Einleitung
In den ersten Versen dieses Kapitels kommt der Apostel auf das Thema der Spaltungen zurück, von dem er bereits in Kapitel 1,11ff. gesprochen hatte. Er behandelt das Thema bis zum Ende von Kapitel 4. – Die Ursache dieser Spaltungen war der Einfluss menschlicher Weisheit bei den Korinthern (siehe besonders 3,18–23). Sie waren durch die griechische Welt mit menschlicher Weisheit vertraut. Die griechische Philosophenwelt war in viele Parteien aufgeteilt, jede hatte ihren eigenen Führer. Das übertrugen die Korinther auf die Versammlung Gottes. Parteiungen entstehen da, wo man seine eigene Meinung durchdrücken will. In der Welt ist das normal.
In Kapitel 2 hatte Paulus über den Unterschied zwischen einem Gläubigen und dem natürlichen Menschen gesprochen. Der Geistliche beurteilt alles durch den Heiligen Geist. „Geistlich“ bedeutet nicht nur lebendig gemacht, sondern durch den Geist wandeln, empfinden und beurteilen. Nicht jeder Gläubige ist dadurch, dass der Heilige Geist in ihm wohnt, auch automatisch geistlich. Viele sind leider „fleischlich“. Paulus geht nun auf den ungeistlichen Zustand der Korinther ein und malt ihnen diesen mit einfachen Worten vor Augen. Sie litten an einer falschen Selbsteinschätzung und an einer falschen Gesinnung (vgl. 1,7).
Das Fleisch war noch anziehend für die Korinther. Es war nicht gerichtet, nicht im Grundsatz völlig entlarvt oder in all seinen Formen und Abstufungen gehasst. Sie schätzten immer noch wert, was vom Menschen war in seiner Weisheit, seiner Fähigkeit, seiner Beredsamkeit. Sie hatten keinen wirklichen Begriff von der Wertlosigkeit der Natur in göttlichen Dingen. „Fleischlich“ beschreibt nicht solche, die tot in ihren Sünden sind, sondern solche, die zwar lebendig gemacht sind durch den Geist, aber nicht befreit sind (Röm 7) oder immer noch schwankend sind aufgrund des Einflusses von Menschen und der ungerichteten [sündigen] Natur – ich sage nicht, in ihrer Unmoral, sondern in ihrer Selbsteinschätzung. Letzeres steht hier vor dem Auge des Apostels. Die Korinther waren zwar Kindlein in Christus, doch sie waren nicht geistlich (WK).
Einteilung
Die Unmündigkeit der Korinther (V. 1‒4)
Die Diener (V. 5‒9)
Die Verantwortung der Lehrer – drei verschiedene Klassen von Arbeitern (V. 10‒17)
Die Gläubigen gehören nicht Menschen, sondern Christus (V. 18‒23)
Vers 1
Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus: Die Fleischlichen drücken ihre Meinung durch und verursachen dadurch Spaltungen. Wer nicht vom Geist Gottes geleitet wird, sondern vom Fleisch, kann die Wahrheit Gottes nicht aufnehmen. – Paulus benutzt hier hauptsächlich zwei weitere Begriffe. Insgesamt gibt es in diesem Zusammenhang die folgenden drei Begriffe:
Pneumatikos [pneumatikovς]: der durch den Geist gebildete und geleitete Mensch (Gal 5,16-17).
Sarkikos [savrkikoς]: der Wiedergeborene, der aber durch das Fleisch beherrscht wird
Psychikos [yucikovς]: der Ungläubige, der von der Seele beherrscht wird
Geistlich [pneumatikovς]: Paulus konnte sie nicht als Geistliche ansprechen. Er konnte über bestimmte göttliche Dinge nicht mit ihnen reden, obwohl er das gern getan hätte. Das Wort „Vollkommene“ (2,6) bedeutet hier eigentlich dasselbe wie „geistlich“, nämlich eine bestimmte geistliche Reife, ein Erwachsener zu sein.
Fleischlichen [savrkinoiς]: o. Fleischernen (Röm 7,14). Paulus sagt hier nicht, dass sie savrkikoς waren, sondern dass er ihnen so schreiben müsste, als wären sie noch im Fleisch, als wären sie also noch Ungläubige. Sie waren fleischern = savrkikoς (3,3).
Ein Kind Gottes ist nicht im Fleisch ... kann aber die Züge des alten Menschen tragen. Paulus konnte den Korinthern nur Christus als gekreuzigt vorstellen, nicht aber die himmlischen Herrlichkeiten (HR).
Fleischliche Gläubige verstehen die Wahrheit Gottes nur zum Teil. Wenn jemand allzu schnell ausruft: „Das ist zu tief für mich“, ist das kein Beweis dafür, dass er geistlich ist.
Unmündige [nhvpioς]: „ohne Kraft zu sprechen“. Das steht im Gegensatz zum Erwachsenen (2,6). Zu „vollkommen“ vgl. Heb 5,12. Sie hatten noch eine fleischliche Gesinnung.
In Christus: Paulus anerkennt allerdings, dass sie Gläubige waren, weil sie mit Christus einsgemacht waren.