Behandelter Abschnitt Hes 17,11-21
Verse 11–21 | Die Erläuterung des Gleichnisses
11 Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: 12 Sprich doch zu dem widerspenstigen Haus: Wisst ihr nicht, was das ist? Sprich: Siehe, der König von Babel ist nach Jerusalem gekommen und hat seinen König und seine Fürsten weggenommen und hat sie zu sich nach Babel geführt. 13 Und er hat vom königlichen Geschlecht genommen und einen Bund mit ihm geschlossen und hat ihn einen Eid eingehen lassen; die Mächtigen des Landes aber hat er mitgenommen, 14 damit das Königreich niedrig bleibe, damit es sich nicht erhebe [und] damit es seinen Bund halte, damit es Bestand habe. 15 Aber er empörte sich gegen ihn, indem er seine Boten nach Ägypten sandte, damit es ihm Pferde und viel Volk gäbe. Wird er gedeihen? Wird er, der dies getan hat, entkommen? Da er den Bund gebrochen hat, sollte er entkommen? 16 [So wahr] ich lebe, spricht der Herr, HERR, wenn er nicht an dem Ort des Königs, der ihn zum König gemacht hat, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen hat, bei ihm in Babel sterben wird! 17 Und nicht wird der Pharao mit einem großen Heer und mit einer zahlreichen Schar für ihn etwas ausrichten im Kampf, wenn man einen Wall aufschüttet und Belagerungstürme baut, um viele Seelen auszurotten. 18 Da er den Eid verachtet und den
Bund gebrochen hat – und siehe, er hatte seine Hand darauf gegeben und tat [dennoch] dies alles –, so wird er nicht entkommen. 19 Darum, so spricht der Herr, HERR: [So wahr] ich lebe, wenn ich nicht meinen Eid, den er verachtet, und meinen Bund, den er gebrochen hat, ihm auf seinen Kopf bringe! 20 Und ich will mein Netz über ihn ausbreiten, und in meinem Garn wird er gefangen werden; und ich will ihn nach Babel bringen und dort mit ihm rechten wegen seiner Treulosigkeit, die er gegen mich begangen hat. 21 Und alle seine Flüchtlinge unter allen seinen Scharen, sie werden durchs Schwert fallen, und die Übriggebliebenen werden in alle Winde zerstreut werden. Und ihr werdet wissen, dass ich, der HERR, geredet habe.
Das Wort des HERRN ergeht erneut an Hesekiel (Vers 11). Vielleicht ist nach der Erzählung des Gleichnisses einige Zeit vergangen. Das Volk hat Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Hesekiel wird aufgefordert, die Lösung des Rätsels „dem „widerspenstigen Haus“, d. h. seinen Mit-Weggeführten, bekannt zu machen (Vers 12). Ohne auf die verwendeten Bilder einzugehen, sagt Er, dass der König von Babel nach Jerusalem gekommen ist, seinen König und seine Fürsten weggenommen und sie zu ihm nach Babel geführt hat (Verse 3.4). Dann hat er jemanden vom königlichen Geschlecht genommen, nämlich Zedekia, und ihn zum König gemacht (Vers 13; Verse 5.6). Er schloss mit ihm einen Bund, den er mit einem Eid bestätigen ließ (2Chr 36,13).
Nebukadnezar beseitigt alle, die einen gewissen Einfluss haben könnten, um eine Rebellion anzustiften. Zurück bleibt ein unbedeutendes, machtloses Königreich (Vers 14). Es hat es Zedekia damit leicht gemacht, den Bund zu halten, den er mit Nebukadnezar geschlossen hat. Falls er dem Bund treu bleibt, kann Juda weiterhin bestehen.
Doch Zedekia lehnt sich auf, er weigert sich, Gottes Zucht anzunehmen, und bricht den Bund (Vers 15). Er sucht Kontakt zu Ägypten, um ihm dabei zu helfen, das Joch Babels abzuwerfen, indem es ihm Pferde und viele Soldaten schickt. Der HERR antwortet gleichsam mit größtem Erstaunen über eine solche Dreistigkeit, mit drei Fragen: „Wird er gedeihen? Wird er, der dies getan hat, entkommen? Da er den Bund gebrochen hat, sollte er entkommen?“ Die Antwort liegt in den Fragen. Er wird mit seinem Vorhaben keinen Erfolg haben. Er wird dem Gericht nicht entgehen. Er wird der Strafe nicht entgehen, einer Strafe, die er verdient, weil er den Bund gebrochen hat, den er mit dem König von Babel geschlossen hat.
Der HERR schwört, dass Zedekia in Babel, Nebukadnezars Wohnsitz, sterben wird (Vers 16). Als Grund nennt Er, dass Zedekia seinen Eid gebrochen hat. Diesen Eid hat er gegenüber Nebukadnezar geleistet, um den gemeinsam geschlossenen Bund zu ratifizieren. Die Hilfe, die Zedekia aus Ägypten angeworben hat, wird keine Wirkung haben (Vers 17). Nebukadnezar wird seine Belagerung Jerusalems ohne jeglichen Widerstand aus Ägypten durchführen. Noch einmal sagt der HERR, dass Zedekia und Jerusalem dieses Gericht erleiden, weil sie den Bund mit Nebukadnezar, der durch einen Eid bestätigt wurde, schamlos gebrochen haben (Vers 18; 2Chr 36,13a). Zedekia hat seine Treue geschworen, aber er hat seinen Eid nicht gehalten. Deshalb wird er dem gerechten Gericht des HERRN nicht entgehen.
Der HERR wird Zedekias Handlungen auf seinen Kopf bringen (Vers 19). Er spricht davon als dem Bruch seines Bundes. Zedekia hatte den Bund als Vertreter des HERRN geschlossen. Indem er ihn brach, hat er den Namen des HERRN in Verruf gebracht. Deshalb wird der HERR sein Netz über ihn ausbreiten und ihn nach Babel gefangen bringen (Vers 20). Der HERR benutzt Nebukadnezar als sein „Netz“, um sein Gericht über Zede kia auszuführen. Noch einmal weist der HERR darauf hin, dass Zedekias Untreue durch den Wortbruch nicht in erster Linie gegen Nebukadnezar, sondern gegen Ihn selber, den HERRN, gerichtet war.
Indem er Botschafter nach Ägypten schickte, hat er den Eid verachtet und den Bund gebrochen. Eine solche Rebellion bringt nicht nur den Unwillen Babels über ihn, sondern auch die Strafe des HERRN. Der HERR spricht von „meinem Eid“ und „meinem Bund“. Es weist darauf hin, dass Vereinbarungen und Verpflichtungen, die von Bekennern des Namen Gottes getroffen werden, genauso verbindlich sind, als wären sie mit Gott persönlich geschlossen worden. Was hier für Nationen gilt, müssen wir auch auf soziale und persönliche Beziehungen anwenden. Das Brechen eines Vertrages, einer Vereinbarung, eines Versprechens oder jeder anderen Art von Bund bedeutet, sowohl Gott als auch die Person zu benachteiligen.
Das Gericht wird nicht nur Zedekia treffen, sondern auch alle Unterstützer seiner Untreue (Vers 21). Seine Truppen mögen geflohen sein, aber sie werden dem Gericht Gottes nicht entgehen, das der HERR durch das Schwert der Feinde vollstrecken wird. Die gefangenen Anhänger Zedekias werden aus dem Land entfernt und in alle Winkel der Erde zerstreut werden. So wird deutlich, dass der Herr selbst geredet hat. Was hier gesagt wird, hat sich buchstabengetreu erfüllt (2Kön 25,3-7).