Behandelter Abschnitt Phil 2,9-11
Phil 2,9-11: 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.
Christus aber wartete, bis Gott Ihn erhöhte; Er erniedrigte sich selbst, und darum hat Gott Ihn auch erhoben. Er hat Ihn als Mensch über alle Werke seiner Hände gesetzt; daher lesen wir: „Ein Gott, der Vater … und ein Herr, Jesus Christus“ (1Kor 8,6). Es handelt sich hier nicht um die Natur des Herrn, sondern um den Platz, zu dem Er erhoben wurde. Gott hat alles unter seine Füße als Mensch gestellt. Alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn erschaffen worden, aber Er wird sie alle als Mensch besitzen und als solcher sich Miterben zugesellen. Als Mensch ist Er Erbe aller Dinge, und alle Gläubigen sind seine Miterben. Der Brief an die Kolosser zeigt Ihn uns als Schöpfer, als Sohn Gottes, als Sohn des Menschen und als Erlöser; als Erlöser hat Er ein Recht über alles. Alle Dinge werden durch Ihn versöhnt werden; ich sage nicht „gerechtfertigt“, weil sie nicht gesündigt haben; aber sie sind alle verunreinigt, und wenn Er sie alle versöhnt hat, setzt Er uns als seine Miterben ein. Wir sind wie Eva, die nicht eines der verschiedenen Tiere war, denen Adam Namen gab, weder Herr wie Adam noch das, worüber er Herr war, sondern eine Gehilfin oder eine Gefährtin, um mit ihm über die Dinge zu herrschen. Unter seinem vierten Titel, dem des Erlösers, wird Christus, obwohl alle diese Titel in seiner Person vereinigt bleiben, die Schöpfung zu einem ungetrübten Glück führen. Dies wird unfehlbar in Erfüllung gehen; wir aber kennen die Erlösung schon: „Er hat euch versöhnt“ (Kol 1,21). Die Erlösung ist vollbracht, obwohl deren Ergebnisse noch nicht in Erscheinung getreten sind, so wie gesagt ist: „damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1,18).
Dann teilt uns der Apostel mit, dass in uns die gleiche Gesinnung sein soll, die in Christus Jesus war. Gott hatte Ihm einen Leib bereitet (Heb 10,5) oder, wie es an einer anderen Stelle heißt, „die Ohren bereitet“ (buchstäblich: „gegraben“; Ps 40,7). Als Mensch nahm Er den Platz eines Dieners ein. Er, die Fülle der Gottheit, kam in diesem Leib, und darin offenbarte Er den vollkommenen Gehorsam; und jetzt hat Ihn Gott hoch erhoben zu seiner Rechten. Er ist zuerst dort eingegangen; wir sind noch nicht dort, wir sind auf der Erde zurückgelassen, um hier so zu wandeln, wie Er gewandelt hat. Es ist gesegnet, den Platz zu sehen, den Er einnahm. Sein Pfad führte stets abwärts und offenbarte eine Gesinnung, die auch in uns sein soll. Darum sagt Gott: „damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen“. Selbst die höllischen Wesen werden gezwungen sein, sein Recht auf die Herrlichkeit anzuerkennen; sie werden ihre Knie vor Ihm beugen müssen, vor Ihm in seinem Charakter als Erhöhter.
Der erste Adam wurde erst dann das Haupt eines Geschlechts, als er gesündigt hatte, und Christus wurde erst dann das Haupt eines neuen Geschlechts, als Er die Erlösung vollbracht und Haupt der Gerechtigkeit geworden war. Gleichwie Adam ins Paradies eintrat, so trat Christus in die Welt ein; jeder von ihnen begann ein Geschlecht. Die Sünde erfüllte sich – damit endet das Geschlecht des einen. Die Gerechtigkeit erfüllte sich – damit begann das Geschlecht des anderen.
Wenn wir vom Erniedrigen sprechen, so meinen wir, von dem Stolz in uns frei zu werden. Und das ist es gerade, was der Christ lernt und was dem Fleisch nicht gefällt. Durch einen Rest von Hofstolz geleitet, tötete Mose den Ägypter. Dies aber genügte Satan nicht; entweder sollte er den Platz ganz einnehmen oder gar nicht. Die Waffen dieser Welt taugen nicht für die Kämpfe des HERRN; Mose floh, und anstatt zu kämpfen, hütete er vierzig Jahre lang die Schafe, und als Gott ihn dann sandte, konnte er nicht gehen; er fiel von einem Extrem ins andere. In den Einzelheiten unseres Wandels ist es stets unser Platz, zu warten, bis Gott uns erhöht – so wie jener Mensch, der sich unten an den Tisch setzte und dem gesagt wurde: „Freund, rücke höher hinauf“ (Lk 14,7-11). Wenn wir mit dem untersten Platz zufrieden sind, werden wir uns tausenderlei Kränkungen ersparen, die wir sonst erfahren müssten.
1 Nicht nur nahm Christus die Gestalt eines Knechtes an, sondern Er will auch stets Knecht bleiben. Gleichwie Er nie aufhören wird, Mensch zu sein, so wird Er auch nie den wahren Platz des Menschen vor Gott verlassen. Christus nahm die Gestalt eines Menschen an und vollbrachte nach dem Vorbild des hebräischen Knechtes in 2. Mose 21 seine Dienstjahre auf der Erde. Er hätte als Mensch frei ausgehen; Er hätte zu seiner Befreiung zehn Legionen Engel haben können, aber Er machte keinen Gebrauch davon. Wenn der hebräische Knecht erklärte: „Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen“ (2Mo 21,5), so wurde sein Ohr mit einer Pfrieme an der Tür durchbohrt, und er war Knecht auf ewig. Ebenso auch Christus. Als der Herr in Johannes 13 im Begriff war, in die Herrlichkeit zu gehen, hätte man denken können, der Dienst habe jetzt ein Ende. Doch dem ist nicht so: Er steht auf aus ihrer Mitte, wo Er als ihr Genosse saß. Er steht auf, umgürtet sich und wäscht ihre Füße; und dies tut Er auch jetzt. Er sagt: Ich kann nicht hier bei euch bleiben, aber ich will euch nicht verlassen; ihr müsst jetzt dort, wo ich hingehe, mit mir Teil haben; wenn ich euch nicht rein genug mache für den Himmel, so könnt ihr dort kein Teil mit mir haben. – Deshalb sorgt Er dafür, dass unsere Füße rein sind.
Aus Lukas 12 lernen wir, dass der Herr in der Herrlichkeit seinen Dienst immer noch fortsetzt: „Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,37). Hier haben wir seinen Dienst in der Herrlichkeit. Es ist seine Herrlichkeit in der Liebe, doch in der Form des Dienstes. Nicht nur wird der Tisch im Himmel für uns gedeckt sein, sondern Christus selbst bedient uns an ihm; Er gibt den Dienst nie auf. Der
Selbstsucht gefällt es, bedient zu werden; der Liebe gefällt es, zu dienen. So hört denn Christus nie auf zu dienen, weil Er nie aufhört zu lieben. Seine Liebe, die sich im Dienst zeigt, macht uns alles doppelt köstlich. Wenn ich „im Geist meiner Gesinnung“ zu Gott gebracht worden bin, so kann ich mich wie Christus erniedrigen.
Wir kommen jetzt zu einer Stelle, die manche Seelen beunruhigt, doch ohne Grund, wie wir sehen werden: