Einführende Punkte
Die Empfänger sind die zwölf Stämme, also das gesamte jüdische Volk (vgl. Elia in 1Kön 18,31). Der Hebräerbrief und die Petrusbriefe richten sich an jüdische Christen. Bei Jakobus gibt es keine Trennung zwischen dem Volk und einem gläubigen Überrest, obwohl die Unterscheidung deutlich ist („meine Brüder“). – Die jüdischen Christen waren noch mit dem Volk Israel verbunden, daher auch die Synagoge in 2,2–13 (vgl. Apg 22,19; 26,11). Die völlige Trennung vom Judentum fand erst nach der Zerstörung Jerusalems statt (vgl. Heb 13,13).
Der Name Jesus Christus kommt vor in Kapitel 1,1 und 2,1. Diese Verse sind ein Beweis dafür, dass der Brief an Juden geschrieben worden ist.
Der Brief behandelt nicht die Lehre der Gnade, die Rechtfertigung oder die Erlösung, wohl aber die neue Geburt (1,18–21). Den Heiligen Geist finden wir in Kapitel 3. Das Thema des Briefes ist nicht Gottes Werk für uns, sondern in uns. Der Glaube ist dafür die Voraussetzung (1,3.6; 2,1.5.14–26; 5,15).
Die Frage ist: Ist Leben, echter Glaube, vorhanden? Dann zeige mir (2,18). Der Glaube wirkt durch die Liebe (Gal 5,6). Der Brief entfaltet wenig Lehre, sondern fragt nach der Wirklichkeit des Glaubenslebens, einem Glauben, der sich durch Werke zeigt. Die Gerechtigkeit in Kapitel 1,20 ist daher auch eine praktische Gerechtigkeit. Es geht Jakobus um die Echtheit des Glaubens. Zugleich weist er dem Volk einen Weg zur Gottesfurcht.
Das Gesetz der Freiheit (1,25) ist die Befolgung des Wortes Gottes und somit des Willens Gottes (2,12). Die Freiheit steht im Gegensatz zum Buchstaben und der Knechtschaft des Gesetzes.
Einige Unterschiede zwischen den verschiedenen Schreibern:
Jakobus schreibt an alle zwölf Stämme, begünstigt durch die Verheißungen Gottes im Evangelium (zuerst den Juden). Er wendet sich gegen den Verfall inmitten des Volkes Israel. Glaube wurde als ein Glaubensbekenntnis vorgetäuscht. Letzte Warnung an das Volk (5,9). Dieser Glaube ist derselbe wie in Johannes 2,23-25; 6,66. Das war ein Glaube, der sich auf Zeichen gründete und daher nicht echt war.
Petrus sieht Israel in dem Überrest, der zum Glauben gekommen ist.
Johannes wendet sich gegen die Vermischung des Glaubens mit gnostischer Philosophie.
Jakobus behandelt praktische Themen wie:
Die Versuchung von außen und von innen.
Das Verhältnis zwischen Reichen und Armen innerhalb der Gemeinde.
Wie geht der Reiche mit seinem Reichtum um?
Woran kann man erkennen, dass jemand von neuem geboren ist?
Das Übel der Zunge – dieses Thema nimmt einen sehr breiten Raum ein.
Der Umgang der Gläubigen unterander: Gibt es Neid und Streit?
Umgang und Heilung von Krankheiten.
Sind wir bei der Zeitplanung von Gott abhängig?
Zu Jakobus 2 siehe die Auslegung von Charles H. Mackintosh zu
1. Mose 22 .Quellen
Darby, J. N.; Synopsis
Darby, J. N.; Coll. Writings, Vol. 28, S. 152–158
Darby, J. N.; Betrachtung über den Brief des Jakobus
Grant, F. W.; Numerical Bible
Kelly, W.; Introductory Lectures; BT, N1+2; Chapter 1–5; Inspiration of Scriptures
Ouweneel, W. J.; Der Brief des Jakobus
Kapitel 1
Einleitung
Verwirklichung des Glaubens in Erprobungen von außen: Abhängigkeit, Ausharren und ernstes Gebet sind erforderlich.
Weisheit ist die rechte Anwendung der Erkenntnis auf die Umstände des Lebens.
Gebet Im Vertrauen auf die Güte Gottes
Ausharren wird mit Fülle des Lebens gekrönt, besonders wenn die Prüfung den Tod zur Folge hat (Ps 16,11; 21,4.5; Off 2,10).
Versuchungen, Erprobungen und Leiden führen zu echtem christlichem und Gott wohlgefälligen Leben.
Prüfungen geschehen unter der Zulassung Gottes und kommen aus seiner Liebe hervor (Heb 12,4-11; Klgl 3,33; Röm 8,38; 1Kor 10,13).
Unterschied zwischen Versuchungen von Gott (von außen) und von der Sünde (von innen)
Einteilung
Gruß (V. 1)
Die Anfechtungen des Christen (V. 2–12)
Der Ursprung der Versuchung (V. 13–18)
Hörer und Täter des Wortes Gottes (V. 19–27)
Vers 1
Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß: Viele Ausleger glauben, dass Jakobus ein Bruder des Herrn Jesus war (Mt 13,55; Mk 6,3; Apg 1,13.14; 12,17; 15,13; 21,18; Gal 1,19; 2,9.12; 1Kor 15,7). Er war ein Führer in der Versammlung in Jerusalem. Er blieb dem jüdischen Denken verhaftet. Als Petrus von Jakobus kam, aß er nicht mit den Gläubigen aus den Nationen (Gal 2). Er soll nach außerbiblischen Berichten im Jahre 63 n. Chr. enthauptet worden sein.
William Kelly hat keinen Zweifel daran, dass der Schreiber Jakobus der Kleine ist (Mk 15,40):
It may be well to add that, whatever the doubts of Alford, Neander and others, the writer was no other than James „the little,” son of Alphaeus or Clopas (really the same Aramaic name rendered into Greek somewhat differently): the same man who took the lead after the martyrdom of the son of Zebedee, as is plain in the Acts (Acts 12: 17; Acts 15: 13; Acts 21: 18). Compare 1 Cor. 15: 7, and Gal 2: 9, 12. His words and ways elsewhere are strikingly in agreement with his letter. Patience and purity, love and lowliness, characterise the apostle and his writing for the sphere he laboured in. It is remarkable that his language, and style, consist of excellent Greek with great energy.
Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus: Jakobus unterwirft sich dem Willen Gottes und Jesu Christi. Jesus Christus steht auf einer Stufe mit Gott, Er ist Gott selbst. Johannes ehrt in seinem Brief den Vater und den Sohn (1Joh 1,3; 2,23; 2Joh 1,3.9). Genau das taten die ungläubigen Juden nicht. Ihre Situation wird sich erst ändern, wenn sie den Sohn ehren. Dazu bedarf es eines tiefgreifenden Werkes Gottes unter seinem irdischen Volk.
Den zwölf Stämmen: Nicht nur die gläubigen Christen aus Israel werden angesprochen, sondern das gesamte Volk Israel. Paulus spricht in ähnlichem Sinn zu Agrippa: „Und nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die von Gott an unsere Väter ergangenen Verheißung, zu der uns zwölfstämmiges Volk, unablässig Nacht und Tag Gott dienend, hinzugelangen hofft“ (Apg 26,6.7). Das gesamte Volk Israel war berufen, den Weg des Glaubens zu gehen. In Zukunft wird dieser Brief eine besondere Bedeutung für den Überrest haben.
An einigen Stellen werden besonders die ungläubigen Juden unter dem Volk angesprochen (4,1.4.9; 5,1–6). An anderen Stellen spricht Jakobus die „Brüder“ an; dort geht es um gläubige Juden (siehe V. 2).
Die ersten Christen in Jerusalem taten sich schwer damit, sich vom jüdischen System zu lösen. Sie betrachteten sich nach wie vor als ein Teil des jüdischen Volkes. Darin nehmen sie eine ähnliche Stellung ein wie die messianischen Juden heutzutage. Das änderte sich ab dem Jahr 70 n. Chr., als Jerusalem und der Tempel vernichtet wurden und die Juden in alle Welt zerstreut wurden.
In der Zerstreuung [diaspovra`]: Siehe Joh 7,35; 1Pet 1,1. Es 3,8; Jer 25,34; Hes 36,19. „Die LXX gebraucht das Wort, um die Zerstreuung Israels unter die Nationen als Gericht Gottes anzugeben“ (HLH). Die zehn Stämme sind nie ins Land zurückgekehrt und von den zwei Stämmen nur ein kleiner Teil. Petrus schrieb an gläubige Juden (Fremdlinge) in Kleinasien. Die Zerstreuung Israels war ein vorläufiges Gericht, das endgültige Gericht stand vor der Tür (Kap. 5). Wir können den Brief auf die Gläubigen anwenden, die nach der Entrückung zum Glauben kommen und durch die große Drangsal gehen müssen.
Die Tatsache, dass auch heute die Christen in viele Gruppen zerstreut sind, ist ebenfalls ein Beweis des Gerichtes Gottes. Was kann uns in diesem traurigen Zustand helfen? Unter anderem die Beachtung der Belehrungen in diesem Brief.