Behandelter Abschnitt Joh 14,21-25
Unsere Verantwortung
Verse 21-25. Danach führt der Herr, wie auch sonst in diesem Teil des Evangeliums, die Verantwortung des Menschen ein. Hier ist es die des Christen: «Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.» Dies setzt voraus, dass wir auf das achten, was der Herr sagt. Jemand hört auf die Stimme der göttlichen Weisheit, wie ein Kind, das seinen Eltern gefallen möchte, oder eine Frau, die ihrem Mann gefallen möchte. Sie beachten die Worte der Eltern oder des Ehemannes, auch wenn sie kein Gebot beinhalten. Sie wissen einfach, was sie wünschen. Auf diese Weise hört auch der Christ auf die Worte des Herrn Jesus. Er ist vertraut mit dem, was der Herr möchte, und wünscht, seinen Willen zu tun. Das ist der Beweis wahrer Zuneigung.
Wer so von Herzen dem Herrn anhängt und Ihm gehorcht, wird vom Vater geliebt werden, und Christus wird kommen und sich ihm offenbaren. Die Offenbarung, von der Er hier spricht, ist eine Offenbarung von Ihm selbst. Sie kommt von Ihm und ist für das Herz, dem Er selbst das Bewusstsein seiner Gegenwart schenkt, so dass es sie empfindet. Gerade das versteht Judas nicht. Er begreift nicht, wie der Herr sich den Seinen offenbaren kann, ohne sich auch gleichzeitig der Welt zu offenbaren.
Leider verstehen das auch viele Christen nicht. Judas dachte nur an eine äusserliche Offenbarung, von der die Welt notwendigerweise Kenntnis nehmen würde. Doch der Herr sprach von einer anderen Offenbarung, wie wir soeben gesehen haben. Er fügt noch etwas Bleibenderes hinzu. Er sagt, dass jeder, der Ihn liebt, nicht nur seine Gebote, sondern auch sein Wort halten wird, so dass der Vater ihn lieben wird, und der Vater und der Sohn zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen werden.
Wir sehen hier überall Verantwortung. Es geht nicht um die souveräne Gnade, die den armen Sünder zuerst liebt. Hier geht es um die Liebe des Vaters zu jeder Seele, die das Wort des Erlösers hält und dadurch ihre Zuneigung zu Ihm ausdrückt. Es geht um väterliche Vorgehensweise, um die Befriedigung des Vaterherzens, weil der Sohn durch den Gehorsam, den man Ihm entgegenbringt, geehrt wird. «Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten», und dann - welch kostbare Worte - «und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.» Der Vater und der Sohn kommen, um in der geliebten Person zu wohnen. Dies geschieht nicht nur durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, wie dies bei jeder göttlichen Handlung der Fall ist. Vielmehr gemessen wir durch den Heiligen Geist die Gegenwart des Vaters und des Sohnes, ihr Wohnen in uns.
Der Geist verlässt uns nicht mehr, so dass wir die Gegenwart des Vaters und des Sohnes ständig in unseren Herzen geniessen können. Diese Art von Gemeinschaft, diese Verwirklichung der Gegenwart des Vaters und des Sohnes ist überaus wichtig und gibt uns unermessliche Ruhe und Freude. Wir werden im Haus des Vaters wohnen und dort den Sohn in Herrlichkeit finden. Doch bis es soweit ist, kommen der Vater und der Sohn und offenbaren sich in uns. Sie machen Wohnung in uns. Alles wird durch den Geist gewirkt. Doch es ist die Gegenwart des Vaters und des Sohnes, die ihre Anwesenheit als Vater und Sohn erfahren lässt. Der Sohn ist Jesus, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat. Der Sohn hatte den Vater dem offenbart, der offene Augen für Ihn hatte. Nun bewirkt der Heilige Geist, dass wir die Gegenwart des Vaters und des Sohnes geniessen können - und zwar «in uns» -, wenn wir das Wort des Erlösers halten.
Seine Gebote - sein Wort
Beachten wir, dass die Schrift hier zwei verschiedene Ausdrücke gebraucht: «Gebote» und «Wort». Beide haben ihre Wichtigkeit. Der erste spricht von Autorität und Gehorsam, der zweite von Aufmerksamkeit in Bezug auf das, was der Herr sagt. Beide Ausdrücke haben ihre ganz besondere Bedeutung. Der Herr offenbart sich jenem Menschen, der seine Gebote hat und sie hält. Das ist die Frucht des Gehorsams. Doch der Segen des Wohnens des Vaters und des Sohnes im Herzen ist die Frucht des Wortes des Herrn Jesus, indem es seinen rechtmässigen Einfluss auf das Herz ausübt. Wer Ihn nicht liebt, wessen Herzen nicht von dieser persönlichen Zuneigung regiert wird, hält sein Wort nicht.
Das Wort, das die Jünger gehört hatten, war nicht das Wort ihres Meisters gewesen als das Wort eines Menschen, eines Lehrers, der für sich selbst redete. Es war vielmehr das Wort des Vaters, der Jesus gesandt hatte. Das ganze Werk der Gnade ist tatsächlich das Werk des Vaters. Doch es ist auch das Werk des Sohnes, wobei der Heilige Geist durch sein unmittelbares Wirken in der Seele beteiligt ist. Somit waren die Wunder, die Jesus tat, wirklich seine eigenen Werke. Doch Er trieb die Dämonen durch den Geist Gottes aus. Auch der Vater, der in Ihm wohnte, tat die Werke. Hier sehen wir, dass der Geist die Jünger unterweisen und sie an alles, was der Herr Jesus zu ihnen gesagt hat, erinnern wird. Doch das, was Er zu ihnen gesagt hatte, war vom Vater; Er sprach die Worte Gottes, denn der Geist war nicht nach Mass gegeben. Hier finden wir wieder den Vater, den Sohn und den Geist.
Wir haben gesehen, dass der Vater und der Sohn in jenen, die sein Wort halten, Wohnung machen. Doch erst durch den Geist wird dieses Bleiben Wirklichkeit, d.h. wir haben ein Bewusstsein davon. Es ist etwas Bleibendes. Nicht dass wir ständig daran denken, das ist gar nicht möglich. Doch das Bewusstsein und der Einfluss ihrer Gegenwart ist immer vorhanden.