Einleitung
Zusammensetzung des ersten Buches Samuels
Das 1. Buch Samuel besteht aus Schriften, die Samuel zum Teil selbst geschrieben hat (1Chr 29,29-30); ursprünglich waren die beiden Bücher Samuel ein Buch. Sie tragen den Namen Samuel, obwohl der Tod Samuels bereits im 1. Buch erwähnt wird (25,1). Die LXX hat die Bücher Samuel und Könige zu einem Buch zusammengefügt: Die gemeinsame Überschrift war: Königtümer oder das Buch der Könige. Es gibt Hinweise, dass diese Bücher Samuel kurz nach der Teilung des Reiches zusammengestellt wurden.
Hauptpersonen in diesem Buch
Zwei Könige spielen eine große Rolle in diesen Büchern: Saul und David. Die Hauptperson ist David als ein Vorbild vom Herrn Jesus.
Es geht nicht primär um Samuel, sondern um das, was er eingeführt hat: Seine wichtigste Handlung war die Salbung Davids zum König. Samuel ist nicht nur der erste Prophet im eigentlichen Sinn der Schrift, sondern auch der, durch den Gott das Königtum in Israel eingeführt hat.
Zeit der Abfassung dieses Buches
Die Zeit der Richter war noch nicht abgeschlossen, sowohl Eli (1Sam 4,18) richtete Israel als auch danach Samuel (7,6). Samuel glaubte, seine Söhne als Richter einsetzen zu können (8,1).
Mit Samuel beginnt ein neuer Zeitabschnitt in den Wegen Gottes mit Israel. Seine Mutter hatte ihn vom Herrn erbeten, „von Gott erhört“ (= Schemuel). Er selbst war ein Mann des Gebets. Prophezeiung und Gebet gehören zusammen (vgl. die FN zu Micha, Synopsis, Bd. 2; S. 394). In Kapitel 7 betet er; in Kapitel 12 sagt er, dass er nicht aufhören würde, für Saul zu beten; in Kapitel 15 betet er die ganze Nacht.
Wahrscheinlich haben die Ereignisse der ersten Kapitel dieses Buches in der Zeit von Richter 13 stattgefunden.
Ratschlüsse und Verantwortung
Gott erfüllt seine Ratschlüsse: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt und ihm werden die Völker gehorchen“ (1Mo 49,10). – „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich schaue ihn, aber nicht nahe; es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschlägt die Seiten Moabs und zerschmettert alle Söhne des Getümmels“ (4Mo 24,17). – Das Gesetz in Bezug auf den kommenden König (5Mo 17,14-20). – Negativer Hinweis: „In jenen Tagen war kein König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25). Gott wollte sein Reich einem König, einem Menschen, anvertrauen: Adam – David – Jesus Christus. Das Buch Ruth endet mit dem Namen Davids.
Nun die Seite der Verantwortung des Volkes Gottes: Da ist das Versagen der Richter und des Volkes (Buch der Richter); dann das Versagen des Priestertums (1Sam 1-8) und schließlich das Versagen des Königtums Sauls unter dem König nach dem Herzen des Volkes. Die Gnade bereitet sich ihren Weg zuerst in den Herzen Einzelner; im 1. Buch Samuel knüpft Gott an die Übungen Hannas an. Bei ihr findet man Empfindungen, die das ganze Volk hätte haben sollen. Das Priestertum hatte versagt, das Königtum wird versagen, das Prophetentum verschwinden. Schließlich wird Gott seinen Priester, Propheten und König einführen.
Die Philister
Die Philister sind nur die Feinde Israels in diesem Buch, sie sind auch das Volk, das Gott zur Züchtigung seines Volkes gebraucht. In Kapitel 4 gebraucht Gott sie, das verdorbene Priestertum zu zerstören, und in Kapitel gebraucht er sie, das verdorbene Priestertum auszulöschen.
Diverse Punkte
„Der Herr wird richten die Enden der Erde und Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten“ (2,10) und: „Und er wird vor meinem Gesalbten wandeln alle Tage“ (2,35).
Wir finden in diesem Buch das Königtum in Verbindung mit dem Prophetentum. Die Propheten nahmen im Namen des Herrn Kurskorrekturen vor. Beide Ämter sind Vorbilder von Christus: Er ist sowohl Prophet als auch König.
Prophetische Bedeutung: David und die Seinen sind Christus und der Überrest, zuerst von Saul (= Antichrist) verfolgt
Persönliche Bedeutung: Der Herr ist noch verworfen – wir sind mit Ihm verbunden, wir sind seine Untertanen. Wir brauchen den prophetischen Dienst, damit wir unter seine Autorität kommen. Wir müssen in Übereinstimmung mit seinen Gedanken gebracht werden. Das Herz des Volkes muss zu David gebracht werden.
Schlüsselvers für das gesamte Buch: 1. Samuel 2,9: „… denn nicht durch Stärke hat der Mensch die Oberhand“.
Einteilung des 1. Buches Samuel
Einteilung | Kapitel | Thema |
1. | 1–15 | Samuel und Saul |
1.1. | 1–3 | Samuels Jugendgeschichte |
1.1.2. | 1,1–28 | Samuels Geburt und Weihe zum Diener des Herrn in Silo |
1.1.2.1. | 1,9–18 | Hannas Gelübde in Silo und ihre Unterredung mit Eli |
1.1.2.2. | 1,19–28 | Samuels Geburt, erste Kindheit und Weihe in Silo |
1.1.3. | 2,1–10 | Lobgesang der Hanna |
1.1.4. | 2,12–17 | Gottlosigkeit der Söhne Elis |
1.1.5. | 2,12–18 | Hanna und ihr Sohn Samuel |
1.1.6. | 2,22–26 | Elis milde Ermahnung an seine entarteten Söhne |
1.1.7. | 2,27–36 | Ankündigung des Propheten: Untergangs Elis und seines Hauses |
1.1.8. | 3,1–21 | Samuels Berufung zum Propheten |
1.1.8.1. | 3,1–14 | Gott offenbart sich dem Samuel und kündigt den Untergang des Hauses Elis an |
1.1.8.2. | 3,15–21 | Samuel teilt Eli die Offenbarung mit und beginnt seine Wirksamkeit als Prophet für ganz Israel |
1.2. | 4–5 | Untergang des Hauses Elis – Samuel als Richter |
1.2.1. | 4,1–22 | Israels Niederlage im Krieg gegen die Philister; Verlust der Bundeslade; Tod Elis und seiner beiden Söhne |
1.2.1.1. | 4,1–4 | Die Bundeslade wird ins Lager der Israeliten geholt |
1.2.1.2. | 4,5–11 | Die Wirkung dieses Ereignisses auf die Krieg führenden Teile; Niederlage der Israeliten und Verlust der Lade |
1.2.1.3. | 4,12–22 | Die traurigen Wirkungen der Botschaft in Silo; der Tod Elis und seiner Schwiegertochter |
1.2.2. | 5,1–12 | Die Bundeslade richtet im Land der Philister Unheil in mehreren Städten an |
1.2.3. | 8–10 | Sauls Wahl zum König |
1.2.4. | 11–15 | Sauls erste Taten und seine Verwerfung |
2. | 16–31 | Saul und David |
2.1. | 16,1–13 | David wird zum König berufen und von Samuel gesalbt |
2.2. | 16,14–23 | David wird der Harfenspieler Sauls und dient dem König |
2.3. | 17 | David besiegt den Goliath, den Vorkämpfer der Philister |
2.4. | 18 | Davids Freundschaft mit Jonathan ‒ Saul wird eifersüchtig auf David |
2.5. | 19 | Saul versöhnt sich durch die Fürsprache Jonathans mit David. David flieht nach wiederholten Mordversuchen Sauls zu Samuel |
2.6. | 20 | Jonathan verabredet sich mit David ‒ ein letzter Aussöhnungsversuch |
2.7. | 21–22 | David flieht nach Nob und nach Gat. Saul ermordet die Priester |
2.8. | 23 | David hält sich in der Wüste Juda (in Kehila und Maon) auf ‒ seine letzte Begegnung mit Jonathan. Die Siphiter verraten David. |
2.9. | 24 | Davids Großmut gegenüber Saul in der Höhle bei En-Gedi |
2.10. | 25 | Samuel stirbt ‒ Nabals Torheit ‒ David und Abigail |
2.11. | 26 | Davids nochmaliger Großmut gegen Saul in der Wüste Siph |
2.12. | 27 | David tritt zu den Philistern über ‒ sein Aufenthalt in Ziklag |
2.13. | 28 | Der Krieg mit den Philistern ‒ Saul bei der Totenbeschwörerin in En-Dor |
2.14. | 29–30 | David zieht mit den Philistern zum Krieg aus und kehrt nach Ziklag zurück ‒ seine Rache an den Amalekitern |
2.15. | 31 | Israels Niederlage und der Tod Sauls und Jonathans |
Weitere Einteilung des Buches Samuel
Samuels Jugendgeschichte (Kap. 1–3)
Untergang des Hauses Elis – Samuel als Richter (Kap. 4–7)
Sauls Wahl zum König (Kap. 8–10)
Samuel setzt seine Söhne zu Richtern ein – das Volk will einen König haben – Samuel stellt ihnen die Weise eines Königs vor (Kap. 8)
Saul sucht die Eselinnen seines Vaters und findet das Königtum (Kap. 9)
Samuel salbt Saul, Saul bekommt besondere Zeichen, der Geist Gottes gerät über ihn, so dass er weissagt – Samuel stellt dem Volk vor, dass sie Gott verworfen haben (Kap. 10)
Sauls erste Taten und seine Verwerfung (Kap. 11–15)
Die Ammoniter belagern Jabes-Gilead, Saul schlägt die Ammoniter (Kap. 11)
Samuel hält seine Abschiedsrede und betet für das Volk (Kap. 12)
Saul mobilisiert Truppen gegen die Philister, opfert ohne Samuel und behindert den Kampf gegen die Philister (Kap. 13; 14)
Samuel soll Saul salben – eine letzte Chance für Saul: Saul soll Amalek vernichtend schlagen, tut es aber nicht und wird als König verworfen – Saul und Samuel gehen auseinander. Saul trauert um Samuel und versteht Gottes Wege nicht.
Einteilung Kapitel 16–31 – David der König nach dem Herzen Gottes – seine Verwerfung und seine Leiden
Davids Salbung zum König. Der Geist verlässt Saul (16,1–23)
David und Goliath (17,1–58)
Jonathan und David. Sauls Eifersucht (18,1–30)
Erneutes Attentat Sauls. Davids Flucht (19,1–24)
Jonathan schützt David. Ihre Absonderung (20,1–42)
Davids unterschiedliche Erfahrungen (21,1–27,12)
Saul und die Hexe von En-Dor (28,1–25)
Achis: Die Zerstörung Ziklags. Davids Rache (29,12–30,31)
Sauls Tod (31,1–13)
Kapitel 1
Einleitung
Das geistliche Leben Hannas und die Gnade Gottes, die in ihr wirkten, waren die Voraussetzung für das segensreiche Wirken des großen Propheten Samuels inmitten Israels.
Samuel sollte das Königtum in Israel einführen. Weil das Priestertum versagte, gab Gott zuerst das Prophetentum.
Samuel war der letzte Richter und der erste Prophet (
Apg 3,24; 13,20 ). Später hat er seine Söhne als Richter eingesetzt, doch sie waren nicht treu (1Sam 8,1). Damit endete die Zeit der Richter. Das Volk verlangte nach einem König.
Einteilung
Elkana und seine beiden Frauen beim Opfern (V. 1‒8)
Hannas Gebet und Ankündigung der Geburt Samuels (V. 9‒18)
Samuels Geburt und Weihe zum Dienst am Heiligtum (V. 19‒28)
Vers 1
Und es war ein Mann aus Ramatajim-Zophim, vom Gebirge Ephraim, und sein Name war Elkana, der Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Tochus, des Sohnes Zuphs, ein Ephratiter: Rama, wo Samuel später gewohnt hat. Mitten in Ephraim. 25 km östlich von Silo. Elkana war ein Levit, ein Kehatiter (1Chr 6,33-43). Er war ein Nachkomme Korahs. Deshalb konnte Samuel auch den Dienst in Verbindung mit der Stiftshütte tun.
Das Buch beginnt mit Elkana, doch die wichtige Person in Kapitel 1 ist Hanna.