Behandelter Abschnitt Jer 48,11-19
Verse 11–19 | Die stolze Zufriedenheit der Moabiter
11 Sorglos war Moab von seiner Jugend an, und still lag es auf seinen Hefen und wurde nicht ausgeleert von Fass zu Fass, und in die Gefangenschaft ist es nie gezogen; daher ist ihm sein Geschmack geblieben und sein Geruch nicht verändert. 12 Darum siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich Umfüller zu ihm senden werde, die es umfüllen und seine Fässer ausleeren und seine Krüge zerschmeißen werden. 13 Und Moab wird sich über Kamos schämen, wie das Haus Israel sich geschämt hat über Bethel, ihre Zuversicht. 14 Wie sprecht ihr: Wir sind Helden und tapfere Männer zum Kampf? 15 Moab ist verwüstet, und seine Städte hat man erstiegen, und die Auslese seiner Jünglinge ist zur Schlachtung hingestürzt, spricht der König, HERR der Heerscharen ist sein Name. 16 Moabs Verderben steht nahe bevor, und sein Unglück eilt sehr. 17 Beklagt es, alle, die ihr rings um es her wohnt, und alle, die ihr seinen Namen kennt! Sprecht: Wie ist zerbrochen das Zepter der Macht, der Stab der Majestät! 18 Steige herab von der Herrlichkeit und wohne in dürrem Land, du Bewohnerin, Tochter Dibons; denn Moabs Verwüster ist gegen dich heraufgezogen, hat deine Festungen zerstört. 19 Tritt an den Weg und schau, Bewohnerin von Aroer! Frage den Fliehenden und die Entronnenen, sprich: Was ist geschehen?
Israel war immer im Kampf, außer für eine kleine Zeit unter der Herrschaft Salomos. Moab kannte nie etwas von Sorgen oder Kampf (Vers 11). Ein Mensch, der sorglos und im Wohlstand aufgewachsen ist wie ein verwöhntes Kind, kennt keine Rückschläge. Ein solcher Mensch wird unerträglich, wenn er nicht sofort bekommt, was er fordert.
Moab ist wie Wein, der nicht von einem Gefäß in ein anderes umgeschüttet wurde. Durch das Umgießen wird der Wein immer reiner, denn nach dem Umgießen bleibt der trübe Bodensatz im alten Gefäß zurück. Je öfter dieser Vorgang wiederholt wird, desto reiner wird der Wein. Dies ist bei Moab nicht geschehen. Er hat seinen verdorbenen Geschmack behalten und sein Geruch ist wie von alters her. Es ist nichts Frisches an ihm.
Das ist das Merkmal von Menschen, die alles haben, was ihr Herz begehrt, und die keine Sorgen kennen. Der Christ, der keine Prüfungen und Kämpfe hat, wird kein hingebungsvolles Leben führen, sondern nur mit seinem angenehmen Leben auf der Erde beschäftigt sein und dafür leben. Wer zum Glauben an den Herrn Jesus kommt, muss „durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen“ (Apg 14,22). Er muss auch in dem in Römer 7 beschriebenen Kampf zur Selbsterkenntnis kommen. Das wird zu einem Leben der vollen Hingabe an den Herrn Jesus führen.
Der HERR sagt zu Moab, dass es bald mit seinem bequemen Leben vorbei sein wird (Vers 12). Es wird Umfüller geben, Menschen, die Gefäße kippen, die all seinen Wohlstand und all seine Annehmlichkeiten ausgießen werden. Sie werden entleert werden. Danach werden sie selbst zerschmettert werden wie die Krüge, in denen der Wein war. Sie haben ihren Wohlstand dem Gott Kamos zugeschrieben und werden feststellen, dass es nur Beschämung zur Folge hat. Sie sollten auf Israel schauen, das auch auf den Götzen, das goldene Kalb in Bethel, vertraute (Vers 13; vgl. Amos 3,14a). Das wurde zur Beschämung für Israel und endete in der Zerstreuung.
Wenn sie das anschauen würden, wie können sie es dann wagen, so überheblich zu sein und zu sagen, dass sie Helden sind, tapfere Männer zum Kampf (Vers 14)? Die Antwort ist direkt und unmissverständlich (Vers 15). Ihre ganze Angeberei führt zu nichts. Es wird ihnen vorgestellt, dass Moab verwüstet worden ist. Es klingt ironisch, dass „die Helden“ in seinen Städten aufgestellt sind, dass aber „die Auslese seiner Jünglinge zur Schlachtung hinstürzt“. Von einem Kampf ist nicht die Rede. Der Verlauf der Schlacht wird nicht von großspurigen Schwätzern bestimmt, die sich ihrer Stärke rühmen, sondern von „dem König“, dessen Name „HERR der Heerscharen“ ist. Wenn Er spricht, was hat dann der nichtige Mensch zu sagen? Was Er sagt geschieht, und das allein.
Deshalb steht der Untergang Moabs nahe bevor (Vers 16). Die Feinde sind die Stämme aus dem Osten (Hes 25,9.10). Das Unglück, das über Moab kommt, wird bei den umliegenden Völkern, bei allen, die es bewundert haben, Trauer und Wehklagen auslösen (Vers 17). Seine Macht und Herrlichkeit sind gebrochen. Zerschlagen liegt es am Boden. Das zerbrochene Symbol der Regierung und Autorität zeigt, dass seine Macht und nationale Herrlichkeit vorbei sind.
Dibon und Aroer gehörten auch zum Stamm Ruben (Jos 13,15-17) und wurden von Moab eingenommen. Dibon ist eine blühende Stadt, aber der Feind kommt, der Verwüster Moabs (Vers 18). Er wird die „Bewohnerin, Tochter Dibons“, zwingen, von dieser Herrlichkeit herabzusteigen. Sie wird so gedemütigt werden, dass ihr sogar das Wasser fehlen wird, weil sie im dürren Land wohnt. Die Festung, die Stärke, in der sie sich sicher wähnte, wird zerstört werden.
Aroer wird aufgefordert, an den Weg zu treten und nach den Flüchtlingen aus Dibon Ausschau zu halten (Vers 19). Wenn „die Bewohnerin von Aroer“ dann die lange Reihe von Flüchtlingen sieht, den Rückzug und die Demütigung von Dibon, wird sie Fragen aufwerfen. Sie wird „den Fliehenden und die Entronnenen“, Männer und Frauen, die geflohen sind, fragen, was denn passiert sei. Wenn sie klug ist, wird sie durch das, was ihr erzählt wird, alarmiert sein und ebenfalls fliehen. Die Katastrophen, die über andere hereinbrechen, sind ein Ruf Gottes an diejenigen, die es sehen, zu Ihm umzukehren.