur Ungehorsam dem gegenüber, was Gott gesagt hat, und ein Beiseitesetzen seines Wortes, sondern hebt das Wort Gottes auch auf. Überlieferungen offenbaren sich als Feinde der Gebote Gottes.
Der Herr Jesus illustriert seine Worte mit dem Gebot, das Gott seinem Volk durch Mose gegeben hat im Blick auf den Respekt, den Er für Vater und Mutter fordert. Er stellt ihnen dieses Gebot in positivem Sinn (ehren) und in negativem Sinn (fluchen) vor. Es ist ein klares, nicht doppeldeutiges Gebot.
Die Führer hatten sich etwas ausgedacht, wodurch sie das Gebot Gottes, die Eltern zu ehren, umgehen konnten. Wenn die Eltern arm waren, hatten die Kinder die Pflicht, für sie zu sorgen. Dadurch ging in den Augen dieser verdorbenen Leute jedoch Geld verloren, dass sie sich aneignen konnten. In ihrer Verdorbenheit hatten sie sich ein Programm ausgedacht, um den Besitz für gottesdienstliche Ziele zu sichern, wobei gleichzeitig das Gewissen der Menschen Gott gegenüber beruhigt wurde. Der Israelit, der mit seinem Geld eigentlich seine bedürftigen Eltern unterstützen sollte, brauchte über diesem Geld einfach das Wort „Korban“ auszusprechen.
Das Wort „Korban“ bewirkte, dass sie ihr Geld und Gut dem HERRN gegeben hatten. Der HERR ist nun einmal höher als Vater und Mutter. So verfiel ihr Geld und Gut den religiösen Führern; die Eltern blieben ohne die Hilfe ihrer Kinder. Sehr fromm wurde das Geld Gott geweiht und den Eltern vorenthalten. Was für eine heuchlerische Manipulation steckt hinter ihrer Erfindung, das Wort „Korban“ über Geld oder Gut auszusprechen, mit dem Menschen ihren Eltern hätten helfen müssen.
Hier sehen wir die Tradition im Gegensatz zur Schrift. Der Herr behandelt die Tradition, „Korban“ zu sagen, hier nicht nur als etwas Verkehrtes den Eltern gegenüber, sondern als eine rebellische Tat gegen ein ausdrückliches Gebot Gottes, wodurch es seiner Kraft beraubt wird. Und das ist nur ein Beispiel. Der Herr hätte noch viele hinzufügen können. Er tut das nicht, denn wenn dieses Beispiel nicht überzeugt, wird keines der anderen nachweisbaren Fälle dies tun, und auch alle Fälle zusammen werden sie nicht überzeugen. Ihr H erz ist dafür zu verhärtet.