Behandelter Abschnitt Joh 5,19-30
Der Herr greift die ungläubige Ablehnung seiner Person auf und stellt die Wahrheit vor, die alles in Schranken weist.
Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch in gleicher Weise der Sohn (5,19).
Es ist der Ausdruck des völligen Ausschlusses eines von Gott, dem Vater, getrennten Willens. Er spricht von sich als Mensch auf der Erde und doch als Gott: Das ist das besondere Thema unseres Evangeliums. Er zeigte hier Gott, den sonst kein Mensch gesehen hatte oder sehen konnte; und Er zeigte Ihn als Vater, wie taub auch die Jünger sein mochten, dies zu erkennen, bis die Erlösung den Schleier von ihren Augen und das Schuldgefühl vom Gewissen nahm, bis die Liebe, die Ihn dazu gab, dies zu bewirken, vom Herzen erfasst wurde. Aber Er hatte sich herabgelassen, den Platz eines Menschen einzunehmen, ohne auch nur einen Augenblick lang seine göttliche Natur und seine göttlichen Rechte einzubüßen; und als solcher verleugnet Er den geringsten Anschein von Selbsterhöhung oder Unabhängigkeit von seinem Vater. Das kann das Fleisch heute nicht mehr verstehen als damals; und wie es damals die Juden zur Verwerfung des Sohnes führte, so führt es jetzt in der Christenheit weitgehend zur offenen Verleugnung seiner göttlichen Herrlichkeit oder zur praktischen Vermenschlichung seiner selbst. Daher das Bestreben so vieler, ein solches Symbol wie das Athanasische Glaubensbekenntnis loszuwerden, und die ohnmächtige Duldung von weit mehr, die nicht mehr an Ihn glauben als sie. Die Wahrheit ist, dass die Schrift über jedes Glaubensbekenntnis hinausgeht, das jemals zur Aufrechterhaltung seiner Ehre verfasst wurde; und dies nicht nur in der Lehre seiner inspirierten Diener, sondern auch in ihrem Bericht über seine eigenen Worte wie hier.
Außerdem aber, da Er der Ewige ist, der allumfassende Gott, gepriesen in Ewigkeit, spricht Er von sich als einem Menschen in dieser Welt, dennoch der Sohn, der nur das tut, was Er den Vater tun sieht: alles andere wäre nicht, Ihn kundzumachen. Und dafür war Er hier. Und doch ist Er so wahrhaftig Gott, dass das, was immer der Vater tut, auch der Sohn in gleicher Weise tut. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes und allein fähig, den Vater zu zeigen. Wie vollkommen ist das gemeinsame Wirken des Vaters und des Sohnes! So lernen wir hier, wie in Johannes 10, ihre Einheit kennen. Es ist nicht nur so, dass der Sohn das tut, was der Vater tut, sondern Er tut es in gleicher Weise. Wie erhaben ist ihre Gemeinschaft! Aber auch der Grund, den der Herr hier nennt, ist zu beachten.