Behandelter Abschnitt 4. Mose 11,16-22
Siebzig Älteste Israels
Dennoch sehen wir, dass Mose, als er vor der Last der Verantwortung zurückschrak, in Wirklichkeit einen Platz voller Würde und Vorrechte aufgab. Das scheint aus der folgenden Stelle klar hervorzugehen: „Und der Herr sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie die Ältesten des Volkes und seine Vorsteher sind, und führe sie zu dem Zelt der Zusammenkunft, dass sie sich dort mit dir hinstellen. Und ich werde herabkommen und dort mit dir reden, und ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen, dass sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht allein tragen musst“ (V. 16.17).
War durch die Einführung der siebzig Männer mehr Kraft gewonnen worden? Gewiss nicht mehr geistliche Kraft; denn da war nach wie vor derselbe Geist, der bis dahin auf Mose geruht hatte. Wohl gab es jetzt einundsiebzig Männer statt eines einzigen; aber die größere Zahl von Männern bedeutete keine Zunahme an geistlicher Kraft. Die neue Regelung ersparte Mose Mühe; aber sie nahm ihm einen Teil seiner Würde. Anstatt das einzige Werkzeug zu sein, war er von jetzt an eines neben anderen. Man mag sagen, dass ein so gesegneter Diener wie Mose keine Ehre für sich verlangte, dass er vielmehr einen zurückgezogenen, niedrigen Platz suchte. Ohne Zweifel tat er das, aber das berührt die vorliegende Frage nicht.
Mose war der sanftmütigste Mann auf der Erde, und wir können nicht annehmen, dass irgendein anderer Mensch unter solch schwierigen Umständen besser gehandelt hätte als er. Dennoch gibt uns dieses Kapitel eine bedeutsame Lehre für die Praxis. Selbst die besten Menschen machen Fehler, und es scheint, dass Mose in dieser Situation nicht auf der erhabenen Höhe des Glaubens stand. Er scheint für einen Augenblick das ruhige Gleichgewicht der Seele verloren zu haben, das daher rührte, dass man das Zentrum seines Seins in dem lebendigen Gott findet. Wir erkennen das nicht nur aus der Tatsache, dass er unter der Last seiner Verantwortung zusammenbricht, sondern auch aus seinen Worten (V. 21.22).
Gottes Antwort auf den Unglauben
In diesen Worten sehen wir, wie der Geist des Unglaubens wirkt, der Gott immer nur wenig zutraut. Konnte der allmächtige Gott, der Besitzer des Himmels und der Erde, der Schöpfer des Kosmos, nicht für „sechshunderttausend Mann zu Fuß“ Fleisch liefern? Leider versagen wir gerade in diesem Punkt oft in so trauriger Weise. Wir machen uns die Wahrheit, dass wir es mit dem lebendigen Gott zu tun haben, nicht so klar, wie wir sollten. Der Glaube rechnet mit Gott, und darum kennt er keine Schwierigkeiten. Nach dem Urteil des Glaubens ist Gott die Antwort auf jede Frage, die Lösung jeder Schwierigkeit. Der Glaube bezieht alles auf ihn, und darum macht es ihn nicht ratlos, wenn es sich um die Versorgung von sechshunderttausend Menschen oder mehr handelt. Er weiß, dass Gottes Macht völlig genügt. Er findet alle Quellen seiner Hilfe in ihm. Der Unglaube fragt: „Wie kann dies oder das geschehen?“ Er wird beherrscht von der Frage: „Wie?“, aber der Glaube hat eine einzige große Antwort auf tausend „Wie?“, und diese Antwort ist: „Gott“.