Einleitende Punkte
1. Die Stellung der Apostelgeschichte
Die Apostelgeschichte ist das Bindeglied zwischen den Evangelien und den Briefen. Wir können die Entstehung der Briefe anhand der Apostelgeschichte besser verstehen, wenn wir entsprechende Versammlung etwas kennen. Die einzelnen Themen, die in diesem Buch behandelt werden, sind Folgende:
Ausgießen des Heiligen Geistes am Pfingsttag
Geschichte der ersten Versammlung
Ausbreitung des Christentums
Berufung des Paulus
Bildung von Versammlungen aus Heiden
Konflikt zwischen dem „jüdischen“ und „heidnischen“ Christentum
Bedeutung des Gesetzes für Christen
Wie kam das Christentum in Rom, der Hauptstadt des vierten Weltreiches zurecht?
Eins der Hauptziele der Apostelgeschichte besteht darin zu zeigen, wie sich das Christentum von einer mehr oder weniger jüdischen Sekte in eine weltweite Gemeinschaft von Gläubigen veränderte. Man nannte die Gruppe zuerst die „Sekte der Nazaräer“ (Apg 24,5). Lukas hat einen Plan mit seinem Bericht. Er schreibt beispielsweise nichts über die Entstehung der Versammlung in Syrien und in Ägypten.
In den Kapitel 1‒12 beschreibt Lukas vor allem den Dienst des Petrus (er war der Apostel der Beschneidung). Ab Kapitel 13 bis 28 beschreibt er in der Hauptsache den Dienst des Apostels Paulus, den Lukas teilweise miterlebt hat (sieh die „Wir-Abschnitte“). Petrus hat sowohl das Evangelium in Kapitel 2 den Juden verkündigt als auch in Kapitel 8 den Samaritern. In Kapitel 10 hat er den ersten Heiden (Kornelius und die Seinen) das Evangelium verkündigt. Damit hat er das Reich der Himmel aufgeschlossen (Mt 16,19). Kurze Zeit später verlässt er den Schauplatz in Jerusalem (Ende Kap. 12). Petrus war durch und durch jüdisch (vgl. Gal 2,11‒14). Petrus hat wahrscheinlich auch einen Besuch in Korinth gemacht, sonst hätte ein Teil der Korinther sich nicht nach ihm genannt (1Kor 1,12). Jedenfalls war er auch in Babylon (1Pet 5,13). In Kapitel 15 finden wir Petrus noch einmal beim Apostelkonzil, weil da die Frage behandelt werden musste, ob das Gesetz noch Gültigkeit für die Heiden hatte (siehe V. 7). Hätte das Gesetz für die Heiden Gültigkeit gehabt, hätten sie zum Judentum übertreten müssen.
Paulus hingegen war ein Apostel einer völlig anderen Ordnung. Er war weder der zwölfte noch der dreizehnte Apostel. Es geht ab Kapitel 13 hauptsächlich um seinen Dienst, auch wenn er bereits in Kapitel 9 zum Glauben gekommen und vom Herrn Jesus berufen worden ist.
Versammlung oder Reich Gottes?
Es geht in der Apostelgeschichte nicht nur um die Versammlung, sondern vor allem auch um das Reich Gottes. Siebenmal wird das Reich Gottes erwähnt. Der Herr Jesus hat vierzig Tage nach seiner Auferstehung mit den Jüngern über die Dinge des Reiches Gottes gesprochen. Das Reich Gottes besteht im Wesentlichen darin, Jesus als Herrn zu bekennen (Röm 10,9). Die Versammlung hat eine himmlische Bestimmung, das Reich Gottes ist die sichtbare Offenbarung des neuen Lebens in den Gläubigen auf der Erde.
Wer verharrte wann in diesem Buch?
„Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einigen Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern“ (1,14).
„Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (2,42).
„Und indem sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Einfalt des Herzens“ (2,46).
„Wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren“ (6,4).
„Welcher, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren“ (11,23).
„Als aber die Synagoge aus war, folgten viele der Juden und der anbetenden Proselyten dem Paulus und Barnabas, die zu ihnen sprachen und ihnen zuredeten, in der Gnade Gottes zu verharren“ (13,43).
„Indem sie die Seelen der Jünger befestigten, und sie ermahnten, im Glauben zu verharren, und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen. (14,22).
Einführung in die Apostelgeschichte
Hier befindet sich eine kurze Einführung in die Apostelgeschichte von zehn Seiten: http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/NT-05-Apostelgeschichte-Einf-WM-HP.pdf
Petrus in Apostelgeschichte 1‒12
Petrus dominiert im ersten Teil der Apostelgeschichte. Wir finden, dass er sieben Ansprachen gehalten hat und sieben Wunder getan hat. Die erste finden wir in Kapitel 1.
Diverse Punkte
In diesem Buch finden wir keine lehrmäßige Entfaltung der Wahrheit, deshalb sollte man keine lehrmäßigen Schlussfolgerungen aus der Beschreibung ziehen, dazu sind die Briefe da. Wir brauchen die Briefe, um die Apostelgeschichte gut zu verstehen.
Befragte Literatur
Hole, F. B (FBH), Grundzüge des Neuen Testamentes – Johannes bis Apostelgeschichte.
Kelly, William, An Expository of the Acts of the Apostles. Auf Deutsch: https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/NT-05-Apostelgeschichte-WKelly.pdf
Koning, Ger de, Die Apostelgeschichte, siehe https://www.kingcomments.com/de/bibelstudien/Apg
Zeittafel über das Leben und Wirken des Apostels Paulus (Apg 9-28)
Zeit n. Chr. | Bibelstellen | Biblisches Ereignis |
---|---|---|
um 30 | Evangelien | Kreuzigung Christi |
um 36 | Apg 9 | Bekehrung des Paulus, danach sein Aufenthalt in Arabien, bis er nach Jerusalem kam (Gal 1,17; 2,1) |
45 | Apg 11,25-30 | Barnabas begibt sich nach Tarsus und holt Paulus von dort nach Antiochien. Barnabas und Paulus unterrichten dort ein ganzes Jahr lang die Gläubigen. Dort werden sie zuerst „Christen“ genannt (Apg 12,25). Dann ziehen beide nach Jerusalem, um eine Gabe dort hinzubringen. |
46–49 | Apg 13,1 - 14,28 | Erste Missionsreise: Barnabas und Paulus sind nach Antiochien zurückgekehrt und beginnen ihre erste Missionsreise. Stationen sind
|
um 50 | Apg 15 | „Apostelkonzil“ in Jerusalem (Gal 2,1) |
51–54 | Apg 15,40 - 18,18 | Zweite Missionsreise des Paulus. Stationen sind:
|
um 52 | Abfassung der beiden Briefe an die Thessalonicher und des Briefs an die Galater (?) | |
54–58 | Apg 18,23 - 19,40 | Dritte Missionsreise des Paulus. Stationen sind
|
um 57 | Abfassung der beiden Briefe an die Korinther | |
um 57/58 | Abfassung des Galaterbriefs? | |
um 58 | Abfassung des Römerbriefs | |
um 58 | Apg 21,18 - 23,30 | Ankunft und Gefangennahme des Paulus in Jerusalem |
58–60 | Apg 23,31 - 26,32 | Reise nach Cäsarea und dortige Untersuchungshaft |
61–63 | Apg 27-28; | Erste Gefangenschaft in Rom. Reiseroute:
|
um 61/62 | Abfassung der Briefe an die Epheser, Kolosser und an Philemon | |
um 63 | Abfassung des Briefes an die Philipper | |
um 63 | Abfassung des Briefes an die Hebräer | |
um 63 | Freilassung des Paulus | |
um 63/64 | Abfassung des ersten Briefs an Timotheus und des Briefs an Titus | |
um 66/67 | 2Tim | Zweite Gefangenschaft in Rom – Abfassung des zweiten Briefs an Timotheusbrief |
um 67 | nicht erwähnt | Tod des Paulus |
Siehe eine ausführliche Beschreibung der Reisen des Apostels Paulus auf http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/NT-05-Zeittafel-Leben-und-Wirken-des-Apostels-Paulus-WM.pdf
Kapitel 1
Einleitung
Der Titel Apostelgeschichte wird dem Buch nicht ausreichend gerecht. Das Buch beschreibt vielmehr die Taten des Herrn Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes durch die Apostel. Es sind nicht so sehr die Menschen, sondern es ist der Geist Gottes, der Kraft entfaltet.
Es geht hauptsächlich um den Dienst des Apostels Petrus (Kap. 1‒12) und den Dienst des Apostels Paulus (Kap. 13‒28).
Kapitel 1 ist die Voraussetzung für die Erfüllung von Kapitel 2. Das bedeutet: Die Himmelfahrt Christi musste zuerst geschehen, erst danach konnte der Heilige Geist herniederkommen, um in die Gläubigen zu wohnen und die Versammlung ins Leben zu rufen (vgl. Joh 7,39; Joh 16,14).
Einteilung
Der auferstandene Herr gibt durch den Heiligen Geist den Aposteln Befehle (V. 1‒5)
Die Jünger fragen den Herrn, ob Er nun das Reich Israel wiederherstellt (V. 6‒8)
Die Himmelfahrt Jesu (V. 9‒11)
Die Jünger verharren mit einigen anderen im Gebet in Jerusalem (V.12‒14)
Matthias wird Apostel anstelle des Judas (V. 15‒26)
Vers 1
Apostelgeschichte [praxeiς ajpostolwn]: Die Bezeichnung des Buches gehört nicht zum inspirierten Text. Es heißt eigentlich Handlungen der Apostel. Dieses Buch beginnt dort, wo das Evangelium endet: mit dem Tod, der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn Jesus. Lukas 24 und Apostelgeschichte berichten beide die Himmelfahrt Jesus, diese beiden Kapitel überlappen sich.
Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, von allem, was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren: Die Apostelgeschichte ist eine Fortsetzung der Beschreibung des Evangeliums, die Lukas verfasst hat. So wissen wir auch, wer der Schreiber der Apostelgeschichte ist. Sicher wusste Paulus, dass dieses Buch eine weitere Reichweite haben würde als nur der Glaube an eine Person. Auch wusste er, dass der Geist Gottes ihn führte.
Theophilus: In Lukas 1 wird der Empfänger des Evangeliums angesprochen als „vortrefflichster Theophilus“. Das finden wir hier nicht. Möglicherweise war Theophilus inzwischen ein Christ geworden. Dann standen sie auf demselben Niveau.
Von allem, was Jesus anfing ... bis zu dem Tag: Das sind hier die beiden Zeitpunkte des Beginns und des Endes des Dienstes des Herrn Jesus auf der Erde, wie Lukas es in seinem Evangelium beschrieben hat. Die Apostelgeschichte ist die Fortsetzung der Beschreibung dieses Dienstes des Herrn Jesus vom Himmel aus. – Wir haben ein Vorbild davon im Alten Testament. Mose ist ein Bild vom Herrn Jesus als dem auf der Erde lebenden Christus, Josua hingegen vom verherrlichten Herrn im Himmel, der sein Volk durch den Heiligen Geist ins Land hineinführt.
Sowohl zu tun als auch zu lehren: Hier geht es zwar um das Tun und Lehren des Herrn während seiner Erdentage, doch sein Dienst hat nicht mit seinem Tod, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt geendet. Die Apostelgeschichte zeigt uns, wie der verherrlichte Herr in den Aposteln durch den Heiligen Geist wirkte, und die Briefe zeigen uns, wie Er fortfuhr, durch den Heiligen Geist zu lehren.
Was gelehrt wird, muss durch das Tun unterstrichen werden. Beim Herrn waren das zuerst einmal seine Werke. Im Leben des Herrn finden wir eine vollkommene Übereinstimmung zwischen Tun und Lehren (vgl. Esra 7,10; Lk 24,19). Die Reihenfolge sollten wir nicht zu stark betonen. In Matthäus 5-7 lehrt der Herr zuerst, in den Kapitel 8 und 9 bestätigt er die Lehre durch Wunder.