Behandelter Abschnitt Joh 5,19-24
Der Sohn macht lebendig und führt das Gericht aus
Verse 19-24. Jesus geht hier dann weiter zu dem Werk, das in der Tat vollbracht worden ist und noch vollbracht wird, ob durch den Vater oder nur durch den Sohn, und Er tut alles, was der Vater tut. Es gibt ein Werk, das Er als Sohn des Menschen tut und das der Vater nicht tut. Der Name «Vater» spricht von Gnade und Beziehung, während der Titel «Sohn des Menschen» von verliehener Autorität redet. Wenn der Vater und der Sohn wirken, handelt es sich um ein Werk der Gnade. Doch der Vater wurde nicht erniedrigt. Er bleibt in der unveränderten Herrlichkeit der Gottheit. Das ganze Gericht ist dem Sohn übergeben, damit alle, die Ihn verachtet haben, gezwungen sein werden, Ihn auf diesem Weg anzuerkennen.
Aber nehmen wir die Belehrungen dieses Abschnitts der Reihe nach. Der Sohn tut mehr, als Kranke zu heilen; «denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat». So wird die Herrlichkeit des Sohnes auf eine zweifache Weise aufrechterhalten. 1) Er macht lebendig wie der Vater. Das verstehen wir, denn als Teilhaber des göttlichen Lebens stehen wir in Beziehung zum Vater und zum Sohn. 2) Durch Gericht, denn der Vater richtet niemand, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohn anvertraut, damit alle Ihn ehren. Jene, die lebendig gemacht worden sind, ehren Ihn mit ihrem ganzen Herzen und mit Wohlwollen. Jene, die nicht glauben, werden durch das Gericht gezwungen werden, Ihn zu ehren, auch wenn sie es selbst nicht wollen.
Zu welcher von diesen beiden Kategorien gehöre ich? Der 24. Vers liefert uns die Antwort auf diese Frage, eine einfache, vollständige Antwort, voll kostbaren Lichts: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.» Es ist das Wort von Christus, das der Seele vorgestellt wird, um ihr die frohe Botschaft der Gnade zu bringen. Da, wo das Wort aufgenommen wird, bewirkt es Glauben an den Vater, der seinen Sohn gesandt hat. Wer so an den Vater glaubt, dass Er seinen Sohn, durch den Gnade und Wahrheit gekommen sind, gesandt hat, hat ewiges Leben. Das ist eine Seite der Antwort. Wer glaubt, ist lebendig gemacht. Wir haben gesehen, dass durch das Lebendig-Machen die Herrlichkeit des Sohnes bestätigt wird.
Die Herrlichkeit des Sohnes wird aber noch auf eine andere Weise sichergestellt: durch Gericht. Doch dies wird hier in Vers 24 nicht hineingebracht. Wenn Christus lebendig gemacht hat, so geschah das nicht, um sein Werk durch das Gericht zu prüfen. Das ist unmöglich; denn Christus würde sein eigenes Werk richten und dessen Wirksamkeit in Frage stellen. Und wer wäre der Richter? Die Konsequenz ist offensichtlich: Jeder, der Leben bekommen hat, kommt nicht ins Gericht.
Ich beschränke mich auf das, was der vorliegende Abschnitt sagt. Andernfalls müssten wir uns daran erinnern, dass der, der als Richter thront, derselbe ist, der die Sünden all derer getragen hat, die glauben. Aber Johannes behandelt diese Seite des Themas nicht. Den zu richten, der glaubt, würde bedeuten, das Werk des Lebendig-Machens von Christus in Frage zu stellen, und das des Vaters ebenso.
Hier stehen klar und deutlich die beiden Dinge vor uns, durch die der Sohn verherrlicht wird: Es sind das Lebendig-Machen von Seelen und das Gericht. Das erste vollbringt Er in Gemeinschaft mit dem Vater; das zweite ist Ihm allein anvertraut, denn Er ist der Sohn des Menschen.
Das ist nicht alles, was hier gesagt wird. Wer ewiges Leben hat, ist «aus dem Tode in das Leben übergegangen». Damit ist keine Heilung, sondern etwas Neues gemeint. Der Mensch war geistlich tot, getrennt von Gott, tot in seinen Übertretungen und Sünden. Er ist durch die lebendig machende Kraft des Erlösers aus diesem Zustand des Todes herausgetreten. Das bedeutet nicht nur, dass er lebendig gemacht worden ist. Er entgeht auch der Konsequenz seiner Verantwortung, wenn der Tag des Gerichts kommen wird. Der Herr hat in Gnade das andere Mittel genommen, um sich selbst darin zu verherrlichen.
Nach der Lehre des Epheser-Briefes waren wir tot; aber als Glaubende sind wir eine neue Schöpfung geworden. Der unbussfertige Sünder wird ins Gericht kommen, während der, der unter der Gnade ist, ihm entkommt. Aber wir alle waren als lebende Sünder geistlich tot. Das war unser Zustand. Wir waren im Blick auf Gott ohne ein einziges Gefühl, das auf das antwortet, was Er ist oder auf seinen Ruf. Wenn es nur um das ginge, was im Menschen gefunden wird, wäre es unmöglich, auch nur einen von ihnen aufzuerwecken. Aber Gott vermittelt das Leben, und die Seele geht vom Tod zum Leben über. Es ist eine neue Schöpfung. Wir werden zu Teilhabern der göttlichen Natur.
Gleichzeitig bleibt es immer wahr, dass wir für uns selbst Gott Rechenschaft ablegen und dass wir alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden müssen. Doch es handelt sich hier für uns, die Glaubenden, nicht um ein Gericht in Bezug auf unsere Annahme vor Gott. Wenn wir in die Herrlichkeit eingehen, werden wir dort wie Christus sein. Er selbst wird kommen, um uns zu holen, damit wir dort bei Ihm seien. Und Er wird unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit.