Einleitung
Nach der Überlieferung der Kirchenväter ist dieses 2. Evangelium von Johannes Markus geschrieben worden. Einige Kirchenväter haben geschrieben, dass Markus der Dolmetscher des Petrus gewesen sein soll. Kelly hält von dieser Aussage überhaupt nichts, 2ND TIMOTHY, Seite 291.
Möglicherweise hat das Passah im Haus der Mutter des Markus stattgefunden, vielleicht war er der Jüngling, der den Jüngern folgte (Mk 14,51). Als Petrus aus dem Gefängnis kam, ging er zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus (Apg 12,12). Es gab also eine enge Verbindung zwischen Petrus und Markus. In 1. Petrus 5,13 nennt Petrus Markus seinen Sohn. War Markus durch Petrus zum Glauben gekommen? Oder war es nur die enge Verbindung zwischen den beiden?
Markus ist in Rom gewesen (Kol 4,10; Phlm 24), wo Petrus der Tradition nach gekreuzigt worden ist.
Markus war ein Vetter des Barnabas, wahrscheinlich ebenfalls von Zypern. Seine kurze Geschichte ist kein Ruhmesblatt; in Perge ließ er die Apostel im Stich (Apg 15). – Später war er dem Apostel nützlich (2Tim 4,11). Der untreue Diener musste den vollkommenen, treuen Diener beschreiben.
Markus schreibt knapp und bündig, ohne abzuschweifen.
Dieses Evangelium ist nicht nur das Evangelium über den Diener, sondern auch über die Diener, die der Herr Jesus zum Dienst heranbildete. In Markus sind wir Jünger im Reich Gottes, in Lukas sind wir Söhne des Reiches, in Johannes die Familie Gottes.
Stellen über den Charakter dieses Evangeliums
1,1: Kein Evangelium (außer Johannes) beginnt damit, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und endet damit, dass er Herr ist.
10,45: Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Dieser Vers gibt die Einteilung zu diesem Evangelium. Der 1. Teil zeigt, wie er gekommen ist, um zu dienen, und der 2. Teil zeigt uns sein Opfer (= Sündopfer).
13,32: Nur in Markus heißt es, dass der Sohn nichts vom Tag seines Kommens und seines Reiches weiß. Hier sehen wir den niedrigen Diener. Als der ewige Sohn weiß er das natürlich. Dennoch steht hier nicht der Diener, sondern der Sohn. Der Geist wacht über seine Person. So wird er auch in 16,19 Herr genannt, der vom Himmel zusammen mit den Jüngern seinen Dienst vollbringt.
Geburt, Herkunft und Jugend des Herrn werden nicht erwähnt. Das ist für einen Diener nicht wichtig, sondern der Dienst ist wichtig.
Wir finden in diesem Evangelium recht wenige Reden des Herrn Jesus (in Kap. 4 und 13 längere Ausführungen). Er lehrt oft, es wird aber häufig nicht mitgeteilt, was Er redete.
Er übt unermüdlich und ohne Verzögerung seinen Dienst aus (40-mal „sogleich“); insgesamt im Neuen Testament nur ca. 80-mal. – Bereits 9-mal in Kapitel 1. Natürlich ist das Wort nicht immer auf Ihn bezogen. Er handelt sofort, und andere reagieren sofort.
Die Bescheidenheit des Herrn: Als Diener zieht Er sich sofort zurück, wenn die Aufmerksamkeit auf Ihn fällt (bereits in Kap. 1,37.44.45). Das gilt auch für uns.
Markus ist chronologisch, das ist typisch für einen Bericht über den Dienst.
Dieses Evangelium enthält eine sehr lebendige Beschreibung. So zum Beispiel in Kapitel 1 vier kleine Einzelheiten, die die anderen nicht erwähnen („gebückt“ – V. 7; „sah er die Himmel sich teilen“ – V. 10; „unter den wilden Tieren“ – (v. 13); „mit den Tagelöhnern“ – V. 20; „indem er sie bei der Hand ergriff – V. 31). Markus schreibt wie ein Fotograf Bilder macht.
Markus war wohl ein Levit, da er ein Verwandter von Barnabas war (Kol 4,10)
Markus zitiert kaum aus dem Alten Testament, jedenfalls keine Stellen, die sich auf den Herrn beziehen (mit Ausnahme von Kap. 1,2.3).
Markus schrieb wahrscheinlich von Rom aus, und zwar für die Römer (siehe Tabelle).
Einteilung der Kapitel 1–10: Die Person und der Dienst des Herrn Jesus – auch seine Verwerfung (Kap. 1–5) – Der Widerstand tritt deutlicher ans Licht – der Diener wird verworfen (Kap. 6–10).
Der erste Abschnitt dieses Evangeliums (Kap. 1–6) endet mit dem Tod und dem Leben; so auch der zweite Teil (Kap. 7–13). So endet schließlich auch der dritte Teil (Kap. 14–16) mit dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus.
Christus hat Knechtsgestalt angenommen, nicht auf eine äußere Weise, sondern innerlich, dem Wesen nach (moryhv).
Vergleich der vier Evangelien
Evangelium | Empfänger | Beschreibung Christi als | Symbol (Off 4) | Die Jünger |
Matthäus | Juden | Messias, König der Juden | Löwe | Jünger |
Markus | Römer | Diener | Kalb | Diener |
Lukas | Griechen | wahrer Mensch | Mensch | Söhne Gottes im Haus |
Johannes | die ganze Welt | Sohn Gottes | Adler | Kinder Gottes in der Familie |
Quellenverzeichnis
Darby, J.N., Synopsis
Darby, J.N., Notes and Comments, Vol. 5, S. 210–312
Darby, J.N., Collected Writings, Vol. 24, S. 233–333
Grant, F.W., Numerical Bible
Kelly, William, Exposition of the Gospel of Mark
Ouweneel, W.J., Die Herrlichkeit des Herrn Jesus in den vier Evangelien
Ouweneel, W.J., Tonbandaufnahmen
Kapitel 1
Einleitung
Geburt und Herkunft des Herrn Jesus werden nicht erwähnt. Das ist für einen Diener nicht wichtig.
Der Messias kommt zu seinem Volk. Das ist ein gewaltiger Segen. Doch zuvor muss die Frage der Sünde des Volkes behandelt werden: Deshalb finden wir zuerst Verkündigung der Buße und Taufe durch Johannes.
Zum Dienen braucht man Kraft und ein williges Herz. Der Herr tat als abhängiger Mensch alles in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Beweggrund war die Liebe.
Einteilung1
Johannes der Täufer (V. 1–8)
Jesu Taufe und Versuchung (V. 9–12)
Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa (V. 13.14)
Die Berufung der ersten Jünger (V. 16–20)
Jesus in Kapernaum (V. 21–39)
Die Heilung eines Aussätzigen (V. 40–45)
Vers 1
Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes: Dieses Evangelium ist das Evangelium Jesu Christi. Das Auftreten Johannes des Täufers und die Verkündigung durch den Herrn sind eng miteinander verbunden.
Evangelium: Eine frohe Botschaft, nicht nur eine Predigt oder Lehre, nein, hier ist ein Diener, der eine gute Botschaft bringt. Er selbst, der Knecht, ist der Inhalt des Evangeliums (Röm 1). Auch wir sollen Menschen werden, die – selbst befreit von der Sünde – eine gute Botschaft bringen. Es ist nicht nur die Botschaft der Vergebung der Sünden, sondern wir sind auch Söhne des Reiches.
Der Sohnes Gottes: Er ist der Sohn Gottes. Das bestätigen die beiden Zitate. Sie legitimieren ihn (a) als den Ewigen, der zu seinem Volk kommt, und (b) Johannes den Täufer als seinen Vorläufer.
1 Siehe http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/markus/↩︎