Behandelter Abschnitt Jer 6,16-21
Verse 16–21 | Die Ursache des Gerichts
16 So spricht der HERR: Tretet auf die Wege und seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Guten sei, und wandelt darauf; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Aber sie sprechen: Wir wollen nicht [darauf] wandeln. 17 Und ich habe Wächter über euch bestellt, [die sagen]: Achtet auf den Schall der Posaune! Aber sie sprechen: Wir wollen nicht [da rauf] achten. 18 Darum hört, ihr Nationen, und wisse, du Gemeinde, was gegen sie [geschieht]! 19 Höre es, Erde! Siehe, ich bringe Unglück über dieses Volk, die Frucht ihrer Gedanken; denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet, und mein Gesetz – sie haben es verschmäht. 20 Wozu soll mir denn Weihrauch aus Scheba kommen und das gute Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig und eure Schlachtopfer mir nicht angenehm. 21 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich lege diesem Volk Anstöße, dass Väter und Söhne zugleich darüber straucheln, dass der Nachbar und sein Genosse umkommen.
Es gibt einen Weg, um all dem angekündigten Unglück zu entgehen. Nämlich, wenn man hingeht und „auf die Wege“ tritt und „nach den Pfaden der Vorzeit“ fragt (Vers 16). Die Aufforderung ist, zuerst auf die Wege zu treten, die sie jetzt gehen, um zu sehen, ob das Wege sind, auf denen der HERR sie führt, oder ob es ihre eigenen Wege sind (vgl. Klgl 3,40). Wenn sie ehrlich sind, werden sie sagen, es sind ihre eigenen Wege. Dann folgt die Aufforderung, „nach den Pfaden der Vorzeit“ zu fragen (vgl. Hiob 8,8; 22,15; 5Mo 32,7). Das sind die Wege, auf denen der HERR die Väter geführt hat, die Wege, die durch die guten Anordnungen und die alten Gesetze aufgezeigt wurden, die der HERR ihnen zum Segen gab (vgl. 2Chr 17,3.4).
Es geht darum, den HERRN mit dem Herzen zu bitten, ihnen seinen Willen kundzutun. Die Aufrichtigkeit, nach diesen Pfaden zu fragen, wird sie dazu führen, dass sie anfangen, auf die Heilige Schrift zu hören. Darin werden sie den Willen des HERRN bezüglich des Weges entdecken, den Er sie gehen lassen will. Was dann noch zu tun bleibt, ist, den entdeckten Weg zu gehen. Das Ergebnis wird sein, dass sie Ruhe für ihre Seelen finden werden. Den Weg des Herrn zu gehen, gibt innere Ruhe und Freude. Dazu gehören auch Frieden, Wohlstand, Sicherheit und ein geordnetes Leben.
Im Neuen Testament werden wir ständig aufgerufen, zum Wort der Apostel zurückzukehren (2Pet 3,2; Jud 1,17). Es geht nicht darum, zurück zur Tradition oder zu den Vätern zu gehen, sondern zum Wort Gottes. Es geht um die Wege der Väter, soweit sie mit Gottes Wort in Einklang stehen. Wer dem Herrn im Gehorsam gegenüber Gottes Wort nachfolgt, findet Ruhe für seine Seele (Mt 11,29.30). Das ist es, was der Herr Jesus sagt. Diejenigen, die das tun, werden von ihrer Umgebung, besonders von den bekennenden Christen, mitleidig angeschaut und als altmodisch, ja, engstirnig bezeichnet. Aber wer diesen Weg geht, findet Ruhe für seine Seele, die alle liberaleren Wege nicht geben können.
Leider ist die Reaktion des Volkes, dass sie diesen Weg nicht gehen wollen. Es ist somit eine bewusste Entscheidung. Sie weigern sich, diesen Weg zu gehen. Selbst wenn der HERR sie eindringlich durch seine Wächter warnt, die seine Propheten sind, sagen sie, dass sie „nicht darauf achten wollen“ (Vers 17). Sie stellen sich taub gegenüber dem Ruf des HERRN, der sie auf den richtigen Weg führen will, um sie zu segnen.
Dann, als das Volk so unwillig ist, auf den HERRN zu hören, spricht Er zu den Nationen und der ganzen Erde, dass Er sein Volk für ihre Ablehnung von Ihm bestrafen wird (Verse 18.19). Was Er über sie bringt, haben sie über sich selbst gebracht, es ist „die Frucht ihrer Gedanken“. Hier sehen wir wieder einmal, dass die Missetaten und Sünden des Volkes keine Launen sind, sondern die Auswirkungen bewusster innerer Überlegungen. Ein Mensch ist, was er denkt. In ihren Gedanken gibt es keinen Platz für Gott. Deshalb haben sie Gottes Worten keine Beachtung geschenkt und sein Gesetz bewusst verworfen.
Der HERR fragt sich, ob es noch einen einzigen Grund gibt, den Weihrauch von ihnen anzunehmen, den sie Ihm bringen (Vers 20). Die Zutaten für ihren Weihrauch als Symbol ihrer Anbetung sind kostbar, weil sie aus einem fernen Land kommen. Aber für den HERRN sind sie wertlos. Wenn sie so gegen Ihn sind, wenn ihre Herzen so weit von Ihm entfernt sind, kann Er nichts damit anfangen. Ein rein äußerlicher Gottesdienst ist Ihm zuwider (vgl. Jes 1,11-13; Jer 7,21-23; Hos 6,6; Amos 5,21-27; Mich 6,6-8). Auch ihre Brandopfer und Schlachtopfer sind Ihm nicht angenehm und wohlgefällig. Ihre Anbetung wird von Ihm nicht angenommen, wenn es keinen Gehorsam Ihm gegenüber gibt (1Sam 15,22).
Eine verdorbene Anbetung wird zu Stolpersteinen führen, die der HERR ihnen in den Weg legt und durch die sie umkommen werden (Vers 21). Im Licht der folgenden Verse können wir uns einen Feind vorstellen, der in das Land eindringt und sie aller Freiheit beraubt. Das Übel der heuchlerischen Anbetung findet sich in den Familien, „Väter und Söhne zugleich“, und in der Gesellschaft, „der Nachbar und sein Genosse“. Der HERR verursacht nicht ihren Fall, das tun sie selbst.