Anhang - Die Stämme Ephraim, Manasse, Sebulon (hier)
Einleitung
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Inhalt des Buches
Das Buch der Richter beschreibt das Versagen des Volkes Israel bei der Besitznahme des Landes (vgl. Jos 13,1), und zwar vom Tod Josuas bis zum Tod Simsons oder bis zur Zeit des Propheten Samuel, also während einer Zeitspanne von 350 Jahren. Zugleich finden wir das Erbarmen Gottes, der immer wieder eingriff, wenn das Volk zu Ihm rief.
Es waren viele Feinde übriggeblieben. Würde das Volk geistliche Kraft aufbringen, sie auszurotten? Wie war es nach dem Heimgang der Apostel im 2. Jahrhundert! Jedes Jahrhundert, jede Generation hat ihre eigenen Feinde. Wenn wir sie nicht besiegen, gewinnen sie die Oberhand. Dann werden wir nicht nur kein neues Land in Besitz nehmen, sondern das Vorhandene verlieren.
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Vorbildliche Bedeutung
Siehe Römer 15,4; 1. Korinther 10,6.11. So wie Mose der Knecht des Herrn war, war es auch Josua (vgl. Jos 24,29). Josua ist ein Bild vom Herrn Jesus, der uns durch den Heiligen Geist in das Land einführt. Zu Beginn der Christenheit gebrauchte der Herr dazu Führer, nämlich die Apostel (= überörtliche Führer). Nach den Aposteln gab es nicht einmal mehr ernannte Älteste, sondern befahl Paulus die Gläubigen Gott und dem Wort seiner Gnade an. Dieses Wort zeigt örtliche Führerschaft (1Tim 3; Tit 1). Richter sind daher ein Bild der Ältesten einer örtlichen Gemeinde (GdK, S. 17).
Gott hätte die Bewohner des Landes vernichten können (2Thes 2,8; Off 19,15), Er hat es aber nicht getan. Das Volk sollte durch Kampf das Land (a) verteidigen und (b) weiter in Besitz nehmen. Gott wollte das Volk auf die Probe stellen.
Der endgültige Segen wird schließlich durch den Herrn Jesus eingeführt werden. Die beiden großen Belehrungen in diesem Buch sind: (1) alle Ratschlüsse Gottes können nur im zweiten Menschen verwirklicht werden (2). Alles, was dem ersten Menschen anvertraut ist, wird verdorben. Dennoch gibt der Geist Gottes zur gleichen Zeit Beispiele der Gnade, indem er teilweise Befreiungen schenkt (WK). Diese Beispiele der Gnade sind Erweckungen.
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Prophetische Bedeutung
Das Buch der Richter lässt sich auf die Zeit der Gemeinde in der Weise anwenden, dass es sich um die Zeit nach dem Abscheiden der Apostel handelt. Diese Zeit wird mit der Entrückung enden, auf die das Kommen des Antichrists folgt (= Saul) und schließlich die Regierung Davids und Salomos. Der Niedergang begann mit dem Verlassen der ersten Liebe (Off 2,4; vgl. Apg 20,29-30).
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Ausrotten der Bewohner des Landes
Es war Gottes ausdrückliche Anordnung, die Bewohner des Landes zu töten (5Mo 7,1-2 usw.). Allerdings sollte die Besitznahme nicht von heute auf morgen erfolgen (5Mo 7,22). Gott wollte dem Volk das Land geben (1Mo 15,18-19).
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Die Richter
Wir müssen uns das nicht so vorstellen, dass die Richter alle hintereinander gerichtet haben. Manchmal haben sie gleichzeitig gerichtet, an verschiedenen Orten im Land (WJO; Vortrag über 1. Samuel 2).
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Verschiedene Punkte
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Die Auswirkung des Handelns der Richter nimmt beständig ab
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Zeitangaben
In 1. Könige 6,1 ist von 480 Jahren ab dem Auszug Israels aus Ägypten bis zum Beginn der Regierungszeit Salomos die Rede. Nach Apostelgeschichte dauerte die Richterzeit jedoch 450 Jahre (13,20), dazu kommen die vierzig Jahre Wüstenwanderung (13,18) und jeweils vierzig Jahre für die Regierungszeit Sauls (13,21) und Davids (1Kön 2,11), also 570 Jahre. Das ergibt eine Differenz von etwa 90 Jahren. Zählt man die verschiedenen Gefangenschaften zusammen, kommt man auf etwa 93 Jahre (Ri 3,8.14; 4,3; 6,1.7; 13,1). Gott zählt also die Jahre der Knechtschaft nicht mit.
Kapitel 1 fällt in die Zeit Josuas, denn Josuas Tod wird in Kapitel 2,7–9 berichtet. Es ist also eine Zusammenfassung aus einem besonderen Blickwinkel. Auch Kapitel 2 ist noch eine Zusammenfassung: „Und so ließ der Herr diese Nationen bleiben, so dass er sie nicht schnell vertrieb; und er gab sie nicht in die Hand Josuas“ (Ri 2,23).
1. Einteilung des Buches der Richter
Kapitel | Thema |
1,1–3,6 | Die Rebellion des auserwählten Volkes. Diese Kapitel zeigen uns, dass das Volk darin gänzlich versagt hat (= Verlassen der ersten Liebe). |
3,7–16,31 | Sklaverei und Befreiung – in Kapitel 2,11 ein Ausdruck, der sechsmal in diesem Buch vorkommt. Richter ist das Buch des Verfalls und der Erweckungen, denn wenn das Volk zu Gott schrie, gab Er ihnen eine Erweckung unter einem Richter; jede Erweckung ist schwächer als die vorhergehende; der Verfall nimmt jedes Mal zu. |
17–21 | Die Offenbarung des verdorbenen Herzens – der moralische Tiefstand des Volkes. Echte Erweckung erst unter dem Propheten Samuel (= Philadelphia), kurz vor dem großen König David. Laodizea ist die Zeit des Königs Saul. |
2. Einteilung
1. | 1,1–3,6 | Einleitung: die Haltung Israels während der Richterzeit gegen über den Kanaanitern und ihren Götzen und damit auch gegenüber dem Herrn | ||
1.1. | (1) | Die Versuche der 9½ Stämme, nach dem Tod Josuas das Land in Besitz zu nehmen. Der Nachdruck liegt darauf, dass diese Versuche sehr schnell endeten. | ||
1.2. | (2) | Die Ankündigung der Strafe durch den Engel des Herrn wegen dieser Nachlässigkeit (V. 1–5). Der allgemeine Charakter der Zeit der Richter (V. 6–23). | ||
1.3. | (3) | Die Völker, die der Herr in Kanaan übrig bleiben ließ (V.1–4). | ||
2. | 3,5–16,31 | Die einzelnen Richter; die Beherrschung durch die fremden Völker und die Kanaaniter und die jeweiligen Befreiungen durch die Richter. | ||
2.1. | (3,7–11) | Othniel | (2: 3,7) | 40 Jahre: 1427–1387 |
2.2. | (3,12–30) | Ehud | (3: 3,12) | 80 Jahre: 1369–1289 |
Schamgar | (3,31) | |||
2.3. | (4–5) | Debora und Barak | (4: 4,1) | 40 Jahre: 1269–1299 |
2.4. | (6–8) | Gideon | (5: 6,1) | 40 Jahre: 1222–1182 |
(9) | Abimelech in Sichem | 3 Jahre: 1182–1179 | ||
Jotham | ||||
(10,1–5) | Tola und Jair | (6: 10,6) | 45 Jahre: 1179–1134 | |
2.5. | (10,6–16) | Abweichen des Volkes und Schreien zum Herrn | ||
(10,17–12,7) | Jephta | |||
(12,8–15) | Ibzan, Elon und Abdon | |||
2.6. | (13–16) | Simson | (7: 13,1) | 20 Jahre |
3. | (17–21) | Anhang: die Entartung des religiösen und sittlichen Lebens des Volkes Israel | ||
3.1. | (17–18) | Ein Ephraimiter führt den Bilderdienst ein; die Daniter rauben Priester und Heiligtum | ||
3.2. | (19–20) | Der moralische Verfall – die schändliche Missetat der Bewohner Gibeas | ||
3.3. | (21) | Benjamin soll vor dem Aussterben bewahrt werden |
In den Jahreszahlen sind die restlichen Zeiten zum Teil inbegriffen; vgl. Josua – 2. Samuel, Keil, S. 289.
Kapitel 1
Einleitung
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Gott hatte Israel nicht verlassen. „Die Ursache alles Verfalls liegt in der Tatsache, dass das Volk Gottes die Gegenwart des lebendigen, heiligen Gottes in seiner Mitte vergisst. Wenn das Bewusstsein für den Wert der Gegenwart Gottes abnimmt, verringert sich auch die Hingabe an Ihn“ (GdK).
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Das Buch Richter zeigt uns das Versagen des Menschen und die Treue Gottes ‒ das beginnt schon in diesem Kapitel.
Einteilung Kapitel 1,1‒3,3
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Die Untreue bei der Einnahme des Landes (1,1‒36)
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Sie machten einen Bund mit den Bewohnern des Landes – Gott würde sie nicht vertreiben und sie würden den Götzendienst der Bewohner übernehmen (2,1‒5)
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Das Problem der nächsten Generation (2,6‒10)
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Der Götzendienst (2,11‒13)
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Die beständig wiederkehrende Spirale (2,14‒23)
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Die Feinde bleiben zur Prüfung der Kinder Israel im Land (3,1‒4)
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Gemischte Ehen (3,5‒7)
Einteilung Kapitel 1
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Juda und Benjamin ziehen gegen die Kanaaniter und die Perisiter – sie töten Adoni-Besek von Besek (V. 1–7)
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Juda erobert Jerusalem – Juda zieht gegen die Kanaaniter im Süden (Hebron) (V. 8–11)
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Othniel erobert Kirjat-Sepher (Hebron) und bekommt Aksa zur Frau (V. 12–15)
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Die Keniter wohnen südlich von Arad (V. 16)
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Juda und Benjamin ziehen gegen die Kanaaniter in Zephat (Horma) und erobern den Gazastreifen – Juda nimmt Hebron ein, nicht aber die Bewohner der Talebene wegen der eisernen Wagen (V. 17–19)
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Kaleb bekommt Hebron ‒ Benjamin vertreibt die Jebusiter nicht (V. 20.21)
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Das Haus Joseph nimmt Bethel (früher Lus) ein
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Manasse, Ephraim, Sebulon, Aser, Naphtali und Dan und das Land (V. 27‒36)
Vers 1
Und es geschah nach dem Tod Josuas, da befragten die Kinder Israel den Herrn und sprachen: Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter hinaufziehen, um gegen sie zu kämpfen: Josua ist ein Bild vom Herrn Jesus, der durch den Heiligen Geist mächtig in seinen Dienern wirkt. Auf die Versammlung bezogen ist das die Zeit, wo die Apostel heimgegangen waren. Nun geht es um die Verantwortlichen in einer Versammlung.
Da befragen die Kinder Israel den Herrn: Das Volk tut das einzig Richtige. Sie befragen den Herrn. Bisher hatten sie Josua befragt. So konnten auch die Jünger zurzeit den Herrn fragen, als Er auf der Erde war, die Gläubigen konnten später die Apostel befragen. Danach waren die Gläubigen wieder auf den Herrn geworfen. So müssen auch wir es machen: Immer und immer wieder den Herrn fragen, und das in Verbindung mit dem Lesen des Wortes Gottes.