Behandelter Abschnitt 4Mo 11,16-17
Verse 16.17 | Siebzig Älteste und Vorsteher
16 Und der HERR sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie die Ältesten des Volkes und seine Vorsteher sind, und führe sie zum Zelt der Zusammenkunft, dass sie sich dort mit dir hinstellen. 17 Und ich werde herabkommen und dort mit dir reden, und ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen, dass sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht allein tragen musst.
Mose soll siebzig Männer versammeln. Sie werden „Älteste“ und „Vorsteher“ genannt. Das sind zwei Namen für die gleichen Personen. Bei dem Wort „Älteste“ liegt der Nachdruck darauf, dass es um erfahrene Menschen mit Lebensweisheit geht. Das bezieht sich mehr auf die Person. Bei der Benutzung des Ausdrucks „Vorsteher“ steht mehr die Aufgabe, die sie erfüllen, im Vordergrund. Im Neuen Testament sind auch Ältester und Aufseher zwei Bezeichnungen für die gleiche Person (Apg 20,17.28; Tit 1,5-7).
Von dem Geist Moses wird ein Teil weggenommen und auf sie gelegt. Manche sehen es hier so, dass vom Geist Moses (dann sehen wir diesen nicht als den Geist Gottes, sondern als Moses eigenen Geist an) ein Teil weggenommen wird und auf andere gelegt wird. Wenn wir versagen, nimmt Gott schon mal ein besonderes Vorrecht in einer Aufgabe weg, um es anderen mitzuteilen. Dadurch können wir einen Teil unseres Lohnes verlieren. Die Aufgabe, die Mose vom HERRN empfangen hat, übersteigt nicht seine Kräfte, denn Gott gibt einem keine untragbaren Lasten. Er gibt mit der Aufgabe auch die Kraft.
Wenn es sich um den Geist Gottes handelt, der auf Mose ist, ist der Sinn anders. Mose kann „von dem Geist“, der auf ihm ist, nichts verlieren, aber Gott kann von demselben Geist auch anderen geben. Es ist damit wie mit einem brennenden Stück Holz. Wenn das brennende Stück Holz ein anderes Stück anzündet, verliert es nichts von seinem eigenen Feuer, sondern das Feuer sich im Gegenteil vermehrt. So ist das auch mit Gottes Geist. Wenn wir mehr sein Werk in anderen anfachen, wird dadurch nie das Maß des Geistes, den wir empfangen haben (Joh 3,34b), weniger werden.
Die siebzig Ältesten sind durch ihr Alter und ihre Erfahrung fähig, die Aufgabe Moses zu übernehmen. Jetzt werden sie vom Geist fähig gemacht, ihre Aufgabe auch auszuführen. Auffällig ist, dass der Geist Moses an immerhin siebzig Ältesten gegeben wird. Das zeigt etwas von dem Ausmaß der Aufgabe Moses. Seine Aufgabe ist so groß, dass sie sogar über siebzig Personen verteilt werden soll.
Der Grund dieser Verteilung des Geistes zeigt sich in den vorigen Versen. Da beschwert Mose sich beim HERRN darüber, dass er nicht imstande ist, allein die Last des ganzen Volkes zu tragen. Es ist möglich, dass dies eine verwerfliche Klage ist mit dem Resultat, dass eine bestimmte geistliche Kraft verloren geht und zu anderen übergeht. Es ist aber auch möglich, dass es zeigt, wie sehr Mose ein vertrauliches Verhältnis zu dem HERRN hat. Die Folge davon ist, dass nicht eine Reduzierung des Geistes stattfindet, sondern eine Vermehrung. Gott hätte Mose befähigen können, es ganz alleine zu machen. Er tut es aber auf eine andere Art, sodass der Geist sich in siebzig anderen zeigt.
Es wird das Verlangen eines jeden, der den Geist in seinem Leben wirken lässt, sein, dass derselbe Geist auch in dem Leben anderer wirken wird. So wie alle siebzig Ältesten vom Geist bekommen, so können auch alle Gläubigen vom Geist Gottes bekommen. Jeder Gläubige besitzt den Geist innewohnend, aber nicht in jedem Gläubigen bekommt der Geist Gottes Platz, um zu wirken. In einem etwas anderen Kontext, aber mit demselben Gedanken, erinnert Paulus Timotheus daran, „die Gnadengabe Gottes“, die in ihm ist, „anzufachen“ (2Tim 1,6). Die Ermahnung, „inbrünstig im Geist“ (Röm 12,11) zu sein, schließt daran an.
Bei der Entstehung der Gemeinde sehen wir, dass sich Zungen wie aus Feuer verteilten und sich auf jeden versammelten Gläubigen setzten (Apg 2,3). Hier sehen wir, wie der Geist sowohl das Haus als auch den individuellen Gläubigen erfüllt. Diese Verteilung reduziert den Geist nicht, sondern dadurch wird gerade für andere sichtbar, dass der Einzelne damit erfüllt worden ist. Das sehen wir auch bei den siebzig Ältesten, wenn sie anfangen zu prophezeien (Vers 25). Die Lektion für uns ist, dass wir „entfachen“ müssen, wodurch andere angesteckt werden.