Behandelter Abschnitt Jer 25,1-7
Verse 1–7 | Israel lehnt den prophetischen Dienst ab
1 Das Wort, das an Jeremia über das ganze Volk von Juda erging, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda – das ist das erste Jahr Nebukadrezars, des Königs von Babel –, 2 das Jeremia, der Prophet, zum ganzen Volk von Juda und zu allen Bewohnern von Jerusalem redete, indem er sprach: 3 Vom dreizehnten Jahr Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis auf diesen Tag, diese 23 Jahre, ist das Wort des HERRN an mich ergangen; und ich habe zu euch geredet, früh mich aufmachend und redend, aber ihr habt nicht gehört. 4 Und der HERR hat alle seine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt, früh sich aufmachend und sendend; aber ihr habt nicht gehört und habt eure Ohren nicht geneigt, um zu hören. 5 Und er sprach: Kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg und von der Bosheit eurer Handlungen, so sollt ihr in dem Land, das der HERR euch und euren Vätern gegeben hat, wohnen von Ewigkeit zu Ewigkeit. 6 Und wandelt nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und euch vor ihnen niederzubeugen; und reizt mich nicht durch das Werk eurer Hände, dass ich euch nicht Böses tue. 7 Aber ihr habt nicht auf mich gehört, spricht der HERR, um mich durch das Werk eurer Hände zu reizen, euch zum Unglück.
In diesem Kapitel gehen wir zurück in die Regierungzeit Jojakims (Vers 1), denn das vorherige Kapitel handelt in der Zeit Zedekias. Die Prophezeiungen von Jeremia 1-12 finden während der Regierung von Josia statt. Danach wird keine besondere Zeit erwähnt, und wir müssen sehen, ob es die Zeit von Jojakim, Zedekia oder Gedalja ist. Hier befinden wir uns im vierten Jahr Jojakims, das gleichzeitig das erste Jahr Nebukadnezars ist (vgl. Jer 36,1; 45,1; 46,2). Mit dem ersten Jahr Nebukadnezars beginnen „die Zeiten der Nationen“ (Lk 21,24). Ihm wird die Weltherrschaft übertragen. Es folgen drei weitere Reiche mit Weltherrschaft, deren Beschreibung in Daniel 2 und Daniel 7 zu finden ist.
Seit der Zeit, als Jeremia zu prophezeien begann, hat sich die politische Situation stark verändert. Als er beginnt, ist Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Reiches, durch die Angriffe Babels zerstört worden. Danach gewinnt Babel an Macht, aber Ägypten hat immer noch die Herrschaft über Israel. Dies währte nicht lange. In der Schlacht von Karchemis besiegte Babel Ägypten (Jer 46,2) und übernahm die Weltmacht und damit auch die Macht über Israel. Das ist die Schlacht, in die sich Josia einmischte, eine Schlacht, die ihn nichts anging und in der er sein Leben verlor (2Chr 35,20-24).
Jeremia kann sich immer noch frei unter dem Volk bewegen und es zur Unterwerfung unter den König von Babel aufrufen (Vers 2). Doch das Volk will das nicht. Er überbringt seine Botschaft, weil der HERR zu ihm spricht (Vers 3). Seit dem dreizehnten Jahr Josias bis jetzt hat er seine Botschaft verkündet. Das ist ein Zeitraum von 23 Jahren: neunzehn Jahre unter Josia und vier Jahre unter Jojakim. Er ist hier ungefähr bei oder kurz nach der Hälfte seines Dienstes als Prophet. Außer Jeremia hat der HERR noch andere Propheten gesandt, zum Beispiel Zephanja (Zeph 1,1), aber das Volk hört nicht. Tatsächlich sind sie abgeneigt und hören überhaupt nicht auf die Rufe der Propheten, sie ignorieren sie (Vers 4).
Die Botschaft ist klar. Sie sollen Buße tun, jeder einzelne persönlich, über ihre bösen Wege und über ihre bösen Handlungen (Vers 5). Die Verheißungen sind auch klar. Sie werden für immer in dem Land wohnen, das der HERR ihnen und ihren Vätern gegeben hat. Wir sehen hier die Geduld Gottes. Gott liebt es nicht zu strafen. Er wird alles tun, um einen Menschen zur Umkehr zu bringen. Er wirkt „früh sich aufmachend und sendend“, um sie zu erreichen, das heißt, nicht langsam und nicht ab und zu, sondern von früh morgens bis spät abends, solange eine Person erreicht werden kann. Auf diese Weise widmet Er sich der Suche nach dem Heil eines Menschen – und in diesem Fall seines Volkes. Erst wenn sich herausstellt, dass eine Person – oder sein Volk – das absolut nicht will, bringt Er das Gericht, weil Er nicht anders kann.
Immer wieder ertönte die Ermahnung, anderen Göttern nicht nachzulaufen, ihnen nicht zu dienen und sich vor ihnen nicht niederzuwerfen (Vers 6). Er hat sie wissen lassen, dass sie Ihn zum Zorn reizen, wenn sie sich vor dem Werk ihrer Hände niederbeugen. Er wird ihnen nichts antun, wenn sie damit aufhören. Die Schlussfolgerung ist leider, dass sie nicht auf Ihn gehört haben und Ihn im Gegenteil durch das Werk ihrer Hände zum Zorn gereizt haben (Vers 7). Damit haben sie sich selbst Schaden zugefügt.