Behandelter Abschnitt Ps 44,23-26
Verse 23–26 | Ruf um Hilfe
23 Erwache! Warum schläfst du, Herr? Wache auf! Verwirf uns nicht auf ewig! 24 Warum verbirgst du dein Angesicht, vergisst unser Elend und unsere Bedrückung? 25 Denn unsere Seele ist in den Staub gebeugt, unser Bauch klebt an der Erde. 27 Steh auf, uns zur Hilfe, und erlöse uns um deiner Güte willen!
Sie glauben nicht, dass Gott schläft (vgl. Ps 121,4; 1Kön 18,27b). Sie drücken sich auf diese Weise aus, weil der Schlaf eine menschliche Darstellung der Abwesenheit jeglicher Aktivität ist. Sie nehmen wahr, dass Gott untätig ist, weil Er nicht für sie handelt und eingreift (Vers 24). Sie rufen hier zu dem „Herrn“, Adonai, dem souveränen Herrscher. Der Überrest hat Angst, dass Er sie „auf ewig“, d. h. für immer, „verwirft“.
Die Jünger des Herrn Jesus machen eine ähnliche Erfahrung wie die Söhne Korahs. Als sie im Schiff mit dem Herrn, der Mensch und Gott zugleich ist, von einem Sturm überfallen werden, wecken sie Ihn, denn Er schläft. Sie wecken Ihn und fragen Ihn, ob es Ihm egal sei, dass sie umkommen (Mk 4,35-41).
Gott verbirgt sich vor dem gläubigen Überrest (Vers 24). Weil ihr Elend und ihre Bedrückung so lange dauern, ist es, als ob Er sie vergisst. Es scheint, als ob der Antichrist und die gottlose Masse sie nach Belieben töten können (vgl. Dan 7,25; Off 13,7). Aber Gott kann sie nicht vergessen. Sie sind in seine „beiden Handflächen“ eingezeichnet (Jes 49,16) und sind in ein Gedenkbuch geschrieben (Mal 3,16). Sie sind im Schmelztiegel der Läuterung, wo Er das Feuer so heiß werden lässt, wie es sein muss, um sie in edles Silber zu verwandeln (Mal 3,2-3).
Sie fühlen sich wie Tote, was sie dadurch andeuten, dass sie sagen, dass ihre Seelen in den Staub gebeugt sind (Vers 25; vgl. Ps 22,15). Ihre Bäuche kleben an der Erde, sagen sie. Damit vergleichen sie sich mit Reptilien, die sich nicht aufrichten können. Es weist auf die große Demütigung und Drangsal hin, unter der sie leiden.
Gott ist die Hilfe für sein Volk (Hos 13,9). Deshalb rufen sie Ihn an, aufzustehen und ihnen zu Hilfe zu kommen (Vers 26). Er ist ihre Hilfe in der Bedrängnis (Ps 46,1) und darin finden sie sich wieder. Er ist der Einzige, der helfen kann. Es gibt sonst niemanden. Sie berufen sich auf seine „Güte“, um sie zu erlösen, und nicht auf irgendeine Gerechtigkeit oder Treue ihrerseits oder ihr Leiden für Ihn. Wie Gott ihr Gebet erhört, ist das Thema der nächsten vier Psalmen (Psalm 45-48).