Behandelter Abschnitt Jes 9,12-16
Verse 12–16 | Die Unbußfertigkeit Ephraims wird gerichtet
12 Und das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, und den HERRN der Heerscharen suchen sie nicht. 13 Und der HERR wird aus Israel Haupt und Schwanz, Palmzweig und Binse ausrotten an einem Tag. 14 Der Älteste und Angesehene, er ist das Haupt; und der Prophet, der Lüge lehrt, er ist der Schwanz. 15 Denn die Leiter dieses Volkes führen irre, und die von ihnen Geleiteten werden verschlungen. 16 Darum wird sich der Herr über dessen Jünglinge nicht freuen und sich seiner Waisen und seiner Witwen nicht erbarmen; denn sie sind allesamt Ruchlose und Übeltäter, und jeder Mund redet Torheit. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
In diesen Versen gibt der Prophet eine zweite Erklärung für die Ursachen und die Notwendigkeit der göttlichen Gerichte. Weil sie sich weiterhin weigern, sich zum HERRN zu bekehren und Ihn zu suchen (Vers 12), muss Er auch diesen zweiten Abschnitt mit dem Refrain abschließen, dass der Zorn des HERRN sich nicht abwendet und seine Hand noch immer zum Gericht ausgestreckt ist (Vers 16).
Das Gericht ist diesmal intern und besteht in der Beseitigung ihrer politischen und religiösen Führer. „An einem einzigen Tag“ werden sie an ihr Ende kommen (Vers 13), plötzlich, während es doch so oft angekündigt wurde. Die „Palmzweige“ sind die Führer, die „Binsen“ sind diejenigen, die geführt werden. Die Führer sind „der Älteste und Angesehene“, sie sind „das Haupt“, diejenigen, die die größte Verantwortung haben (Vers 14). Der falsche Prophet ist „der Schwanz“. Er wird verächtlich mit dem sich bewegenden Schwanz eines Hundes verglichen. So wie es ihm passt, prophezeit er. Diese falschen Propheten lassen sich nicht vom HERRN leiten, sondern von den politischen Führern, genau wie ein Schwanz, der den Gefühlszustand des Kopfes widerspiegelt.
So führen die Leiter, Palmzweige, also hochstehende Persönlichkeiten, und auch die von ihnen Geleiteten, Binsen oder niedrige Pflanzen, irre (Vers 15). Die Verführer tun dasselbe mit denen, die sich verführen lassen. Sie können den geraden Weg, den Weg des HERRN, nicht mehr entdecken und ihn deshalb auch nicht gehen.
Das Gericht kommt über ihre „Jünglinge“, die Hoffnung und gleichzeitig der Stolz des Volkes (Vers 16). Sie verlassen sich auf ihre eigene Stärke. Deshalb kann sich der Herr nicht über sie freuen, sondern muss sie richten. Das Gericht kommt auch über die, die Gott am meisten am Herzen liegen, „seine Waisen und seine Witwen“, weil auch sie den Verführern folgen (vgl. Ps 68,5; 146,9). Diejenigen, die sich täuschen lassen, haben bewusst den Irrweg gewählt. Sie alle – die Verführer und die Verführten – sind schuldig, den HERRN verlassen und nicht seine Warnungen gehört zu haben. Deshalb bleibt sein Zorn über ihnen und seine Hand im Gericht gegen sie ausgestreckt.