Behandelter Abschnitt Jes 9,17-20
Verse 17–20 | Die Gottlosigkeit Ephraims wird gerichtet
17 Denn die Gottlosigkeit brennt wie Feuer: Sie verzehrt Dornen und Disteln und zündet in den Dickichten des Waldes, dass sie emporwirbeln in hoch auf- steigendem Rauch. 18 Durch den Grimm des HERRN der Heerscharen ist das Land verbrannt, und das Volk ist wie ein Fraß des Feuers geworden; keiner verschont den anderen. 19 Und man verschlingt zur Rechten und hungert, und man frisst zur Linken und wird nicht satt. Sie fressen jeder das Fleisch seines eigenen Armes: 20 Manasse den Ephraim, und Ephraim den Manasse; diese miteinander fallen über Juda her. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
Zum dritten Mal wird eine Warnung vor dem göttlichen Zorn ausgesprochen. Der Prophet weist auf die Gottlosigkeit hin, die sie begehen und durch die sie ihren eigenen Untergang bewirken (Vers 17). Heute erkennen wir das an dem ausschweifenden Umgang mit Sexualität im Besonderen und mit dem Leben im Allgemeinen. Alle Grenzen, die Gott gesetzt hat, werden verwischt und schließlich ausgelöscht.
Die Menschen ruinieren ihr eigenes Leben durch ihre gottlose Lebensweise. Die Gottlosigkeit tut ihr verzehrendes („Feuer“) und erstickendes (Rauch“) Werk unter ihnen. Der aufsteigende Rauch ist ein Merkmal der Hölle, dem Ort, an dem alle Gottlosigkeit dem ewigen Feuer übergeben wird (Off 14,11a; 19,3b).
Der HERR wird das Land dem Bürgerkrieg ausliefern mit all der Grausamkeit, dem Hunger und der Selbstzerstörung, die damit einhergehen (Vers 18). Das Land wird schwarz verbrannt sein, sodass es unmöglich ist, etwas darauf anzubauen. So wie Dornen und Sträucher (Vers 19) Nahrung für das Feuer sind, so ist das Volk, das aus verhärteten Sündern besteht, Nahrung für das Gericht des HERRN.
Eines der Gerichte, denen der HERR sein Volk überlässt, ist das des Bürgerkriegs. Deshalb wird auch der Egoismus die Oberhand haben. Keiner gönnt dem anderen einen Bissen Brot (Vers 19). Die Not wird so groß sein, dass nicht einmal die eigenen Brüder verschont werden (Vers 20). Manasse, der geteilte Stamm, dessen eine Hälfte im Land und dessen andere Hälfte außerhalb ist und der deshalb die Folgen der Spaltung kennt, tritt gegen den großen Führer Ephraim an. Ephraim, für den es schon immer unangenehm war, der Geringste zu sein (Ri 12,1), wird das nicht zulassen.
Wenn der Kampf vorbei ist, wenden sie sich gemeinsam gegen Juda. Durch den Grimm des HERRN tun sie ihr Bestes, sich gegenseitig das Leben zu nehmen. Dann ertönt zum dritten Mal der Refrain, dass der Zorn des HERRN sich nicht abwendet und seine Hand noch zum Gericht ausgestreckt ist.
Auch unter uns Christen kann ein Bruderstreit vom Herrn als eine Züchtigung von Ihm zugelassen werden, weil wir Ihn in unserem Leben nicht anerkennen. Wenn die Beziehung zu Ihm nicht gut ist, hat das immer Folgen für die Beziehungen zwischen den Gliedern seines Volkes und zwischen den Menschen im Allgemeinen.
Wenn Christen mit äußerer Religiosität prahlen, während sie nicht auf das Gebot der Bruderliebe hören, ist die Folge, dass sie sich gegenseitig beißen und fressen. Wenn dem nicht Einhalt geboten wird, werden sie sich gegenseitig verschlingen (Gal 5,15). In örtlichen Gemeinden, in denen solche Situationen vorkommen, ist es wichtig, dies als ein Gericht Gottes zu erkennen. Dann kann man sich demütig Ihm und einander zuwenden, statt sich weiter mit seinen Privilegien zu brüsten.