Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen [ejretaw]. Wahrlich, wahrlich. ich sage euch: Um was irgend ihr den Vater bitten [aijtevw] werdet in meinem Namen, das wird er euch geben: Nach der Auferstehung und Verherrlichung des Herrn würden die Jünger Ihn um nichts bitten. Ihre größte Freude wäre die Gegenwart des Herrn. Nichts geht darüber hinaus.
In diesem Kapitel gibt es zwei große Wahrheiten: (a) das Kommen des Heiligen Geistes aufgrund der Verherrlichung des Herrn und (b) wir haben freien Zugang zu dem Vater.
Im Namen Jesu: in völliger Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus. Wir müssen wissen, dass etwas der Wille des Herrn Jesus ist. Solange der Herr hier auf der Erde war, konnten die Jünger Ihn um etwas bitten. Sie konnten Ihn zwar auch nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt bitten, doch die Jünger sollten lernen, dass sie jetzt in eine neue Stellung vor dem Vater eintreten würden (vgl. 14,20). Als einsgemacht mit Christus befinden sie sich in derselben Stellung wie der Herr vor dem Vater. Deshalb sollen sie den Vater bitten.
Beten zum Herrn Jesus
Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen [o. um nichts bitten]. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben. Bis jetzt ihr nichts gebeten in meinem Namen: Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei (Joh 16,23-24).
Es ist bekannt, dass die griechischen Wörter, die wir in Vers 23 geradezu mit „bitten“ oder „fragen“ übersetzen müssen, nicht die gleichen sind, das erste [ejrwtavw] drückt eher ein vertrautes Bitten aus, das zweite [ajitevw] eine demütige Bitte. Während unser Herr in diesem Evangelium, wenn Er den Vater bezüglich der Jünger bittet, häufig das erstere Wort gebraucht, verwendet Er daher nie das letztere. Wie tief Er sich in Gnade auch erniedrigen mag, Er ist sich immer bewusst, dass Er der Sohn Gottes im Fleisch ist, aber nichtsdestoweniger eine göttliche Person; Martha zeigt allerdings ihre geringe Wertschätzung seiner Herrlichkeit, da sie davon ausging, dass Er in passender Weise und erfolgreich auf Gott durch eine demütige Bitte einwirken könnte (Joh 11,22).
Aber es scheint zu stark ausgedrückt zu sein, dass jeder, der zu einem rechten Urteil fähig ist, einräumt, dass „ihr werdet fragen“ in der ersten Hälfte des Verses nichts zu tun hat mit „ihr werdet bitten“ in der zweiten Hälfte oder dass in der ersten Hälfte Christus auf den Wunsch der Jünger in Vers 19 zurückverweist, Ihn zu befragen. So Euthymius Z. und die Vulgata und eine Menge von Modernisten von Beza bis Trench, darunter viele deutsche und britische Theologen. Doch obwohl das Wort ejrwtavw im Neuen Testament häufig vorkommt – wie auch in diesem Kapitel – mit der gewöhnlichen klassischen Bedeutung von „fragen“ (interrogo), ist es genau so oft oder häufiger für „erbitten“ oder „ersuchen“ usw (rogo). verwendet, wie in der LXX, und so wie unser englisches „fragen“, was sowohl „bitten“ als auch „fragen“ oder „sich erkundigen“ bedeuten kann. Gott befragen im alttestamentlichen Sprachgebrauch kommt allerdings näher an „für jemand oder für eine Sache beten“ heran als an „fragen“. Es scheint wohl nicht die richtige Lösung zu sein, das englische Wort abzuändern, obwohl es oberflächlich betrachtet einleuchtend sein mag. Die früheren griechischen Kommentatoren waren der Wahrheit näher – außer Origenes, der so wie spätere Leute, die sich geirrt haben, den Abschnitt verdreht haben, und damit abgelehnt haben, zu unserem Herrn zu beten, was in deutlichem Gegensatz zur Praxis der ersten Jünger war (Apg 1,24), Stephanus (Apg 7,59) und dem Apostel Paulus (2Kor 12,8). In Angelegenheiten, die seinen Dienst und seine Kirche betreffen, ist es nach der Schrift sogar passender, zu Ihm zu beten als zum Vater, an den wir uns zurecht im Blick auf alles wenden, was die Familie Gottes betrifft (W. Kelly).