Behandelter Abschnitt Jes 44,1-5
Verse 1–5 | Der Geist wird ausgegossen
1 Und nun höre, Jakob, mein Knecht, und du, Israel, den ich erwählt habe. 2 So spricht der HERR, der dich gemacht und dich von Mutterleib an gebildet hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe. 3 Denn ich werde Wasser gießen auf das Durstige und Bäche auf das Trockene; ich werde meinen Geist ausgießen auf deine Nachkommen und meinen Segen auf deine Sprösslinge. 4 Und sie werden aufsprossen zwischen dem Gras wie Weidenbäume an Wasserbächen. 5 Dieser wird sagen: Ich bin des HERRN, und jener wird den Namen Jakobs ausrufen; und dieser wird mit seiner Hand schreiben: [Ich bin] des HERRN, und wird den Namen Israels ehrend nennen.
Die unbegrenzte Gnade Gottes wird in den Anfangsversen dieses Kapitels wunderschön entfaltet. Auf die Vorwürfe und Anklagen von Jesaja 43 folgen sofort Zusicherungen und Verheißungen, die gegründet sind auf Gottes Absichten und Ratschlüssen zugunsten seines Volkes. Es ist ein Beweis dafür, dass Er im Zorn an Erbarmung denkt (Hab 3,2).
Das Kapitel beginnt mit einem göttlichen „und nun“ (Vers 1), nachdem Er im letzten Vers des vorangegangenen Kapitels das Gericht über die anhaltende Sündhaftigkeit des Volkes angekündigt hat (Jes 43,28). Dies entspricht in bemerkenswerter Weise dem „und nun“ des Beginns von Jesaja 43 (Jes 43,1), das sich im gleichen Sinn mit dem letzten Vers des vorangehenden Kapitels (Jes 42,25) verbindet.
Hier wiederholt der HERR seine gnädigen Aussagen vom Anfang von Jesaja 43 und fügt hinzu, dass Er Israel „erwählt“ hat. In beiden Abschnitten verwendet Er für die Geburt seines Volkes Worte, die auch im Bericht über die Erschaffung des Menschen vorkommen: schaffen (1Mo 1,27), machen (1Mo 1,16) und bilden (1Mo 2,7). Es macht seine Absicht und Verheißung an Jakob unveränderlich, trotz des großen Verfalls seines Volkes.
Er nennt sie sogar „Jeschurun“ (Vers 2), ein hebräisches Wort, das „gerecht“ bedeutet und in der Septuaginta – der griechischen Übersetzung des Alten Testaments – mit „Geliebter“ übersetzt wird. Es ist eine Bezeichnung, die bereits von Mose verwendet wurde (5Mo 32,15; 33,5.26) und die auf den zukünftigen Zustand der Gerechtigkeit Israels hinweist. Dieser Name steht in großem Gegensatz zu dem Namen „Jakob“, der „Fersenhalter“, also Betrüger, bedeutet (1Mo 27,36; 32,28). Der HERR macht aus ihnen die „Gerechten“ und kann sie deshalb erlösen.
Die folgenden Verheißungen sind von göttlicher Freude durchdrungen. Die Durstigen werden gesättigt und der Same Jakobs wird durch die Ausgießung des Geistes gesegnet – im Bild des Ausgießens von Wasser (vgl. Joh 7,38.39) –, was zu nationaler und geistlicher Fruchtbarkeit führt (Verse 3.4). Diese Zeit steht kurz bevor. Die Gnade wird triumphieren. Auch für uns ist es jetzt ein Trost. Lasst uns als Gottes „Jeschurun“ wandeln und mit dem Geist erfüllt sein. Dann werden wir Frucht bringen.
Vers 5 sagt die Folgen für die Heiden aufgrund der Wiederherstellung Israels voraus. Das dreifache Zeugnis muss im Licht von Psalm 87 gelesen werden (Ps 87,4.5). Dort werden einige Völker genannt, die das Vorrecht haben werden, den HERRN zu kennen, und sie werden aufgezeichnet als in Zion geboren.
Unter den Heiden, die im Segen des Friedensreichs sind, werden einige sagen, sie gehören dem HERRN.
Ein anderer wird den Namen Jakobs auf eine Weise aussprechen, die große Ehrfurcht bezeugt. Es wird nicht mehr länger ein Name von Schmach oder eines Betrügers sein, sondern der Name eines Volkes, mit dem sich der HERR verbunden hat als seinem auserwählten Volk.
Wieder ein anderer wird schriftlich erklären, „mit seiner Hand schreiben“, dass er dem HERRN allein gehört und den Namen „Israel“ als Ehrennamen annehmen. Indem er den Namen Israel annimmt, zeigt er, dass das Tragen dieses Namens große Ehre bedeutet (vgl. Röm 11,12).
Es gibt eine auffällige Parallele zwischen diesem Vers und dem Ergebnis des Evangeliums, das wir predigen. So wie ein Heide in Zukunft anerkennen wird, dass er dem HERRN gehört, so wird jemand, der heute Buße tut, lernen anzuerkennen, dass er Eigentum des Herrn ist (1Kor 3,23; Gal 3,29), und so nennt er auch den Namen des Herrn (2Tim 2,19).