Einleitung
Psalm 45 und die nächsten drei Psalmen (Psalm 46-48) sind die Antwort Gottes auf die Psalm 42-44, die das Leiden des Überrestes beschreiben. Die große Not im Leiden ist das Erfahren der Abwesenheit von Gott. In den kommenden Psalmen antwortet Gott auf diese Not. In Psalm 45 ist die Antwort, dass Er das Leiden nicht wegnimmt, sondern den Geliebten in ihren Umständen zu ihnen bringt.
Gottes Antwort stimmt besonders gut mit dem Ruf des Überrestes in den letzten Versen des vorherigen Psalms überein (Ps 44,23-26). Es ist eine außergewöhnliche Antwort: Gott erhört nicht nur das Gebet, Er kommt selbst in Person! Dadurch ändert sich der Ton. Das Elend wandelt sich in Freude und Sieg. Gott gibt dem gläubigen Überrest einen besonderen Blick auf den Messias. Er ist ihr König und wird kommen, um sie zu erlösen. Dieser Blick auf Ihn und seine Liebe für die Braut (vgl. Hos 2,21.22) und dass Er kommen wird, geben ihnen Ausdauer im Angesicht des Leidens.
In Psalm 44 ist Gott ihr König (Ps 44,4). In Psalm 45 ist Christus der König, der wahre Sohn Davids. Dies geht aus dem Zitat dieses Psalms in Hebräer 1 hervor, wo die Herrlichkeit Christi beschrieben wird (Heb 1,8.9). Alte jüdische Schriften, wie der Targum – eine erklärende Übersetzung des Alten Testaments – erkennen ebenfalls, dass Psalm 45 vom König Messias handelt. Der Targum übersetzt den Vers 3 wie folgt: „Deine Schönheit, O König-Messias, ist größer als die der Menschensöhne.“ Der Psalm ist nicht an Gott, sondern an den König gerichtet. Der Ausdruck „König“ kommt in diesem Psalm fünfmal vor.
Dies ist eine Ermutigung für jeden leidenden Gläubigen. Gott nimmt nicht immer das Leiden weg, aber Er kommt seinem leidenden Kind auf besondere Weise entgegen. Er nimmt daran teil und trägt es mit. Christus, der Gott ist, ist selbst den Weg des Leidens gegangen, ermutigt durch die Freude, die vor Ihm lag. Jetzt dürfen die Gläubigen den gleichen Weg gehen, mit Blick auf Ihn, auf den, der uns liebt.
Wir werden ermahnt, „hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, [die] Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude [das] Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,2.3).
Wir können den Psalm wie folgt einteilen: Vers 1 Überschrift
Vers 1b Einleitung
Verse 2–5 Die Braut spricht zu dem König Verse 7–10 Die Herrlichkeit des Königs
Verse 10–12 Der König spricht zu der Braut/Königin Verse 14–16 Die Herrlichkeit der Braut
Verse 16.17 Schlussfolgerung
Der Psalm beginnt in Vers 3 und endet in Vers 17 mit „darum“ und „in Ewigkeit“ oder „immer und ewig“. Die Herrlichkeit des Königs ist der Grund („darum“) für die Beständigkeit („immer und ewig“) der Segnungen in seinem Reich.
Verse 1 | Überschrift
1 Dem Vorsänger. Nach Schoschannim. Von den Söhnen Korahs, ein Maskil, ein Lied der Lieblichkeiten.
Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.
Der Ausdruck „Schoschannim“, das ist „Lilien“, weist auf die Lieblichkeit der Art der Musik hin. Es bezieht sich auf den Ton, die Melodie und die musikalische Art dieses Psalms. „Lilien“ bezieht sich auf den treuen Überrest in seiner Verbindung mit Christus. Die Gläubigen sind für Ihn wie die Lilien inmitten der Disteln (Hld 2,1.2). Disteln sind ein Bild der Sünde (1Mo 3,18). Es ist die menschliche Natur, wie sie durch den Sündenfall geworden ist. Der König sieht die Treuen als diese zarten Feldblumen in einer Umgebung, die für sie voller Sünde, Bedrohung und Gewalt ist und gegen die sie sich nicht schützen können. Aber Er kann es. Er tut dies, indem Er sie in Liebe an sich bindet.
Für den Ausdruck „von den Söhnen Korahs“ siehe die Erklärung zu Psalm 42,1.
Er ist nach den Psalm 42-44 die nächste „Unterweisung“, auf Hebräisch ein Maskil. Es geht um den Messias, den König, wer Er vor Gott und vor den Seinen ist. Diese Unterweisung wird in besonderer Weise zur Ermutigung des Überrestes in der Zeit der großen Drangsal sein. Für den Ausdruck „Maskil“ siehe weiter die Erklärungen zu Psalm 32,1 und Psalm 42,1.
Es ist „ein Lied der Lieblichkeiten“. Dies wird bereits durch die Anordnung des Psalms angedeutet. Es ist ein einzigartiges Lied in den Psalmen. Dieses Lied handelt von der Liebe zwischen dem König, dem Messias, und seiner Braut, die das irdische Jerusalem ist.
Wenn wir in Not sind, will der Geist Gottes unsere Herzen immer der Liebe Gottes zuwenden. Dann will Er uns daran erinnern, dass für diejenigen, die Gott lieben, alle Dinge „zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28), auch wenn wir manchmal nicht verstehen, warum uns bestimmte Dinge widerfahren müssen.