Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt vielmehr in meiner Abwesenheit, bewirkt {o. wirkt aus, vollführt} euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern: Nachdem Paulus die segensreichen Folgen des Gehorsams Christi beschrieben hat, appelliert er nun an den Gehorsam der Philipper. Als der Apostel bei ihnen war und das Wort Gottes zu ihnen sprach, waren sie ihm gehorsam. Sie sollten auch jetzt dem Wort gehorchen, wo er nicht anwesend war. Er hatte sie ja gebeten ...
in der Liebe mehr und mehr überzuströmen (1,9)
würdig des Evangeliums zu leben (1,27)
festzustehen in einem Geist (1,27)
mitzukämpfen im Evangelium (1,27)
seine Freude zu erfüllen, indem sie gleichgesinnt wären, einmütig wären usw. (2,2–4)
die Gesinnung Christi in sich (oder untereinander) zu haben (2,5)
Bewirkt eurer eigenes Heil [thVn eJautwn swthrivan katergavzomai]: bewirken [ejrgavzomai] ist arbeiten, gänzlich oder völlig wirken, etwas fertig machen. Dass der Apostel nicht an eigenes Tun zur Erlangung der ewigen Errettung dachte, ist aus all seinen Schriften sonnenklar. Hier geht es um Gefahren auf dem Weg des Glaubens, denen sie entgehen sollten. Diese Gefahren waren: (a) Widerstand gegen das Evangelium von außen und (b) Zwietracht von innen.
Heil: o. Errettung. Man könnte fast übersetzen Heilung. Das Heilmittel, die Medizin für Heilung ist die Gesinnung Jesu Christi, die Gesinnung der Eintracht. Letztlich bewirkt Gott sie durch seinen Geist. Wenn die Philipper eines Tages die Hilfe des Apostels nicht mehr hätten, bliebe Gott und sein Wort doch dasselbe.
Die verschiedenen Arten von Errettung:
Die ewige Errettung, die jedem zuteilwird, der Gott seine Sünden bekennt und die Vergebung im Glauben annimmt. Im selben Augenblick wird jemand von neuem geboren und empfängt die Errettung für alle Ewigkeit. In diesem Sinn schreibt der Apostel an die Epheser: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens“ (Eph 2,8).
Dann werden wir als Gläubige bei der Entrückung vom Herrn einen neuen Leib bekommen. Unser sterblicher Leib wird in einen unsterblichen Leib verwandelt. In diesem Sinn erwarten wir den Herrn Jesus als unseren Heiland, „der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,20.21). Das ist also die Errettung des Leibes.
Dann gibt es eine Reihe von Beispielen im Neuen Testament, wo das Wort „Errettung“ im Blick auf schwierige Situationen gebraucht wird, aus denen Gott einen Ausweg geschenkt hat (siehe 2Thes 3,2; 2Tim 3,11).
Es scheint mir, dass es um die dritte Art von Errettung in diesem Abschnitt geht. So sollten die Philipper ihr eigenes Heil mit Furcht und Zittern bewirken. Sie sollten alles daran setzen, dass die Uneinigkeit beendet würde. Dabei waren sie nicht auf sich selbst gestellt, Gott würde sowohl das Wollen als auch das Wirken dazu zu seinem Wohlgefallen bewirken.
Mit Furcht und Zittern [fovboς ... trovmoς]: Paulus sagt nicht, wovor die Philipper sich fürchten und wovor sie zittern sollten. Es kann daher bedeuten, dass man sich fürchtet, etwas falsch zu machen, es kann aber auch bedeuten, dass man Ehrfurcht hat vor Gott. „metaV fovbou kaiV tr. ist offenbar bei Paulus feste Wendung zur Bezeichnung der Demut“ (Rienecker).
Furcht [fovboς]: Das ist zuerst einmal Flucht, Scheu, Furcht, Schrecken, Angst, Ehrfurcht, Schrecknis, Schreckmittel, Drohung.
· Dient dem Herrn mit Furcht, und freut euch mit Zittern! (Ps 2,11) · Furcht und Zittern überkamen mich, und Schauder bedeckte mich (Ps 55,6) · Die Frau aber, voll Furcht und Zittern, da sie wusste, was ihr geschehen war, kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit (Mk 5,33) · Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und in vielem Zittern (1Kor 2,3) · und seine innerlichen Gefühle sind überströmend euch gegenüber, indem er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern empfangen habt (2Kor 7,15) · Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus (Eph 6,5) · Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt vielmehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern (Phil 2,12) · Und so furchtbar war die Erscheinung, dass Mose sagte: „Ich bin voll Furcht und Zittern“ (Heb 12,21) |