Der Herr fährt fort, mit seinen Jüngern zu reden. Doch Er spricht hier nicht von der Stellung, die sie mit Ihm auf der Erde genossen haben. Er fügt auch keine Verheissungen in Bezug auf den Heiligen Geist an. Er spricht vielmehr von dem, was nun bald stattfinden würde: von der Anwesenheit des Sachwalters und vom Zeugnis, das Er ablegt. Er hatte schon von Ihm gesprochen, und zwar im Blick auf die Beziehungen, in die sie nun mit dem Vater kommen würden. Der Sachwalter wird seinen Platz einnehmen, und Er ist vom Vater gesandt.
Das Zeugnis der Apostel - das Zeugnis des Geistes
Vers 1. Obwohl der Herr im Geist zu ihnen kommt, um sich ihnen zu offenbaren und sie zu trösten und zu stärken, indem Er, wie wir in Kapitel 14 sahen, zusammen mit dem Vater Wohnung bei ihnen macht, so übernimmt der Heilige Geist doch eher die Aufgabe des Herrn. In Kapitel 15 spricht der Erlöser vom Zeugnis, das der Sachwalter ablegen wird. Die Apostel sollten mit dessen Hilfe Zeugnis von dem ablegen, was Jesus hier auf der Erde gewesen war. Sie konnten keine Augenzeugen von dem sein, was Er im Himmel ist. Das Zeugnis, das sie über sein Leben hier auf der Erde abgeben würden, sollte viel lebendiger, viel reichhaltiger sein, als was eine blosse Offenbarung vom Himmel her hätte sein können. Ihr Zeugnis beruhte auf der Beziehung, die sie zu Ihm gehabt hatten, obwohl ihr Verständnis in mancher Hinsicht beschränkt gewesen war. Doch es gehörte zu seinem Leben hier auf der Erde, von niemandem verstanden zu werden.
Das Zeugnis, das sie uns gegeben haben, ist tatsächlich das Zeugnis des Heiligen Geistes (Kap. 14,26), der die passenden Begebenheiten ausgesucht hat, um den wahren Charakter des Erlösers, das göttliche Leben in Ihm, zu vermitteln. Doch die Gnade, die sich in Ihm offenbarte, äusserte sich ihnen gegenüber jeden Tag oder wurde zumindest in ihrer Mitte ausgeübt. Obwohl Er in einem Leben, das Er für den Vater lebte, immer sich selbst blieb, passte Er sich allen Schwachheiten seiner Jünger an, allem, was die Gnade von Ihm verlangte. Er konnte dies tun, weil sein Leben untrennbar mit dem Vater verbunden war.
Es war nicht bloss ein göttliches Zeugnis, sondern seine eigene Person, die niemals ihre göttliche Vollkommenheit verlor. Seine unveränderliche Reinheit nahm alle Farben an, die die Ihn umgebenden Umstände diesem Leben in seiner Gnade verliehen. Der Bericht ist ein ganz und gar göttlicher. Doch er teilt sich uns durch menschliche Herzen mit, die durch diese Begebenheiten hindurch gegangen sind. Das, was Christus droben ist, konnte nicht auf diese Art zum Ausdruck gebracht werden. Dort ist alles vollkommen, seine persönliche Verherrlichung ist erreicht. Geduldige Freundlichkeit, unerschütterliche Festigkeit, göttliche Weisheit inmitten des Bösen und der Feinde, sind dort nicht länger nötig. Dort ist es die Herrlichkeit, die offenbart wird. Und wer wird sie offenbaren, wenn nicht Er, der aus ihr gekommen ist und sich nun in ihr befindet?
ln Kapitel 14 sendet der Vater den Heiligen Geist im Namen Jesu und gibt uns das Bewusstsein unserer Stellung vor Ihm als Söhne mit dem Sohn. Hier ist es Christus, der Sohn des Menschen, der den Heiligen Geist vom Vater, von Dem Er ausgeht, sendet. Und der Geist zeugt von Christus. Er ist der «Geist der Wahrheit», ein ganz und gar göttliches Zeugnis von dem, was droben ist. Er ist der Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind (1Kor 2,12).
Das Zeugnis, das dem Leben von Christus hier auf der Erde gegeben wird, ist vollkommen göttlich. Doch es wird durch die Umstände, durch die Er hindurchgegangen ist, geprägt, und es wird von Menschen abgelegt, die sich selbst in diesen Umständen befanden, damit wir wissen, was Gott in der Mitte einer gefallenen Menschheit war. Unendliche Gnade, die alle Zuneigungen eines Herzens, das vom Heiligen Geist belehrt ist, aufweckt und gefangen nimmt!
(Anmerkung: Wenn wir mit geistlichem Verständnis die verschiedenen Berichte der Evangelien untersuchen, dann erkennen wir sofort eine Absicht dahinter, die zwar nicht mit vielen Worten, sondern durch die Umstände, wenn auch in Verbindung mit den Menschen, ausgedrückt wird. So spricht zum Beispiel Johannes nicht von der Todesangst des Herrn Jesus in Gethsemane, obwohl er näher bei Ihm war und zu denen zählte, die Jesus aus dem Schlaf aufweckte. Das kommt daher, dass der Heilige Geist im Johannes-Evangelium die göttliche Seite dieser bewegenden Geschichte schildert. Deshalb wird in diesem Evangelium auch von der Schar Männer gesprochen, die in seiner Gegenwart zu Boden geworfen wurden, als sie kamen, um Jesus gefangen zu nehmen. Matthäus, der dies genauso beobachtet hatte, erwähnt diese Begebenheit mit keinem Wort. Für ihn ist Christus das Opfer, das leidet und getötet wird. Für Johannes ist Er der Eine, der sich selbst ohne Flecken Gott opfert. So ähnlich ist es überall.)