Behandelter Abschnitt Ps 35,11-16
Verse 11–16 | Böses für Gutes vergolten
11 Ungerechte Zeugen treten auf; was ich nicht weiß, fragen sie Mich 12 Sie vergelten mir Böses für Gutes; verwaist ist meine Seele. 13 Ich aber, als sie krank waren, kleidete mich in Sacktuch; ich kasteite mit Fasten meine Seele, und mein Gebet kehrte in mein Inneres zurück; 14 als wäre es mir ein Freund, ein Bruder gewesen, [so] bin ich umhergegangen; wie trauernd um die Mutter habe ich mich Leid tragend niedergebeugt. 15 Aber sie haben sich über meinen Fall gefreut und sich versammelt; Schmäher haben sich gegen mich versammelt, und ich kannte sie nicht; sie haben gelästert und nicht aufgehört. 16 Wie ruchlose Schmarotzer knirschten sie gegen mich mit ihren Zähnen.
In diesen Versen, dem zweiten Teil dieses Psalms, wird Gewalt nicht erwähnt. Sie sind eine lange Klage über Verleumdung, Undankbarkeit, Spott und Hass. Es gibt keinen Grund für all diese Formen der Feindschaft. Das macht das Ganze für David unerträglich. Was David in diesen Versen sagt, geschah mit dem Herrn Jesus. Kriminelle Zeugen haben sich gegen Ihn erhoben, um etwas zu finden, das es seinen Feinden erlauben würde, Ihn zu verurteilen (Vers 11; Mt 26,59.60). Und doch hat Er nichts Böses getan. Im Gegenteil, Er hat nur Gutes getan und sonst nichts.
David sagt hier, „was ich nicht weiß“. Das hat der Herr Jesus nicht gesagt. Er kann sagen: „Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer von euch überführt mich [der] Sünde? Wenn ich [die] Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“ (Joh 8,45.46). Er ist sich vollkommen bewusst, dass Er nur und ausschließlich den Willen Gottes getan hat.
Wie haben Feinde des Herrn Jesus Böses für Gutes vergolten (Vers 12). Sie wollten ihm das Leben „rauben“. Er, „der umherging, wohltuend“ (Apg 10,38), ist als Übeltäter dargestellt worden, um Ihn zu verurteilen (Lk 23,1.2.5.10).
Und wie war David inmitten seines Volkes? Er hat an ihrem Leiden in einer Weise teilgenommen, die wirklich mitfühlend ist (Vers 13; vgl. Mt 8,16.17). Er hat nicht oberflächlich informiert, mit einer höflichen Frage, wie wir sie oft stellen, im Sinn von „Wie geht es Ihnen?“ Er hat sich eingehend mit ihrem Leiden befasst, äußerlich und innerlich, und hat es gezeigt. Er hat immer für sie gebetet. Seine Trauer ist aufrichtig und tief empfunden, als wäre es sein Freund oder Bruder oder jemand, der um seine Mutter trauert (Vers 14).
Aber was taten diejenigen, für die David so gut war, als er sich abmühte und durchs Leben stolperte (Vers 15)? Dann versammelten sie sich um ihn, nicht um ihm zu helfen, sondern um über ihn zu lachen. Das haben auch die Feinde des Herrn Jesus Ihm angetan (Mt 27,27-31; Lk 22,63). Sie gaben Ihm Hass für seine Liebe.
Die Menschen, die sich um David versammelten als er in Not war, „haben sich über“ seinen „Fall gefreut“. Sie waren Schmäher. David kannte sie nicht. Sie haben ihn „gelästert“, d. h. seinen Ruf, mit ihren Blasphemien. Davids Feinde wussten nicht, wann genug ist, dass sie aufhören sollten; sie machten unaufhörlich weiter.
David weiß auch, wie sie sich verhalten, wenn sie „unter sich“ sind, dass sie gegen ihn „wie ruchlose Schmarotzer“ gegen ihn mit ihren Zähnen knirschen (Vers 16). Das hebräische Wort hat die Bedeutung, dass es sich auf Menschen bezieht, die für eine kleine Belohnung (einen Keks) bereit sind, andere zu verspotten.
Vielleicht geht es um Menschen, die an Sauls Tisch saßen und Saul Lügen über ihn erzählten (1Sam 24,10). Das taten diese Heuchler, um Sauls Wohlwollen zu gewinnen und so viel wie möglich von ihm zu profitieren (1Sam 22,7). Deshalb „knirschten“ sie mit ihren Zähnen über ihn, was bedeutet, dass sie böse Pläne schmiedeten (Ps 37,12). Sie suchten nach einem Vorteil. Das gelang ihnen nicht, denn David entkam immer wieder ihren Händen.