Behandelter Abschnitt Jes 53,7-9
Verse 7–9 | Leiden, Tod und Begräbnis
7 Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf. – 8 Er ist weggenommen worden aus der Angst und aus dem Gericht. Und wer wird sein Geschlecht aussprechen? Denn er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen: Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen. 9 Und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen [ist er gewesen] in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.
Vers 7 Der vierte Teil oder die vierte Strophe, die Verse 7–9, beschreibt wie der zweite Teil (Verse 1–3) die Leiden des Knechtes, fügt aber seinen Tod und sein Begräbnis hinzu. Er „beugte sich“ und wurde schwer geschlagen und misshandelt, ohne dass Ihm irgendetwas erspart blieb. Es bezieht sich auch auf das Treiben oder Antreiben von Sklaven oder Tieren, die mit schweren Lasten beladen sind (2Mo 3,7; Hiob 39,10). Der Knecht war so ein „Lasttier“, aber Er tat den Mund nicht auf, Er beugte sich unter die Last, Er litt bereitwillig und ließ sich misshandeln. Bileams Lasttier öffnete seinen Mund als Bileam es zu Unrecht schlug, um es anzuspornen (4Mo
22,28; 2Pet 2,16). Auch Jeremia vergleicht sich mit einem Lamm, aber
er hielt seinen Mund nicht und schrie nach Rache (
Für den Herrn Jesus war der Weg zur Schlachtbank viele Male schwerer. Er wusste vollkommen, wo Er hinging, aber Er öffnete seinen Mund nicht. Er wusste alles, was über Ihn kommen würde (Joh 13,1; 18,4). Zweimal heißt es in diesem Vers, dass Er seinen Mund nicht öffnete, was die Bedeutung der freiwilligen Hingabe Christi unterstreicht. Er schwieg nicht aus Schwäche, als wüsste Er nicht, was Er sagen musste. Er wusste, dass Er mit einem Wort alle seine Feinde vertilgen konnte (Joh 18,6). Er schwieg nicht aus Machtlosigkeit, sondern weil Er sich entschieden hatte, zu schweigen. Es war Teil seines Gehorsams bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8).
Das „Scheren“ bezieht sich auf die Entfernung von allem, was eines Menschen würdig ist. Er hat nicht gegen die menschunwürdige und menschenentehrende Behandlung protestiert, die Ihm angetan wurde. Alles drückt sein freiwilliges Ausharren auf eine Weise aus, in der Er einzigartig ist. Keiner kann mit Ihm verglichen werden. Es steht in deutlichem Gegensatz zum Umherirren des Menschen am Anfang von Vers 6.
Vers 8 Von der ungerechten Behandlung und dem ungerechten Gerichtsurteil werden wir direkt nach Golgatha versetzt. „Weggenommen worden aus der Angst und aus dem Gericht“ bedeutet, dass Er „durch ein unterdrückendes / demütigendes / ungerechtes Gerichtsurteil“ weggenommen wurde (Mt 26,66; 27,22-31; Apg 8,33). Er erhielt keinen ehrliche Verhandlung, sondern wurde vollkommen zu Unrecht durch eine politische Verschwörung verurteilt.
Er wurde „weggenommen“ aus der „Gerichtsverhandlung“ und zum Kreuz gebracht und dort in aller Eile gekreuzigt, damit dieses schreckliche Missetat noch vor dem Sabbat beendet werden konnte. Der Kern dieses Abschnitts ist, dass keiner seiner Zeitgenossen eine Vorstellung davon hatte, geschweige denn darüber nachdachte, was Christus durchlitten hat. Er wurde aus dem Land der Lebendigen abgeschnitten und damit war für seine Zeitgenossen alles vorbei. Der Vers endet mit der Anerkennung der wahren Ursache seines Leidens. „Und wer wird sein Geschlecht aussprechen?“ Das hebräische Wort dor bedeutet Geschlecht oder Generation (1Mo 6,9). Die Bedeutung ist also: Wer wird seine königliche Abstammung und seine Rechte als Sohn Davids (Mt 1,1) aussprechen?
Der Ausruf „wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen“, kommt nicht nur aus dem Mund des treuen Überrestes in Israel, sondern hier auch aus dem Mund des Gottes Israels selbst. Das Wort „Strafe“ oder „Plage“ (vgl. Vers 4) unterstreicht dies noch einmal, denn die Strafe ist das Unheil, das Gott selbst bewirkt hat.
Der Kämmerer, der auf dem Rückweg von Jerusalem in sein Land ist, liest gerade diesen Abschnitt, als Philippus sich ihm anschließt (Apg 8,30-35). Dem Kämmerer fällt die Erklärung dessen, was er liest, nicht leicht, aber doch hat er über das Gelesene nachgedacht. Er versteht, dass das Lamm, von dem er liest, eine Person sein muss. Seine Frage darüber ist ein wunderbarer Anlass für Philippus, um ihm „Jesus“ zu verkünden.
Vers 9 Dieser vierte Abschnitt (Verse 7–9), der den Charakter der Leiden des Knechtes und die Art und Weise seines Todes beschrieben hat, schließt mit der Erwähnung seines Begräbnisses ab. Der erste Teil des Verses spiegelt die Absicht der Sünder wider, die Ihn in der Anonymität verschwinden lassen wollten, indem sie Ihn in einer Art Massengrab zusammen mit den beiden Räubern, die mit Ihm gekreuzigt worden waren, begruben. Aber Gott hatte anders bestimmt und für eine geeignete Umgebung gesorgt. Deshalb erlaubte die römische Regierung, dass sein Leichnam in der Gruft eines „reichen Mannes“, Joseph von Arimathia, beigesetzt wurde (Mt 27,57).
Normalerweise wird ein Grab mehrmals benutzt, um den Leichnam verwesen zu lassen und ihn dann im Beinhaus (Knochenkasten) aufzubewahren. Nur eine sehr reiche Person konnte in einem neuen Grab begraben werden. Es war ein Grab, „wo noch nie jemand gelegen hatte“ (Lk 23,53b). Er, der aus einem jungfräulichen Mutterschoß kam, konnte nur in ein jungfräuliches Grab gelegt werden.
Das Wort „Tod“ ist Plural und drückt das Qualvolle der Todesart aus. Die Tatsache, dass Er vollkommen frei von Sünde war – „kein Unrecht getan hat“, „kein Trug in seinem Mund gewesen ist“ (1Pet 2,22) – machte es passend, dass Er ein ehrenvolles Begräbnis erhalten sollte, anstatt in einem Mördergrab verstoßen zu werden, wie es seine Feinde im Sinn hatten. Dieses Ehrengrab wurde Ihm im Hinblick auf die Auferstehung gegeben. Die Auferstehung wird im nächsten Abschnitt besprochen.