Behandelter Abschnitt 1Mo 44,18-34
Verse 18–34 | Fürsprache Judas für seinen Vater
18 Da trat Juda zu ihm und sprach: Bitte, mein Herr, lass doch deinen Knecht ein Wort reden zu den Ohren meines Herrn, und es entbrenne nicht dein Zorn gegen deinen Knecht, denn du bist wie der Pharao. 19 Mein Herr fragte seine Knechte und sprach: Habt ihr [noch] einen Vater oder einen Bruder? 20 Und wir sprachen zu meinem Herrn: Wir haben einen alten Vater und einen jungen Knaben, der ihm im Alter geboren wurde; und dessen Bruder ist tot, und er allein ist von seiner Mutter übrig geblieben, und sein Vater hat ihn lieb. 21 Und du sprachst zu deinen Knechten: Bringt ihn zu mir herab, dass ich mein Auge auf ihn richte. 22 Und wir sprachen zu meinem Herrn: Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; verließe er seinen Vater, so würde er sterben. 23 Da sprachst du zu deinen Knechten: Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch herabkommt, sollt ihr mein Angesicht nicht mehr sehen. 24 Und es geschah, als wir hinaufgezogen waren zu deinem Knecht, meinem Vater, da berichteten wir ihm die Worte meines Herrn. 25 Und unser Vater sprach: Zieht wieder hin, kauft uns ein wenig Speise. 26 Wir aber sprachen: Wir können nicht hinabziehen. Wenn unser jüngster Bruder bei uns ist, so wollen wir hin-
abziehen; denn wir dürfen das Angesicht des Mannes nicht sehen, wenn unser jüngster Bruder nicht bei uns ist. 27 Und dein Knecht, mein Vater, sprach zu uns: Ihr wisst, dass meine Frau mir zwei geboren hat; 28 und der eine ist von mir weggegangen, und ich sprach: Gewiss, er ist zerrissen worden; und ich habe ihn nicht mehr gesehen bis jetzt. 29 Und nehmt ihr auch diesen von mir weg, und es begegnet ihm ein Unfall, so werdet ihr mein graues Haar mit Unglück hinabbringen in den Scheol. 30 Und nun, wenn ich zu deinem Knecht, meinem Vater, komme, und der Knabe ist nicht bei uns – und seine Seele hängt an dessen Seele –, 31 so wird es geschehen, dass er stirbt, wenn er sieht, dass der Knabe nicht da ist; und deine Knechte werden das graue Haar deines Knechtes, unseres Vaters, mit Kummer hinabbringen in den Scheol. 32 Denn dein Knecht ist für den Knaben Bürge geworden bei meinem Vater, indem ich sprach: Wenn ich ihn nicht zu dir bringe, so will ich alle Tage gegen meinen Vater gesündigt haben. 33 Und nun, lass doch deinen Knecht anstatt des Knaben bleiben, als Knecht meines Herrn, und der Knabe ziehe hinauf mit seinen Brüdern; 34 denn wie sollte ich zu meinem Vater hinaufziehen, wenn der Knabe nicht bei mir wäre? – dass ich nicht das Unglück ansehen müsse, das meinen Vater treffen würde!
In diesem Abschnitt hören wir die herzergreifende Fürsprache Judas. Joseph hat das Ziel erreicht. Er merkt, wie Juda verändert ist. Es ist nichts mehr da von der Gefühllosigkeit gegenüber seinem Vater, wie es bei der Verwerfung Josephs war. Aus seiner Fürsprache geht auch seine Liebe zu Benjamin hervor, dem Sohn des Alters von Jakob. Er hat gelernt, auf die Gefühle seines Vaters und seines jüngsten Bruders Rücksicht zu nehmen.
Dies ist auch in den gegenseitigen Beziehungen zwischen den Gläubigen wichtig. Insbesondere ist es wichtig im Hinblick auf die Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn, dass wir ein Empfinden bekommen für das, was der Vater gefühlt hatte, als sein Sohn litt, sowohl vonseiten der Menschen als von der Seite Gottes. Sind wir nicht oft dafür unempfindlich?
Diese Veränderung im Herzen Judas ist eine Veränderung, die nur Gott in seinem Herzen bewirkt haben kann. Er kämpft nicht dafür, dass er selbst frei ausgeht, sondern dafür, dass Benjamin zu seinem Vater zurückkehren darf. Es gibt auch keine starke Verteidigung, um die Unschuld von Benjamin zu beweisen. Er ist nicht auf der Suche nach Worten der Rechtfertigung, sondern appelliert an das Mitgefühl Josephs. Juda argumen-
tiert nicht, um Benjamin frei zu bekommen, sondern er bittet um Gnade (Hiob 9,15).
In Judas Gefühlen gegenüber seinem Vater ist nichts mehr zu finden, was darauf hinweist, dass er seinen Vater betrügen will, so wie früher bei Joseph. Damals war Juda die treibende Kraft bei der Verwerfung Josephs. Auch sein persönliches Leben war verwerflich (1Mo 38,1-26). Hier hören wir das Bekenntnis, dass Gott ihre Missetaten ans Licht gebracht hat (Vers 16).
Er beschreibt auf beeindruckende Weise die Liebe Jakobs zu Benjamin, und welche Mühe es gekostet hat, Benjamin mitzubringen. Er bringt die Trauer zum Ausdruck, die Jakob haben würde, wenn auch Benjamin nicht wieder zurückkommen würde (14-mal nennt er den Namen „Vater“ und 12-mal spricht er von seinem „Bruder“). Zum Schluss bietet er sich selbst als Sklave an Benjamins Stelle an.
Juda erscheint hier als Repräsentant des ganzen Volkes. Als Stamm trug er die meiste Verantwortung für die Verwerfung des Messias. Sie waren es, die nach der Rückkehr aus Babel im Land weilten, als der Herr Jesus dort wirkte.