Behandelter Abschnitt Jes 22,1-7
Einleitung
Jesaja 21 spricht von der Erscheinung Christi. Sowohl Babel (Europa) als auch Assyrien (der König des Nordens) werden im Norden Israels, bei Megiddo oder Harmagedon, auf eine übernatürliche Weise vernichtet. Danach bringt uns Jesaja 22 zur Errichtung des Throns Davids in Jerusalem durch Christus. Aber zuerst sehen wir, wie der Antichrist, der während der großen Drangsal der König Israels ist, bei der Zerstörung Israels durch den König des Nordens entthront wird (Vers 19; vgl. Sach 11,17).
Diese Endzeitprophezeiungen werden durch die Vorerfüllung veranschaulicht, als Jerusalem von König Nebukadnezar zur Zeit des Königs Zedekia zerstört wird. Die Vorerfüllung zeigt sich auch in diesem Kapitel in Form der Absetzung Schebnas, prophetisch ein Typus des Antichristen, der durch Eljakim ersetzt wird, prophetisch ein Typus von Christus, der dann in Jerusalem regieren wird.
Verse 1–7 | Das kommende Gericht ignoriert
1 Ausspruch über das Tal der Gesichte. Was hast du denn, dass du insgesamt auf die Dächer gestiegen bist? 2 O getümmelvolle, lärmende Stadt, du frohlockende Stadt, deine Erschlagenen sind nicht vom Schwert Erschlagene und nicht in der Schlacht Getötete! 3 Alle deine Oberen, flüchtend allesamt, wurden ohne [einen Schuss mit dem] Bogen gefesselt; alle in dir Gefundenen wurden miteinander gefesselt, fernhin wollten sie fliehen. 4 Darum sage ich: Schaut von mir weg, dass ich bitterlich weine; dringt nicht in mich, um mich zu trösten über die Zerstörung der Tochter meines Volkes! 5 Denn es ist ein Tag der Bestürzung und der Zertretung und der Verwirrung vom Herrn, dem HERRN der Heerscharen, im Tal der Gesichte: Zertrümmerung der Mauern und Wehgeschrei zum Gebirge hin. 6 Und Elam trägt den Köcher, mit bemannten Wagen [und] mit Reitern; und Kir entblößt den Schild. 7 Und es wird geschehen, deine auserlesenen Täler werden voll Wagen sein, und die Reiter nehmen Stellung gegen das Tor.
Wir können den Ausspruch über Jerusalem, hier „das Tal der Gesichte“ genannt (Vers 1; vgl. Jer 21,13), in diesem Kapitel nur verstehen, wenn wir seine prophetische Erfüllung sehen. Ansonsten scheint diese Prophezeiung über Jerusalem nach Jesaja 7-12 überflüssig und fehl am Platz inmitten der Gerichte über die heidnischen Nationen. Obwohl die Stadt nicht buchstäblich in einem Tal liegt, ist sie von Bergen umgeben (Ps 125,2a). Der Name ist mit dem Kidrontal bei Jerusalem verbunden.
Ein Schauspiel veranlasst die Bewohner, auf die Dächer zu klettern, um ja nichts von dem Spektakel zu verpassen. Entsetzt fragt sich Jesaja, was sie haben und wovon sie beseelt sind. Können sie nicht sehen, dass das Gericht kommt? Aber von dem kommenden Gericht wollen sie nichts wissen. Die Gefahr wird ignoriert und durch Vergnügungen überspielt und das, obwohl, wie Jesaja den Bewohnern Jerusalems versichert, das Gericht über die Stadt kommen wird (Vers 2).
Wie so oft, handelt es sich dabei sowohl um Gerichte, die unmittelbar bevorstehen, als auch um solche, die in der Endzeit eintreten werden. In naher Zukunft wird der König von Assyrien in Juda einmarschieren, ohne jedoch Jerusalem zu erobern (2Kön 18,13). Später, als eine Vorwegnahme dieser Prophezeiung, wird Babel Jerusalem zerstören. Die volle Erfüllung wird eintreten, wenn der prophetische Assyrer, der König des Nordens, kommt, um Jerusalem zu zerstören. Die Vernichtung wird groß sein. Die Anführer werden fliehen und das Heer führungslos zurücklassen (Vers 3). Doch niemand wird entkommen, egal wie weit er geflohen ist.
Jesaja ist entsetzt, als er die Zerstörung der Stadt vor seinem geistigen Auge sieht (Vers 4). Jerusalem wurde in den Tagen Hiskias nicht von Assyrien eingenommen. Durch ein Wunder infolge des gnädigen Eingreifens Gottes wurde die Stadt verschont. Es brachte die Bewohner der Stadt jedoch nicht zur Buße und zur Rückkehr zu Gott. Deshalb wird die Stadt zerstört werden, was durch Nebukadnezar auch geschehen ist. Jesaja ist davon so tief betroffen, dass er sich nicht trösten lassen will. Sein Kummer ist so groß, dass er niemanden daran teilhaben lassen kann. Er weiß, dass diese Zerstörung vom HERRN kommt (Vers 5) und deshalb gerecht, aber auch so heftig ist.
Wir sehen hier, dass Gott keine Freude an dem Gericht hat, das Er über eines seiner Geschöpfe bringen muss. Er muss sicherlich richten, aber gleichzeitig ist es ein fremdes Werk (Jes 28,21). Derselbe Geist, durch den der Prophet das kommende Leid sieht, bringt ihn dazu, darüber zu weinen.
Dies sehen wir auch in dem Herrn Jesus, der die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und der Abdruck seines Wesens ist (Heb 1,3). Er vergießt Tränen, wenn Er das Leid sieht, das über Jerusalem kommen wird, und Er trauert über die Herzenshärte, die die Stadt dazu bringt, sich zu weigern, unter seinen Flügeln Schutz zu suchen (Lk 19,41.42; Mt 23,37). Und auch wir dürfen nicht mit kaltem Herzen, ohne Mitgefühl, von der schrecklichen, ewigen Strafe sprechen, die jeden ereilen wird, der sich weigert, Buße zu tun.
Jesaja sieht den Feind, der sich anschickt, in das Land einzufallen (Vers 6). Die Waffen werden aufgenommen und die Kampftruppe wird aufgestellt. Aus strategisch günstig gelegenen Gebieten wie Elam, im Südwesten Persiens, und Kir, im Norden Persiens, wo die Meder wohnen, werden die Armeen Assyriens in Juda einrücken. Dort werden sie die schönsten Täler Judas mit ihren Heeren füllen (Vers 7). Der schöne Anblick verwandelt sich in eine Szene voller Bedrohung. Sie werden sich gegenüber dem Tor von Jerusalem aufstellen.
Wie der König des Nordens in der Zukunft besteht das Heer der Assyrer, das Jerusalem angreift, aus einer Allianz vieler Nationen. Zu diesem Bündnis gehören auch Elam und Kir (Verse 6.7). Elam (Persien) ist bekannt für seine Bogenschützen, während Kir (Meder) mit gezücktem Schild zum Kampf bereitsteht.