Behandelter Abschnitt 1Mo 29,1-12
Verse 1–12 | Jakob begegnet Rahel
1 Und Jakob machte sich auf und ging in das Land der Kinder des Ostens. 2 Und er sah: Und siehe, ein Brunnen auf dem Feld; und siehe, drei Schafherden lagerten dort an ihm, denn aus diesem Brunnen tränkte man die Herden; und der Stein auf der Öffnung des Brunnens war groß. 3 Und waren alle Herden dort zusammengetrieben, so wälzte man den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe; und man brachte den Stein wieder auf die Öffnung des Brunnens an seinen Platz. 4 Und Jakob sprach zu ihnen: Meine Brüder, woher seid ihr? Und sie sprachen: Wir sind von Haran. 5 Da sprach er zu ihnen: Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors? Und sie sprachen: Wir kennen ihn. 6 Und er sprach zu ihnen: Geht es ihm gut? Und sie sprachen: Es geht ihm gut; und siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen. 7 Da sprach er: Siehe, es ist noch hoch am Tag, es ist nicht die Zeit, das Vieh zusammenzutreiben; tränkt die Schafe und geht hin, weidet sie. 8 Und sie sprachen: Wir können nicht, bis alle Herden zusammengetrieben sind; dann wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens, und wir tränken die Schafe. 9 Noch redete er mit ihnen, da kam Rahel mit den Schafen, die ihrem Vater gehörten; denn sie war eine Hirtin. 10 Und es geschah, als Jakob Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat Jakob hinzu und wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. 11 Und Jakob küsste Rahel und erhob seine Stimme und weinte. 12 Und Jakob teilte Rahel mit, dass er ein Neffe ihres Vaters und dass er der Sohn Rebekkas wäre; und sie lief und berichtete es ihrem Vater.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Suche einer Braut für Isaak und der Art und Weise, in der Jakob das tut. Bei der Suche nach Rebekka spielt das Gebet eine große Rolle (1Mo 24,12-14.21.26.27.42-48.52.63). Darüber lesen wir hier nichts. Der Knecht in Kapitel 24 hat die gesamten Schätze seines Herrn bei sich. Jakob hat nichts! Aber genauso wie bei dem Knecht findet die Begegnung am Wasserbrunnen statt. Nur ist hier der Brunnen verschlossen und in Kapitel 24 nicht. Und während der Knecht
sofort mit Rebekka zurückkehrt, bleibt Jakob insgesamt 20 Jahre in der Fremde.
Jakob kommt auf seiner Reise zu dem Land seiner Mutter bei einem Brunnen an. Dort lagern drei Herden. Auf dem Brunnen ist ein großer Stein. Dieser ist schwer zu wälzen, dafür braucht man mehrere Hirten. Deshalb warten die Hirten mit ihren Herden bei dem Brunnen, bis sie alle zusammen sind. Dann sind sie imstande, den Stein von dem Brunnen zu entfernen. Wenn das Vieh getrunken hat, wird der Stein wieder zurückgelegt.
Jakob fragt die Hirten, ob sie Laban kennen. Die bejahende Antwort gibt Jakob Gewissheit, dass er auf dem richtigen Weg ist. Dann fragt er, ob es Laban gut geht. Auch auf diese Frage bekommt er eine bejahende Antwort. Gleichzeitig fügen die Hirten hinzu, dass dort Rahel, die Tochter Labans, mit ihrer Herde kommt. Rahel ist eine Hirtin. Dann schlägt Jakob vor, dass sie ihre Schafe tränken und dann gehen können. Dadurch kann er, so scheint der Hintergrund seines Vorschlags zu sein, allein mit Rahel sein. Aber die Vereinbarung zwischen den Hirten ist, dass sie aufeinander warten und dann zusammen den Stein entfernen, woraufhin die Herden trinken können.
Inzwischen ist Rahel bei dem Brunnen angekommen. Als Jakob sie sieht, gibt ihm das so viel Kraft, dass er allein den Stein wegnimmt. Auch sorgt er dafür, dass die Schafe Labans trinken können. Bei Jakob kommt der Hirte zum Vorschein. Das ist ein Zeichen dafür, dass er der Mann ist, mit dem Gott seinen Weg geht.
Gott geht mit ihm, obwohl er noch nicht mit Gott geht. Die Schule, die er durchlaufen muss, müssen auch wir durchlaufen. Gott wird nicht umsonst der Gott Jakobs genannt. Gott ist damit beschäftigt, diesen Jakob zu formen. Jakob ist das Bild eines Gläubigen, der durch die Zucht Gottes immer mehr dahin kommt, Gottes Absichten mit ihm zu entsprechen.