Jede Rebe an {o. in} mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe: Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Jemand bringt Frucht oder nicht. Die Folge ist, dass Menschen ohne Frucht weggenommen werden und Menschen mit Frucht gereinigt werden. Ersterer erweist sich als ein bloßer Bekenner (siehe V. 6), der andere als echter Jünger. Die einen gehen für ewig verloren. Wieso sind sie dann Reben am Weinstock? Sie sind Scheinreben ohne echte Verbindung zum Weinstock.
Frucht: Die Frucht besteht darin, dass das Leben Christi in den Gläubigen sichtbar wird. Es ist die eine Frucht: „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“ (Gal 5,22-23). An dieser Frucht hat der Vater Freude. Es ist alles, was aus dem Leben mit Christus hervorkommt. Die Frucht entsteht nur da, wo echte Heiligkeit ist. Das ist eine innere Einstellung, die Gesinnung Christi. Die Frucht besteht darin, dass Christus Gestalt im Leben des Gläubigen bekommt.
Wenn wir danach verlangen, Frucht zu bringen, zeigt der Herr drei Wege, wie das möglich ist:
durch das gnädige Handeln des Vaters,
durch die praktische Reinigung durch das Wort Christi,
durch unsere Verantwortung, in Christus zu bleiben.
Die reinigt er: Reinigen besteht im Wegschneiden der Dinge, die Frucht verhindern. Das können Blätter und Ranken sein, die an sich nicht schlecht sind, die jedoch zu Lasten der Frucht gehen, auch der Qualität der Trauben. Geistlicherweise geschieht Reinigung durch das Wort, nicht so sehr Zucht (vgl. V. 3). Züchtigungen haben das Ziel, dass Gläubige sich wieder vor dem Wort beugen, damit sie dadurch gereinigt werden. Wir sehen hier in den Versen 2 und 3 (wie in Kapitel 13,10) eine zweifache Reinigung: die grundsätzliche Reinigung bei der Bekehrung und die beständige Reinigung durch das Wort oder durch den Vater.31
Wenn wir vor dem Vater geübt sind im Blick auf sein Handeln mit uns, werden wir durch Widrigkeiten nicht mürrisch und verbittert, sondern vielmehr besänftigt und mild, so dass als Folge davon das Wesen Christi in uns sichtbar wird und wir Frucht bringen (HS).
Und jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg: Es geht hier um Ungläubige, deren endgültiges Gericht in Vers 6 beschrieben wird. (Gegen Hamilton Smith, der die Auslegung vertritt, dass es sich hier um einen Gläubigen handelt, der keine Frucht bringt, weil hier der Vater handelt; Joh 5,22; 2Pet 1,5-7; Tit 3,14; 1Kor 11,30; 1Joh 5,16).
31 Johannes 15,2.6. Was ist der Unterschied? Fragenbeantwortung durch W. K., Bible Treasury, Bd. 20, Mai 1895: Der erste Vers beschreibt, wie der Vater jemanden durch Gericht wegnimmt, der keine Frucht bringt. In Vers 6 geht es um den endgültigen Ruin eines fruchtlosen Bekenners. In diesem Fall wird es nicht dem Gericht des Vaters zugeschrieben, der eines jeden Werk richtet (1Pet 1,17), sondern alles ist äußerlich und nicht wiedergutzumachen. Der große weiße Thron entscheidet endgültig über solche Menschen, die wie trockenes, verdorrtes Holz verbrennen.↩︎