Behandelter Abschnitt Hes 5,5-10
Verse 5–10 | Die Sünden Jerusalems
5 So spricht der Herr, HERR: Dieses Jerusalem, inmitten der Nationen habe ich es gesetzt und Länder rings um es her. 6 Und es war widerspenstig gegen meine Rechte in Gottlosigkeit, mehr als die Nationen, und gegen meine Satzungen, mehr als die Länder, die rings um es her sind; denn meine Rechte haben sie verworfen, und in meinen Satzungen sind sie nicht gewandelt. 7 Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr getobt habt, mehr als die Nationen, die rings um euch her sind, in meinen Satzungen nicht gewandelt seid und meine Rechte nicht getan habt, ja, nicht [einmal] nach den Rechten der Nationen, die rings um euch her sind, getan habt – 8 darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, auch ich will gegen dich sein und will Gerichte in deiner Mitte üben vor den Augen der Nationen. 9 Und ich will an dir tun, was ich nicht getan habe und was ich nicht wieder tun werde, um aller deiner Gräuel willen. 10 Darum werden in deiner Mitte Väter [ihre] Kinder essen, und Kinder werden ihre Väter essen; und ich will Gerichte an dir üben und will deinen ganzen Überrest in alle Winde zerstreuen.
Der Herr, HERR (Adonai, Jahwe), erklärt Hesekiel die Bedeutung der symbolischen Handlungen, die er wiederum dem Volk Gottes weitergeben soll. Die Handlungen betreffen Jerusalem, das der HERR als Zentrum aller Nationen, als Nabel der Erde gesetzt hat (Vers 5; Hes 38,12; vgl. 5Mo 32,8). Global gesehen können wir sagen, dass Israel der geografische Mittelpunkt von drei Kontinenten ist: Europa, Asien und Afrika. Außerdem ist Jerusalem das geistliche Zentrum der Welt, wo der Thron des HERRN stehen wird und von wo aus Er sein Wort zur Belehrung aller Nationen aussenden wird (Jes 2,2-4; Mich 4,1-3).
Dann folgt das „und“ Gottes bezüglich der Stadt (Vers 6). Jerusalem hat sich auf schreckliche Weise gegen Ihn versündigt. Sie war ungehorsam gegenüber seinen Geboten. Jerusalems Sünde ist sogar größer als die aller Nationen rings um sie her. Die Bewohner Jerusalems haben zwar die Erkenntnis Gottes empfangen, aber sie haben seine Rechte verworfen und sind nicht in seinen Satzungen gewandelt. Was für eine große Beleidigung ist das für Ihn, der sie so mit guten Satzungen und Rechten versorgt hat.
Selbst nach heidnischen Maßstäben haben sich die Einwohner Jerusalems schrecklich verdorben (Vers 7). Die Nationen bleiben ihren Götzen treu, obwohl sie keine Götter sind, aber die Einwohner Jerusalems haben den wahren Gott verleugnet und begonnen, Götzen zu dienen. Dies ist eine dramatische Entwicklung. Infolgedessen ist ihr Toben in den Ohren Gottes stärker als das der götzendienerischen Nationen.
Deshalb ist der HERR gegen Jerusalem (Vers 8). Er wird Jerusalem bestrafen (vgl. Nah 2,13; 3,5; Jer 23,31). Er sagt es mit großer Betonung: „Siehe, auch ich will gegen dich sein.“ Er wird Jerusalem vor den Augen der Nationen richten, entsprechend der Untreue Ihm gegenüber, die Jerusalem auch vor den Augen der Nationen begangen hat.
Das Gericht, das Er über Jerusalem bringen wird, wird beispiellos sein (Vers 9). Dies hat seine Ursache in all ihren Abscheulichkeiten. Jerusalem hat sich das also selbst zuzuschreiben. Die Gerichte werden eine schreckliche Hungersnot verursachen, so groß, dass einige während der Belagerung Jerusalems dem Kannibalismus verfallen werden, wobei sogar Väter ihre eigenen Kinder und Kinder ihre eigenen Väter essen werden (Vers 10). Ein tieferer Fall des moralischen Bewusstseins des Menschen ist nicht möglich. So überaus schwer werden die Gerichte Gottes über Jerusalem sein (3Mo 26,29; 5Mo 28,53; 2Kön 6,28.29; Jer 19,9; Klgl 2,20; 4,10).