Behandelter Abschnitt Joh 15,9-12
Liebe und Gehorsam
Verse 9-12. Dann folgt eine andere kostbare Seite dieser Ermahnungen: «Me der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe.» Diese Ermahnung steht in Verbindung mit dem Gehorsam (V 10). Doch es ist eine Mitteilung von unendlicher Gnade. Der Vater hatte den Sohn, Jesus, während seines Erdenlebens geliebt. Er hatte Ihn in der Vollkommenheit göttlicher Liebe und dennoch als Mensch in dieser Welt geliebt. So hat auch Christus die Seinen geliebt. Es war die Liebe einer göttlichen Person zu einem Menschen, der seinen ganzen Willen in vollkommener Hingabe erfüllte. Aber es war auch die Liebe der Gemeinschaft, und dies, als Er das Böse gegen sich hatte. Auf dieselbe Weise hat Christus auch sie geliebt. Sie sollten in dieser Liebe bleiben.
Es geht um die Beständigkeit ihrer Beziehung zu Christus. Das ist der Hauptpunkt im ganzen Kapitel. Sie sollten diese Liebe weiterhin verwirklichen, diese wahre göttliche Liebe, die sich ihrem menschlichen Zustand anpasste. Auf diese Weise würden sie auf dem Weg wandeln, den Christus gegangen war. «Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.» Es geht hier nicht um die ewige Liebe des Vaters zum Sohn und auch nicht um die unveränderliche Liebe, die Gott seinen Kindern entgegen bringt, sondern um den Weg, auf dem sie göttliche Liebe erfahren und geniessen würden. Als der Herr Jesus als Mensch hier lebte, genoss Er diese Liebe des Vaters ununterbrochen. Sein Gehorsam war absolut und vollkommen, keine Wolke drängte sich je zwischen seine Seele und seinen Vater. Sein Leben war ein Leben vollkommenen Gehorsams und ungetrübter Gemeinschaft.
Seine Jünger sollten seine Gebote halten und auf diese Weise in seiner Liebe bleiben, genau so, wie Er in der Liebe seines Vaters blieb. Er sagte ihnen dies, damit seine Freude - die Freude, von der Er hier auf der Erde erfüllt war - in ihnen bleiben möge, und ihre Freude völlig sei. Hier finden wir die unmittelbare Liebe des Christus. Wir stehen hier in Verbindung mit dem Weinstock, nicht mit dem Mittler; in Verbindung mit Ihm, in dem wir sind, und nicht mit dem Vater.
Es ist eine menschliche Liebe, und doch göttlich; eine Liebe, die deshalb voller Mitgefühl ist und in alle Einzelheiten des menschlichen Lebens und des Dienstes, der ausgeübt wird, hineinstrahlt. Genau das fand während seines Lebens hier auf der Erde statt. Es war unmöglich für den Vater, Christus auch nur in einem einzigen Augenblick seines Dienstes hier zu vergessen. Er nahm Kenntnis davon; Er war da. Dasselbe findet auch zwischen Christus und uns statt, wenn wir seine Gebote halten.
Doch sein erstes Gebot ist, dass diese Art von Liebe auch unter ihnen verwirklicht werde. Vollkommene Gemeinschaft der Liebe untereinander, die allen Schwachheiten, die sie hemmen könnten, überlegen ist (denn diese Liebe ist göttlich), so dass die Schwachheiten sogar zum Anlass der Ausübung dieser Liebe werden. Dennoch war das, was sie kennzeichnen sollte, das Band, durch das sie alle eins waren. Die Liebe war gegenseitig. Das zeigte sich darin, dass Christus für jeden alles war, und dass bei jedem, der in Abhängigkeit und Gehorsam lebte, die Eigenliebe verschwand. Sie waren die Reben. Jeder bezog alles vom Weinstock. Die Worte von Christus waren die Quelle aller Gedanken des Herzens, und dies im Bewusstsein seiner vollkommenen Liebe.